Barrichello: "Will mein Heimrennen gewinnen"

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Rubens, wie wichtig ist es, das neue Auto beim nächsten Rennen endlich dabei zu haben?"
Rubens Barrichello: "Ich glaube immer noch, dass das alte Auto konkurrenzfähig ist. Wenn man die pure Performance betrachtet, dabei die Benzinmengen und alles ins Auge fasst, dann sind wir noch immer vorne. Es sieht so aus, als sei das Auto ziemlich schnell. Die neuen Regeln haben jede Menge Aufregung in die Formel 1 gebracht. In Malaysia hatte Michael diese Kollision mit Trulli und es gab ein Chaos an der Spitze, vorne liegende Autos sind zurückgefallen. Ich schätze aber, wir sind wettbewerbsfähig. Letzte Woche habe ich das neue Auto getestet und ich bin erfreut, dass es schneller ist als das alte. Ich denke, es ist auch zuverlässig, weil ich einen ganzen Tag in Barcelona ohne Probleme fahren konnte. Danach hat Michael in Fiorano noch zwei Tage absolviert. Nächste Woche werden wir noch viel mehr testen und ich hoffe dann auf ein Debüt in Imola. Was mich angeht, ist das das Ziel, aber ich habe noch nicht nachgefragt, ob schon eine Entscheidung gefallen ist."

Frage: "Die FIA geht bezüglich des 'HANS'-Systems ziemlich scharf vor. Kommst du jetzt notgedrungen besser damit zurecht?"
Barrichello: "Ich habe etwas verändert, verwende jetzt eine ähnliche Version wie McLaren und das hat es besser gemacht. Mein Problem ist nicht nur das Tragen von 'HANS', ich bin damit auch nicht fest genug im Sitz. Ich habe es gern eng im Sitz und mit 'HANS' war das bisher nicht möglich. Mit den doppelten Gurten scheinen die Schwierigkeiten nun aber beendet zu sein. Trotzdem finde ich noch immer, dass das System nur von denen eingesetzt werden sollte, die es auch wollen. Aber ich habe keine Probleme mehr damit."

'HANS' jetzt kein Problem mehr

Frage: "Macht es bezüglich 'HANS' einen Unterschied, dass hier gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird?"
Barrichello: "Am Anfang dachte ich, ich würde 'HANS' dauernd berühren, weil ich gerne meinen Kopf stark in die Kurven lege, aber es scheint okay zu sein. Ich glaube nicht, dass es eine Rolle spielen wird."

Frage: "Kannst du erklären, weshalb du dich mit dem Doppelgurt-System komfortabler fühlst?"
Barrichello: "Natürlich. Da ist ein Gurt unterhalb der 'HANS'-Einheit und einer darüber. Der untere Gurt ist eigentlich genau wie bisher und der obere befestigt 'HANS' und den Helm. Es gibt zwei Punkte für den unteren Gurt und einen für den oberen und wenn ich die Gurte enger ziehen will, kann ich das machen."

Frage: "Hat dich schon jemand darauf aufmerksam gemacht, dass 1973, 1983 und 1993 Brasilianer hier gewonnen haben?"
Barrichello: "Dann müsste 2003 ich dran sein! Ich habe gestern schon in einer anderen Pressekonferenz gesagt, dass ich an solche Dinge nicht glaube. Von der Welt der Formel 1 habe ich dazu ein viel zu realistisches Bild. Ich werde alles daran setzen, dieses Rennen zu gewinnen. Wahrscheinlich wäre es genau wie ein WM-Titel, mein Heimrennen hier zu gewinnen. Ich bin fokussiert, besser denn je und hoffe, dass ich den Job diesmal gemeinsam mit dem Team hinkriege."

Frage: "Michael hat letztes Jahr hier gewonnen, aber die Kombination Michelin/Williams war eigentlich schneller. In Malaysia hatte die andere Reifenmarke in der Hitze ebenfalls die bessere Konstanz. Erwartest du hier ähnliche Voraussetzungen oder glaubst du, du kannst das Rennen gewinnen?"
Barrichello: "Das stimmt, aber wir waren in Malaysia trotzdem recht konkurrenzfähig, obwohl McLaren schwer zu schlagen war. Die Geschichte hätte anders laufen können, wenn der Start anders gelaufen wäre, aber es gibt kein Wenn. Ich denke, dass wir hier etwas konkurrenzfähiger sein könnten."

Acht Jahre nur Pech in Interlagos

Frage: "Du bist hier acht Jahre nicht ins Ziel gekommen. Spürst du deswegen einen besonderen Druck oder wäre jetzt jedes Resultat ein Bonus?"
Barrichello: "Früher war Brasilien ja immer das erste Rennen. Als ich bei Jordan und Stewart gefahren bin, kamen wir meistens ohne simulierte Renndistanz hierher und da ging es eben manchmal schief. Dann waren da und dort ein paar Fehler, aber es überrascht mich, dass ich mit Ferrari noch nie ins Ziel gekommen bin. Irgendwann werde ich aber ein Rennen überstehen. Ich sehe keinen Sinn darin, deswegen jetzt auf Ankommen zu fahren. Ich fahre für eines der wettbewerbsfähigsten Teams und habe die Chance, das Rennen zu gewinnen. Das werde ich versuchen."

Frage: "Vor dieser Pressekonferenz wurde ein Foto mit dir in der Mitte und zwei deiner Landsleute gemacht. Wäre es nicht schön, wenn es auch am Sonntag nach dem Rennen so sein könnte?"
Barrichello: "Das wäre ein Traum, nicht wahr? Dann würden wir wie Guns'n'Roses vom Podium in die Menge springen..."

"Foul-Attentat" auf Michael Schumacher

Frage: "Michael hat gestern Fußball gespielt. Warum nicht auch du?"
Barrichello: "Habt ihr gesehen, wie ihm dieser Typ einmal zwischen die Beine gehauen hat (lacht)? Das wollte ich mir nicht antun. In Brasilien wird jetzt geredet, dass er kein guter Fußballer ist..."

Frage: "Wie viel hast du dem Typen bezahlt, damit er das macht (lacht)?"
Barrichello: "Das ist ein Geheimnis! Nein, im Ernst, ich hätte gerne mitgemacht, aber die Leute müssen verstehen, dass das für mich eine hektische Woche ist, ich muss alle möglichen Dinge für Sponsoren erledigen und hatte einfach nicht die Zeit dafür. Ich wäre gerne dabei gewesen. Eigentlich bin ich zwar ein Fan der Corinthians, aber Santos ist auch okay."

Frage: "Begrüßt du die Entscheidung, dass die Traktionskontrolle jetzt bis Saisonende bleibt?"
Barrichello: "Mir ist das egal. Ich habe es ganz gern, wenn mein Auto ein bisschen rutscht, auch wenn ich keiner bin, der jede Kurve seitlich andriftet. Ich mag es, selbst die Kontrolle zu haben. Es wäre aber wahrscheinlich zu hektisch gewesen, die Traktionskontrolle mitten in der Saison abzuschaffen. Wir fahren diese Saison jetzt so zu Ende und beginnen die neue dann, wenn alle besser darauf vorbereitet sind. Wir haben ja nur noch einen Regenreifen. Wenn es in Silverstone geregnet hätte und das auch noch ohne Traktionskontrolle, hätte es zu gefährlichen Situationen kommen können."