Barrichello ist für Österreich 2002 dankbar

Rubens Barrichello sieht zehn Jahre später positive Aspekte in der Stallorder-Posse von Ferrari in Österreich 2002: "Formel 1 wurde aufmerksam"

(Motorsport-Total.com) - Die Szene ist auch knapp zehn Jahre später noch in "guter" Erinnerung: Grand Prix von Österreich 2002 auf dem damaligen A1-Ring in Zeltweg, Ferrari-Pilot Rubens Barrichello liegt bis zur 70. von 71 Runden in Führung, geht dann aber ausgangs der letzten Kurve urplötzlich vom Gas, um seinem in der Weltmeisterschaft führenden Teamkollegen Michael Schumacher den Sieg zu überlassen.

Titel-Bild zur News: Schumacher und Barrichello

Österreich 2002: Barrichello muss für Teamkollege Schumacher bremsen...

Die bis dato in dieser Form selten zuvor derart offensichtlich vorgetragene Stallorder von Ferrari sollte noch über Jahre Gesprächsthema im Formel-1-Fahrerlager bleiben und letztlich Auswirkungen auf das sportliche Reglement der Königsklasse haben. Knapp zehn Jahre später erinnert sich Barrichello an jenen Sonntag im Mai (Formel-1-Datenbank: Grand Prix von Österreich 2002).

"An diesem Tag haben wir aufgedeckt, was zuvor jahrelang Standard war in der Formel 1", sagt Barrichello in der Internet-TV-Sendung 'The Flying Lap'. "Mir selbst ist es vielfach wiederfahren, aber erst an diesem Tag wurde die Formel-1-Welt wirklich darauf aufmerksam", so der Brasilianer mit Blick auf das Thema Stallorder, welcher er als damalige Nummer zwei bei den "Roten" zum Opfer fiel.

Barrichellos heutige Einstellung zu diesem Thema überrascht: "Natürlich war ich damals sehr sauer, aber unterm Strich gab es an diesem Tag mehr Positives als Negatives", sagt er und hält fest: "Rückblickend betrachtet bin ich dankbar für diesen Tag, denn nur deswegen gibt es die heutigen Regeln, die eine Teamorder unterbinden." Der Siegerpokal des Grand Prix von Österreich 2002 steht bis heute bei Barrichello zu Hause...

Konfusion in Indianapolis

Im weiteren Verlauf der Saison 2002 geriet Ferrari im Zuge eines Zieleinlaufs noch einmal in den Fokus: Am 29. September beim Grand Prix der USA in Indianapolis. Diesmal war es Schumacher, der dem Rennen mit 68 Führungsrunden in 73 Umläufen klar den Stempel aufdrückte (Formel-1-Datenbank: Grand Prix der USA 2002).

Michael Schumacher, Rubens Barrichello

USA 2002: Barrichello gewinnt mit 0,011 Sekunden vor Schumacher Zoom

Ausgangs der Steilkurve - die berühmte Ziellinie "Yard of Bricks" bereits im Blickfeld - nahm der bereits als Weltmeister feststehende Ferrari-Pilot Gas weg, um mit seinem ihm folgenden Teamkollegen Barrichello ein Foto-Finish herbeizuführen.

"Als Michael vom Gas ging, habe ich das gleiche getan", erinnert sich Barrichello an die Situation. Der Brasilianer glaubte, dass ihm Schumacher den Sieg überlassen wollte. "Ich habe zu mir selbst gesagt: 'Einen solchen Sieg brauchst du nicht'. Dann ging er noch weiter vom Gas, was mich verwirrt hat."

"Ich denke, er war wohl auch etwas verwirrt, was den engen Zieleinlauf überhaupt erst möglich gemacht hat", so Barrichello, für den es "am Ende einfach Glückssache war, dass ich gerade so vorn lag". Sowohl im Vorfeld als auch in den Jahren danach "haben wir nie darüber gesprochen", versichert der Brasilianer.