Barrichello: "Ich dachte nur 'Um Gottes Willen!'"
Barrichello über seinen zweiten Saisonsieg, warum er sich im Rennen Sorgen machte und weshalb ihn Schumacher erschreckte
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Dies ist dein zweiter Sieg in dieser Saison, aber dies muss wohl ein ganz besonderer sein. Du hast ihn von der Pole herausgefahren, du hattest im Ziel Michael direkt hinter dir und ihr habt den Konstrukteurstitel gewonnen. Wird es eine große Party wie in Magny-Cours geben?"
Rubens Barrichello: "Das hoffe ich. Ich denke, dass es das wichtigste war, den Konstrukteurstitel gewonnen zu haben. Dieser ist für das Team und Michael hat das jetzt schon mehrere Male gesagt, wie gut sie sind und wie gut wir zusammen sind, es ist also eine Art Gedenkfeier. Manchmal hat man das Gefühl, dass man dieses oder jenes tun muss, um den Titel zu gewinnen, man fühlt sich ein wenig unter Druck, aber wir hatten ein großartiges Auto, ein großartiges Team, großartige Boxenstopps, es lief heute einfach alles großartig."

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Rubens Barrichello winkt seinen Fans in Ungarn zu
Frage: "Du hast schon gesagt, dass es eine Menge Druck gab, denn nach deinen zwei Boxenstopps bist du jeweils knapp vor Michael auf die Strecke gekommen. Hast du nach deinem zweiten Stopp einfach den Platz gehalten wie schon auf dem Nürburgring?"
Barrichello: "Ich würde nicht sagen, dass dies Pflicht war, aber wenn man eine Situation wie diese hat, dann konzentriert man sich nur darauf, das Rennen nach Hause zu fahren. Wie ich schon gesagt habe, hatten wir das beste Auto dort draußen, wir beschlossen also an einem gewissen Punkt, dass wir das Rennen jetzt einfach nur nach Hause fahren. Es ist schön, die beiden Autos im Ziel zu haben, den Konstrukteurstitel zu gewinnen und dann auch noch einen Doppelsieg herauszufahren ? das ist ein fantastisches Gefühl."
Frage: "Der Sieg heute bringt dich auf den zweiten Platz, fünf Punkte vor Ralf. Wie sehr freust du dich schon auf das nächste Rennen in Spa-Francorchamps?"
Barrichello: "Sehr! Es ist eines der besten Rennen im Jahr. Im letzten Jahr hatte ich kein sehr gutes Rennen, aber mit diesem fantastischen Auto und nach dem Gewinn des Titels denke ich, dass wir mit etwas weniger Druck dorthin gehen werden und wir versuchen, erneut eine so tolle Arbeit abzuliefern."
Frage: "Michael hat gemeint, dass er keinen so guten Start hatte, wie war denn deiner?"
Barrichello: "Ich konnte es kaum glauben, als ich nach hinten schaute und ich war so ungefähr zwei Autolängen vorne, da dachte ich mir, um Gottes Willen, bleib cool und bremse nicht zu spät. Es war wirklich ein Traum vom ersten Startplatz aus ins Rennen zu gehen, denn ich wusste, dass ich vom dritten Platz im letzten Jahr eine gute Möglichkeit hatte, David zu überholen. Es war auf meiner Seite sehr sauber und ich kam super weg. Das war sehr gut."
Frage: "Und danach verlief alles reibungslos?"
Barrichello: "Alles verlief reibungslos. Wir versuchten zunächst ein wenig die Hinterreifen zu schonen um zu sehen, ob wir Probleme bekommen würden, aber während dem Rennen hatten wir überhaupt keine Probleme, keine Temperaturprobleme, überhaupt nichts, gar nichts, was wir befürchtet hatten. Wir hatten in Bezug auf alles ein fantastisches Rennen, besonders für mich. Reifen und Motor, alles war wirklich perfekt."
Frage: "Hattest du dir Sorgen gemacht, als du bei deinen Stopps die Boxengasse entlang fuhrst, dass du nicht vor Michael wieder auf die Strecke kommen könntest?"
Barrichello: "Weiß du, das ist so eine Situation, in der man mit der Tatsache leben muss und wenn man aus der Boxengasse herausfährt, dann sieht man, was der Fall ist. Das ändert nichts daran und ich sage mir auch nicht, oh Gott, ich komme da oder da raus, man wäre da nur besorgt und das bringt nichts. Ich hatte einen guten und sicheren Boxenstopp, ich versuchte nie, zu übereifrig vorzugehen. Ich blieb einfach ruhig. Und als ich raus fuhr, war er mir beides Mal sehr nahe, aber es war gut, sehr gut."
Frage: "Michael sagte, dass er dich gar nicht überholen wollte, wie hast du dich gefühlt?"
Barrichello: "Wenn man einen solchen Weltmeister hat ? und das sage ich nicht, weil er mein Teamkollege ist ? aber wenn man einen solchen Champion hinter sich hat, dann steht man immer unter Druck. Das hängt nicht von der Situation ab, es ist immer ein schwieriges Rennen, besonders in Ungarn, denn man wird immer vom Risiko verfolgt, von der Strecke zu rutschen. Die Strecke war besonders außen sehr schmutzig, es war heute also ein Leichtes, einen Fehler zu begehen, Punkte und das Rennen zu verlieren. Ich hatte schon das Gefühl, dass es sehr schwierig war. Wir mussten uns konzentrieren und körperlich war es ebenfalls anstrengend, es war ein hartes aber gutes Rennen."
Frage: "War Michaels schnellste Rennrunde nicht ein wenig ein Schock für Dich?"
Barrichello: "Um ehrlich zu sein habe ich da gar nicht so sehr darauf geachtet. Ich schaute in den Spiegel? Ich fragte Ross, ob Michael ein Problem hat oder nicht, denn ich wusste nicht, was da los ist. Ich sah, dass auch seine Boxentafel gezeigt wurde, als sie meine raus hielten. Plötzlich, ich schaute nicht in meinen Spiegel, da war seine Boxentafel nicht mehr da, meine jedoch schon. Ich sagte mir, okay, konzentriere ich mich lieber auf mein Rennen. Und dann plötzlich, wie ein Schlag sah ich ein Auto hinter mir und dachte mir, um Gottes Willen. Er muss eine schnelle Runde gefahren sein. Ross sagte mir dann, dass ich bei den verbleibenden fünf Runden mir keine Sorgen machen müsse, er habe einfach nur Spaß?"

