• 21.05.2005 12:47

Bell: "Wir wissen, was wir zu tun haben"

Der Technische Direktor von Renault mit einer ausführlichen Analyse der aktuellen Kräfteverhältnisse in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wir haben ein Viertel der Saison absolviert und der R25 genießt nicht mehr den Vorteil der ersten Rennen - wie schneidet das Team im Rennen der Weiterentwicklung der Autos in Relation zum Wettbewerb ab?"
Bell: "Ich denke, dass wir in dieser Saison zwei Teams als Hauptrivalen haben: McLaren und Ferrari. Es gibt keinen Zweifel daran, dass Ferrari ein gutes Auto hat, aber sie wurden in Imola sicherlich von den Reifen angetrieben und diese Leistung könnte eine einmalige Sache gewesen sein. Sie werden aber dennoch für den Rest der Saison ernsthafte Gegner sein. Was McLaren betrifft, es ist keine Überraschung, sie dort zu sehen, wo sie sind. Sogar während des Winters ging es eng zu, wer von uns auf Longruns schneller war. Meiner Meinung nach war das Tempo von Kimi in Imola echt und das bedeutet, dass wir sogar noch härter arbeiten müssen."

Titel-Bild zur News: Bob Bell

Bob Bell ist optimistisch, dass Renault den WM-Titel einfahren kann

Frage: "Das Auto wurde in Monaco mit einem umfangreichen neuen Paket ausgestattet, wie dies McLaren in Spanien tat. Wird dies ein bedeutender Schritt nach vorn sein?"
Das denke ich. Der Rückstand ist im Moment nicht groß, vielleicht ein paar Zehntelsekunden pro Bell: "Runde. Sie hatten in Barcelona ein neues Aerodynamikpaket und wir haben für Monaco ein großes Update. Ich denke, dass es in Bezug auf das Timing von Updates ein ständiges Hin und Her geben wird. Das Rennen bis zum Ende der Saison wird eng werden und es wird von jenem Team gewonnen, das über die bessere Zuverlässigkeit verfügt und in der Lage ist, das Entwicklungstempo mitzugehen. Wir wissen, was wir zu tun haben."#w1#

Frage: "McLaren und Ferrari verfügen beide über mehr Ressourcen als Renault - wird das ein Nachteil sein?"
Bell: "Auf dem Papier sollten sie bessere Arbeit verrichteten, da sie über bessere Ressourcen verfügen als wir. Aber wir fahren nicht auf dem Papier und ich habe enormes Vertrauen nicht nur in die Fähigkeit unseres Teams, kreativ zu sein und mit Ideen anzukommen, die wir brauchen, um die Leistung zu verbessern, sondern auch Vertrauen in die extrem effiziente Art und Weise, in der wir arbeiten, um Teile an das Auto zu bringen, die den Unterschied ausmachen werden. Ich denke, dass wir mit ihnen im Verlauf des Jahres mithalten können."

Frage: "Lass uns über die beiden Fahrer des Teams sprechen. Über Fernando wurde zu Beginn des Jahres viel gesprochen..."
Bell: "Wenn man über die besten Fahrer im Feld spricht, dann wird Fernando unter den Namen sein, die man zu hören bekommt - zusammen mit Michael und Räikkönen, die alle sehr stark sind. Aber man kann nicht die Tatsache ignorieren, dass wir Fisi mit seinem Auto haben hängen lassen und er in diesem Jahr fantastische Arbeit geleistet hat. Wir haben ihn in Melbourne siegen sehen und er flog in Barcelona - er wäre sicherlich Zweiter geworden. Ich habe viel Respekt vor dieser Fahrt, vor seinen Leistungen und seiner Einstellung in diesem Jahr bisher."

Frage: "Wenn man sich Fernando anschaut, denkst du dann, dass er sich im Vergleich zu 2004 verbessert hat?"
Bell: "Ich denke, dass Fernando so fährt, wie er das in den letzten Rennen vergangenen Jahres tat, als er sich mehr der Sache widmete und sich vielleicht persönlich weiterentwickelt hat. Im Verlauf des vergangenen Jahres war er unglaublich schnell, aber wir haben auch gesehen, dass er selbst gereift ist. Noch wichtiger ist, dass er ein extrem intelligenter Rennfahrer ist, Probleme erkennen oder mit ihnen umgehen kann. Diese Reife, wie wir sie in Imola unter dem Druck von Michael oder in Spanien gesehen haben, ist bemerkenswert."

Frage: "Wie bewertest du die Leistung des Wettbewerbs - haben sie dich überrascht?"
Bell: "Ich denke, dass Jarno einen großartigen Start in das Jahr hatte. Das ist keine Überraschung, denn wir hatten schon immer Respekt vor seinen Fähigkeiten, aber er hat in diesem Jahr damit begonnen, zu zeigen, dass er auf eine Renndistanz gesehen so schnell ist wie jeder andere, wenn er sich in der richtigen Situation befindet. Er hat ein paar sehr solide Leistungen gezeigt, auf oder knapp vor dem Podium, und das war gut zu sehen. Technisch gesehen gibt es keinen Zweifel daran, dass Toyota über den Winter unglaubliche Arbeit geleistt hat, um einen solch großen Schritt nach vorn zu machen. Williams hat noch nicht jenen Speed gezeigt, den wir hätten erwarten können, und McLaren ist dort, wo er sie erwartet haben. Was Ferrari angeht, so ist ihr Auto technisch sehr gut und sehr schnell, aber ich war ein bisschen überrascht, wie sie den Start der Saison angegangen sind. Die Entscheidung, für die ersten paar Rennen kein neues Auto zu produzieren, dann die Einführung des 05er-Autos zu überstürzen, das war eine etwas ungewöhnliche Entscheidung von ihnen."

Frage: "Wir befinden uns jetzt an einem Punkt, an dem sich das freiwillige Testlimit, das Renault unterschrieben hat, auszuwirken beginnt. Stimmst du dem zu?"
Bell: "Ich denke, dass man erste Anzeichen sehen kann, dass uns das Agreement davon abhält, das zu tun, was wir normalerweise tun würden. Zweifellos sind unsere Tests dadurch effizienter geworden, denn wir sind dazu gezwungen, Prioritäten zu setzen und auf schlechtes Wetter zu reagieren. Diesbezüglich hat Ferrari einen klaren Vorteil, denn wenn es darum geht, Teile für das Rennen bei einem Test freizugeben, muss man bestimmte Deadlines einhalten. Wenn sich dann das Wetter einmischt, kann sich das sehr ernsthaft auf die Weiterentwicklungsrate auswirken. Aber wir haben uns nun einmal für dieses Agreement entschieden - und wir haben vor, uns daran zu halten. Dadurch werden in Relation zu letztem Jahr auf jeden Fall Kosten eingespart."

Frage: "Ihr seid nicht das einzige Team auf Michelin-Reifen. Stellt das einen signifikanten Vorteil in Sachen Reifen dar?"
Bell: "Es besteht kein Zweifel daran, dass die beiden Reifenhersteller sehr unterschiedlich an ihre Sache herangehen. Michelin hat vielleicht mehr Testkilometer zurückgelegt, weil sie mehr Teams ausrüsten, aber ich bin nicht so überzeugt davon, dass das ein gewaltiger Vorteil ist. Man muss ja auch berücksichtigen, dass jedes Team unterschiedliche Präferenzen hat. Diese Bedürfnisse müssen unterstützt werden, auch wenn sie sich einmal mit einem anderen Team verqueren. Da muss es Fairness geben."

Frage: "In Monaco habt ihr bislang einen konkurrenzfähigen Eindruck hinterlassen..."
Bell: "Alles ist nach Plan gelaufen bis jetzt. Wir haben damit gerechnet, hier schnell zu sein, und das hat sich bestätigt. Die neuen Aerodynamikteile funktionieren wie erwartet. Die Fahrer haben keine Fehler gemacht und schlagen sich exzellent. Ich sehe keinen Grund, weshalb es nicht so weitergehen sollte."