Barrichello: Teamwechsel brachte kulturelle Unterschiede
Honda Pilot Rubens Barrichello hat sich inzwischen gut an sein neues Umfeld gewöhnt, Zusammenarbeit mit Button läuft gut - Ferrari wird nicht dominieren
(Motorsport-Total.com) - Rubens Barrichello hatte nach seinem Wechsel von Ferrari zu Honda zu Saisonbeginn Eingewöhnungsschwierigkeiten, konnte sich inzwischen jedoch gut an sein neues Umfeld gewöhnen und mit seinem Teamkollegen Jenson Button mithalten. Zuletzt am Nürburgring konnte er mit Rang fünf wichtige Punkte für sein Team einfahren.

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Rubens Barrichello hat sich bei Honda inzwischen gut eingewöhnt
Der größte Unterschied in seinem neuen Team seien dabei kulturell bedingt gewesen: "Wenn man manchmal in ein neues Team kommt, dann weiß man nicht, ob 'o.k.' für sie wirklich 'o.k.' bedeutet, darum muss man hart daran arbeiten, dass man sich gegenseitig richtig versteht", erläutert der Brasilianer im Interview mit 'ITV'. Diese Situation sei für ihn jedoch keineswegs neu: "Ich kenne das aus der Vergangenheit - ich habe bereits mit englischen, französischen, italienischen und ein bisschen mit japanischen Teams gearbeitet."#w1#
Kommunikationsprobleme zu Beginn
Barrichello gibt sich jedoch zuversichtlich, dass ihm die Kommunikation mit seinem Team inzwischen gut gelingt. Daneben habe er gleich zu Beginn festgestellt, dass "das Team sehr hart arbeitet", erklärt er. Von Ferrari sei er es gewohnt gewesen, dass schnell Lösungen für anfallende Probleme gefunden werden konnten: "Ich denke, hier bei Honda sind sie dazu auch in der Lage - sie müssen nur daran glauben", treibt er sein Team an.
Die Zusammenarbeit mit Button funktioniert derweil ebenfalls gut: "Er ist ein netter Kerl - als Teamkollege will er das Gleiche wie ich auch. Ich will nicht mehr haben als er, ich will lediglich das gleiche Material zur Verfügung haben, um mein Potenzial zeigen zu können. Er denkt da genauso", erklärt Barrichello, der nach Jahren bei Ferrari als Nummer zwei hinter Michael Schumacher offensichtlich froh darüber ist, bei Honda genauso behandelt zu werden wie sein Teamkollege.
Darüber hinaus sei Button "ein sehr guter Fahrer, und ich denke, dass der Wechsel von V10- auf V8-Motoren ihm zugute kam, denn er geht so sanft mit dem Gaspedal um, daher lag ihm der Wechsel zunächst mehr als mir", meint der Brasilianer. Sein absoluter Lieblings-Teamkollege wäre jedoch ein anderer Pilot: Ayrton Senna.
Renault nach wie vor besser als Ferrari
Dass sein Aufwärtstrend nach schwachen Leistungen zu Beginn der Saison ausgerechnet in Imola begann, verwundert angesichts der Tatsache, dass der 33-Jährige den Grand Prix von San Marino als das Rennen angibt, das er am wenigsten mag. Auf dem 'Autodromo Enzo e Dino Ferrari' erinnere ihn zu vieles an die Ereignisse von 1994, als er selbst im Training einen schweren Unfall hatte und kurz darauf sein Idol Ayrton Senna tödlich verunglückte: "Am Sonntag nach Imola bin ich mehr geschafft als nach jedem anderen Grand Prix."
Eines seiner beiden Lieblingsrennen dagegen, der Grand Prix von Kanada, steht in dieser Saison noch aus: "Ich liebe Kanada - das ist eines meiner Lieblingsrennen - und Melbourne auch. Beide Veranstaltungen haben eine wesentlich entspanntere Atmosphäre als die europäischen Rennen."
Vor der Saison hatte Honda angekündigt, in diesem Jahr um den WM-Titel mitfahren zu wollen. Davon ist man jedoch weit entfernt, dagegen hat Barrichellos früheres Team Ferrari Weltmeister Renault in den vergangenen beiden Rennen schlagen können. Dass die "Roten" nun zu einer erneuten Dominanz ansetzen werden, glaubt der Brasilianer jedoch nicht: "Sie haben ein gutes Auto - auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass sie bereits ein besseres Auto haben als Renault - und Michael ist in Topform, daher denke ich, dass sie um die Weltmeisterschaft kämpfen werden."
Barrichello ist gerne in seiner Heimat
So sehr Barrichello als Formel-1-Pilot in der Öffentlichkeit steht, freut es ihn immer wieder, in seine brasilianische Heimat zu kommen, um vom Stress der Königsklasse des Motorsports auszuspannen. Als seinen wertvollsten Besitz bezeichnet er überdies seine beiden Kinder, auch wenn diese natürlich kein richtiger Besitz seien. Daneben erleichtere ihm vor allem sein Flugzeug das Leben.
Angesichts des meist vollen Terminkalenders gefallen dem Honda-Piloten ruhige Abende zu Hause besonders, doch "ab und an ist es ganz gut, ein paar Drinks mit Freunden zu genießen." Vor allem Caipirinha in seiner Heimat Brasilien habe es ihm angetan. Ein Lieblings-Restaurant hat Barrichello übrigens nicht: "Ich habe da keinen Favoriten. Was ich am liebsten mag, wenn ich in Brasilien bin, ist, mir per Telefon Essen zu bestellen und zu Hause mit meiner Familie zu essen.
Daher sei sein Esszimmer in Brasilien quasi sein Lieblings-Restaurant, auch wenn "es eine Menge italienischer und japanischer Restaurants überall auf der Welt gibt, in denen ich gerne esse". Als Kind sei er überdies "relativ dick" gewesen, bevor er mit dem Beginn seiner Motorsportkarriere im Kart abnahm.
Heute ist Barrichello mit sich selbst sehr zufrieden, nachdem er eine seiner großen Schwächen in der Vergangenheit abstellen konnte: "Meine Einstellung, nie Selbstvertrauen zu haben, und das zu glauben, was in den Zeitungen stand, das habe ich enorm verbessert, darauf bin ich stolz. Abgesehen davon lebe ich ganz gut mit meinen Problemchen, und ich denke, dass ich mich jeden Tag verbessere, daher bin ich mit meinem Leben zufrieden", meint der 33-Jährige abschließend.

