"Bedeutende Neuausrichtungen" bei Williams

Der neue Williams-Chefingenieur Mark Gillan lobt die Arbeit der neuen Technikspitze und erklärt, wie man nun nach vorne kommen will

(Motorsport-Total.com) - Williams stagniert weiter. Der Grand Prix von Südkorea reihte sich nahtlos in eine Serie von Debakeln des britischen Traditionsteams in der Saison 2011 ein - die Punkte waren einmal mehr außer Reichweite. Dennoch gibt sich der neue Chefingenieur Mark Gillan nach den ersten Wochen für die Zukunft äußerst zuversichtlich, auch wenn sich das auf der Rennstrecke noch überhaupt nicht zeigt.

Titel-Bild zur News: Mark Gillan

Mark Gillan spürt bei Williams nach seiner Ankunft eine Aufbruchstimmung

Nach Technikchef Mike Coughlan im Juni und Chefaerodynamiker Jason Somerville im August komplettierte Gillan im September die neue technische Führung von Williams. Der Auftakt verlief vielversprechend, meint der Chefingenieur: "Jason widmet sich der Neustrukturierung der Aerodynamik-Abteilung. Ich kümmere mich um den operativen Bereich und Mike ist in der Fabrik aktiv. Es funktioniert prima. Ich bin zwar erst seit drei Wochen dabei, doch es läuft sehr positiv."

Wie das neue Technik-Führungstrio arbeitet

Gillan kennt Somerville aus gemeinsamen Toyota-Zeiten, doch obwohl der Brite bis 2001 bei McLaren arbeitete, traf er dort nicht auf den späteren Technikchef Coughlan. "Er stieß einige Monate nach meinem Abschied dort zum Team", erklärt Gillan den Grund. Dennoch ist er "guter Dinge, was unsere Fortschritte anbelangt. In den vergangenen Wochen gab es doch bedeutende Neuausrichtungen. Wir konzentrieren uns auf Kernbereiche."


Fotos: Williams, Großer Preis von Südkorea


Der Chefingenieur gibt Einblicke in die neue Arbeitsweise bei Williams, die dem abgestürzten Rennstall bald zu neuen Höhenflügen verhelfen soll. "Mike, Jason und ich arbeiten zusammen, was die tägliche Kommunikation mit Adam Parr betrifft. Ed Wood ist ebenfalls mit eingebunden. Wir treffen uns jeden Tag und diskutieren über die weitere Vorgehensweise. Das klappt prima, denn jeder hat seinen eigenen Bereich. Wir ergänzen uns und treten uns nicht gegenseitig auf die Füße. Das ist gut. Wir haben die nötigen Werkzeuge im Team, nun gilt es, diese auch anzuwenden, um gute Fortschritte zu erzielen."

"In den vergangenen Wochen gab es doch bedeutende Neuausrichtungen." Mark Gillan

Geduld ist gefragt

Doch warum hat sich die Ankunft von Coughlan und Somerville, die nun doch schon seit einigen Monaten in Diensten von Williams stehen, noch überhaupt nicht auf die Performance auf der Strecke niedergeschlagen? "Am wichtigsten ist, langfristig zu denken", meint Gillan. "Wir müssen alle Bereiche des Fahrzeugs optimieren, die noch nicht so effizient arbeiten, wie sie es tun sollten. Wir haben eine Prioritäten-Liste. Zunächst wollen wir uns den Elementen widmen, die uns am meisten Vorteile bescheren können. Dadurch erhalten wir den maximalen Nutzen aus den Ressourcen, die wir investieren." Man wisse daher, was man tun müsse, weiß aber auch: "Es wird nur nicht über Nacht passieren."

Das bedeutet aber nicht, dass man das aktuelle Auto bereits aufgegeben hat. "Wir versuchen, noch in diesem Jahr einige Probleme am FW33 auszumerzen, damit wir uns mit dem FW34 nicht erneut damit herumschlagen müssen", gibt Gillan einen Einblick in die Herangehensweise. "Wir wollen uns deutlich steigern. Wir wollen in eine Position gelangen, in der wir zufrieden sein können. Das ist das große Ziel, denn im Augenblick ist niemand im Team zufrieden. Wir müssen bei der Entwicklung viel Druck machen."

"Wir versuchen, noch in diesem Jahr einige Probleme am FW33 auszumerzen." Mark Gillan

Fortschritte in Indien?

In Südkorea setzte Williams einen neuen Front-, einen neuen Heckflügel sowie einen neuen Unterboden ein. "Manches davon war bereits in Japan am Start, doch dort waren wir am Freitag auf diverse Probleme gestoßen", sagt Gillan. "Es ist also sehr zufriedenstellend, dieses Paket nun zu fahren."

Dass sich dadurch kein enormer Sprung nach vorne einstellte, kam für den Chefingenieur nicht überraschend. "Es handelt sich um einen kleinen Schritt." In Indien verspricht man sich hingegen deutlich mehr: "Wir freuen uns schon auf Indien, denn dort wird ein größerer Fortschritt erfolgen. Für uns ist wichtig, weiterhin ein gutes Verständnis von unserem Paket zu haben. Außerdem wollen wir uns verbessern, denn der Abstand zu den führenden Teams ist doch recht gewaltig, kein Zweifel."

"Im Hinblick auf 2012 müssen wir sicherstellen, keinen Trend zu verpassen." Mark Gillan

Der Großteil der Konkurrenz fließt aber bereits in die Vorbereitung des FW34, der das Team aus der Sackgasse manövrieren soll. "Im Hinblick auf 2012 müssen wir sicherstellen, keinen Trend zu verpassen und sollten alle denkbaren Hilfsmittel ausnutzen", beschreibt er die aktuelle Aufgabe. "Die Aerodynamik ist sicher der Bereich, der den größten Unterschied ausmacht. Es gilt, die Bereiche mit Potenzial zu sichten und auszunutzen, in denen am meisten zu holen ist."