Barrichello: "Wir wissen, dass das Auto überall schnell ist"
Honda-Pilot Rubens Barrichello in der PK über seinen Geburtstag, seine Chancen in Qualifying und Rennen sowie seinen Lernprozess seit Saisonbeginn
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Rubens, wieder ein Jahr älter, seit gestern bist du 34. Immer zum Grand Prix von Monaco..."
Rubens Barrichello: "Ja, das ist zu einer richtigen Gewohnheit geworden. Aber wenn man älter wird, muss man ja keine Partys mehr feiern. Dann ist es einfach ein weiteres Jahr. Aber ich habe meinen Geburtstag gestern sehr genossen. Ich habe nicht gearbeitet, darum war es schön, bei meiner Familie zu sein. Zum ersten Mal haben wir einen Kuchen gebacken. Das war ganz okay."

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Rubens Barrichello malt sich in Monaco Chancen auf ein gutes Ergebnis aus
Frage: "Das Qualifying scheint nun ein ganzes Stück besser zu laufen - aber wie sieht es im Rennen aus?"
Barrichello: "Ehrlich gesagt denke ich, dass Barcelona ein ganzes Stück besser verlaufen hätte können. Auch wenn ich von vielen Leuten gehört habe, die davon gesprochen haben, dass ich Jenson (Button; Anm. d. Red.) aufgehalten hätte, glaube ich nicht, dass dies der Wahrheit entspricht. Wir hatten dort eine gute Geschwindigkeit. Er wäre vielleicht etwas schneller gefahren, aber das hätte nicht sein ganzes Rennen verändert. Ich habe aufgrund des Benzindrucks fünf bis sechs Sekunden auf dem Weg zur Box verloren, da sich der Sprit nicht gesammelt hat."#w1#
"Daher hatte ich noch einiges an Sprit im Tank, als ich in die Box kam. Da das Team nicht wusste, wo das Problem lag, haben sie mir eine Menge Sprit ins Auto gepumpt, so dass ich das Rennen mit ein bisschen mehr Sprit beendet habe, als wir das berechnet hatten, womit das Auto deutlich schwerer war. Deshalb war die Geschwindigkeit nicht besonders gut. Ansonsten denke ich, dass unsere beiden Autos nahe an Räikkönen dran gewesen wären, aber es gab keine Möglichkeit, das Rennen vor ihm zu beenden, das ist alles. Aber ich denke, dass Barcelona in Bezug auf unsere generelle Geschwindigkeit ein Schritt nach vorne war."
Frage: "Was ist hier für dich möglich, mit einer guten Startposition?"
Barrichello: "Unser Qualifying ist definitiv gut, und ich denke, das Auto sollte hier wirklich gut funktionieren. Das Problem wird jedoch sein, einfach zur richtigen Zeit auf der Strecke zu sein. Ehrlich gesagt denke ich, dass wir hier ein anderes Qualifying-System verwenden sollten, denn vermutlich werden sich gerade einmal fünf Prozent von uns hinterher nicht über das Qualifying beschweren und sagen, dass wir eine freie Runde hatten, und der Rest wird nur über den Verkehr sprechen, sogar im letzten Abschnitt."
"Vielleicht im dritten Teil nicht ganz so stark, aber der erste Teil wird wirklich die Hölle werden. Man muss den Leuten am Donnerstag wirklich eine Menge Raum geben und dann abwarten, ob sie sich am Samstag daran erinnern und das beherzigen, denn wenn jemand langsam aus den Boxen fährt und über Gott und die Welt nachdenkt, dann wird das in gewisser Weise richtig gefährlich. Wenn man allerdings mit Vollgas den Berg zum Casino Square hochfährt, dann kann man dort ein bisschen Platz machen."
Frage: "Angesichts der Tatsache, dass dies ein so spezieller Grand Prix und eine solch spezielle Strecke ist: Was ist deiner Meinung nach die kritischste, die gefährlichste und die schwierigste Stelle auf diesem Kurs, und wo ist deine bevorzugte Überholstelle, wenn es denn überhaupt eine gibt?"
Barrichello: "Ich denke, dass es in der Tat eine sehr schwierige Strecke ist und wahrscheinlich überall gefährlich. Das ist daher wirklich sehr speziell. Am Beginn des Jahres habe ich einen Freund gefragt, der in der IRL fährt, wo er in der Formel 1 gerne fahren würde, und er sagte mir, in Monaco. Darum ist dieses Rennen so speziell."
"An diesem Wochenende werde ich in diesem Grand Prix in seinen Farben antreten, und ich werde in Indianapolis an diesem Wochenende fahren - dort wird ein Auto mit meinen Farben unterwegs sein - und daher ist Monaco so speziell. Ich denke, auch Indianapolis ist ebenso speziell, so dass wir für dieses Wochenende die Farben getauscht haben. Ich glaube nicht, dass es irgendeine Stelle zum Überholen gibt, und es ist überall gefährlich, aber es ist lustig. Casino Square ist womöglich die beste Stelle."
Frage: "Meinst du mit den Farben die Helmfarben?"
Barrichello: "Ja."
Frage: "Man kann immer mehr über das Team, das Auto und die Reifen lernen, aber woran merkt man, dass man sich in diesem Lernprozess befindet?"
Barrichello: "Ich denke, dass das Team sehr hart gearbeitet hat. Wenn die Leute denken, dass die Ergebnisse traurig für mich waren und ich nicht dort gewesen sei, wo man mich erwartet hätte, dann kann ich versichern, dass ich hart gearbeitet habe. Ich war zu Beginn mit den Bremsen nicht glücklich, und es lief einfach sehr unglücklich, dass wir uns in Australien aufgrund des Verkehrs schlecht qualifiziert haben."
"Das sage ich, weil sich seitdem eine Verbesserung eingestellt hat, und es wird nach wie vor immer besser, aber ich bin noch immer nicht komplett mit dem Auto glücklich, in der Art und Weise, wie es sich im Rennen verhält, speziell die Traktionskontrolle. Honda arbeitet sehr hart, und wir haben jedes Mal, wenn wir wieder auf die Strecke gegangen sind, neue Teile getestet. Wir wissen, dass das Auto überall schnell ist. Und wir wissen auch, dass wir diese Geschwindigkeit für das Rennen halten müssen, aber ich habe ein sehr gutes Gefühl. Außerdem ist hier einer der Orte, an dem ich denke, dass wir eine sehr gute Leistung zeigen können, und auch im Team geht alles sehr gut voran."
Frage: "Ich erinnere mich, dass du in Australien gesagt hast, dass du es schwierig fandest, in das Team zu kommen und ein Auto vorzufinden, dass vorrangig für Jenson Buttons Fahrstil abgestimmt war. Hast du bei deinen Verbesserungen in den vergangenen Rennen auch deinen Fahrstil umstellen müssen?"
Barrichello: "Ab einer gewissen Zeit muss man sich an bestimmte Dinge gewöhnen. Man kann nicht einfach vom einen in ein anderes Auto springen. An dem Auto funktionierten in erster Linie Bremsen und Traktionskontrolle gleich - und man hat Unterschiede in der Balance, in der Art, wie man das Auto fahren muss, in der Sitzposition und all diesen Dingen - aber es verhielt sich komplett anders in Bezug auf das Bremssystem. Ich trete härter auf die Bremse als Jenson, und ich habe den Biss der Bremsen nicht gespürt."
"Um ehrlich zu sein, war das ein bisschen eine Unerfahrenheit innerhalb des Teams. Beim testen habe ich immer wieder gesagt: 'Die Bremsen, die Bremsen, die Bremsen.' Und sie sagten: 'Okay, für das Rennen werden wir neue Teile haben, und damit wird alles in Ordnung sein.' Wenn dann das Rennen kam, war jedoch alles gleich. Daher habe ich so lange gebraucht, und nach zwei oder drei Rennen, als wir neue Komponenten getestet haben, haben wir tatsächlich etwas gefunden; und das habe ich dann verbessert."
"Ich wurde bis zu einem gewissen Punkt mit dem Auto vertraut, aber ich sagte ihnen, dass ich immer hinter Jenson her fahren würde, wenn das Auto mir nicht entgegen kommen würde, da ich lernen musste, wie er das Auto fährt. Daher bin ich mir sicher, dass die Dinge, die ich entwickelt habe, eventuell auch ihm helfen werden, ein Rennen zu gewinnen. Das ist also ein Berg, den wir gemeinsam besteigen."

