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Barrichello gewinnt mit Galavorstellung
Mit einer Glanzleistung hat Rubens Barrichello den elektrisierenden Grand Prix in Silverstone gewonnen ? Schumacher nur Vierter
(Motorsport-Total.com) - So dramatisch, wie es die bunt durchgewürfelte Startaufstellung versprochen hat, verlief heute der Grand Prix von Großbritannien in Silverstone. Den Sieg sicherte sich mit der vielleicht besten Leistung seiner gesamten Laufbahn Rubens Barrichello (Ferrari) vor Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams) und Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes).

© xpb.cc
Die Safety-Car-Phasen verliehen dem heutigen Rennen unerwartete Würze
Zunächst sah es nicht nach einem Triumph für den Polesetter aus: Barrichello kam am Start schlecht weg und musste die Führung anfangs Jarno Trulli (Renault) überlassen, wurde auch noch von Räikkönen überholt. Als Vierter kam Ralf Schumacher (BMW-Williams) aus der ersten Runde zurück, dessen Bruder Michael (Ferrari) lag an fünfter Position. Das Feld fädelte sich dann schnell ein, Attacken gab es kaum.
Erste Safety-Car-Phase wegen McLaren-Teilen
In der sechsten Runde kam erstmals das Safety-Car auf die Bahn, weil David Coulthard die Schaumstoffeinlage im Cockpit verloren hat und Streckenposten das Teil entfernen mussten. Neben dem "Silberpfeil" kamen auch die beiden Toyotas an die Box, was sich einige Runden später als Goldgriff herausstellen sollte. Die Führung von zwei Sekunden, die sich Trulli schon aufgebaut hatte, war damit jedoch wieder dahin.
Im elften Umlauf begann dann die Galavorstellung von Barrichello, als er sich außen am zweitplatzierten Räikkönen vorbeibremste. Wenige Augenblicke später dann das nächste Highlight, als ein Verrückter die Hangargerade stürmte und das Safety-Car erneut zum Einsatz kam. Für viele war damit klar, dass Barrichello gewinnen muss, denn auch bei seinem Premierenerfolg in Hockenheim 2000 kam es zu einer derartigen Szene.
Verrückter stürmte unter Lebensgefahr die Strecke
Nachdem der Mann, der später festgenommen wurde, von einem Streckenposten weggezerrt werden konnte, ging das Rennen normal weiter ? aber mit wesentlich mehr Action als zuvor: Die Safety-Car-Phase nutzte das Feld fast geschlossen zum ersten Boxenstopp, wobei Michael Schumacher auf Platz 15 zurückfiel, weil er sich hinter seinem Teamkollegen anstellen musste. Zu den Gewinnern gehörte das Toyota-Team, welches plötzlich eine Doppelführung hatte.
Kimi Räikkönen drehte dann zwei Runden lang auf, ging zunächst an seinem Teamkollegen, dann an Panis (Toyota) vorbei, und heftete sich an die Fersen des führenden da Matta (Toyota). Letzterer fuhr in dieser Phase dank seiner Drei-Stopp-Strategie stark und setzte sich gemeinsam mit dem McLaren im Windschatten um mehr als zehn Sekunden von den Verfolgern auf. Zu denen gehörte Ralf Schumacher nicht mehr, nachdem er einen schlechten Michelin-Satz wechseln musste.
Barrichello legte in dieser Phase des Rennens wieder zu, drehte eine schnellste Runde nach der anderen, überholte davor aber außen in Bridge vor dessen Stopp Ralf Schumacher. Nach hinten durchgereicht wurde anschließend auch Trulli, wodurch sich Barrichello auf die Verfolgung der Führenden konzentrieren konnte. Das Problem da Matta erledigte sich durch dessen Boxenstopp, Räikkönen holte "Rubinho" aus eigener Kraft ein.
Tolle Aufholjagd von Michael Schumacher
Im Mittelfeld konnte sich indes Michael Schumacher fast unbemerkt mit einem späten Service nach vorne arbeiten. Der Deutsche lieferte sich ein elektrisierendes Duell mit Villeneuve (BAR-Honda), ging problemlos an Firman (Jordan-Ford) vorbei und knackte zwischendurch auch Alonso (Renault), der ? auf Punktekurs liegend ? in der 53. Runde mit Defekt bei Start und Ziel aufgeben musste. Teamkollege Trulli rettete wenigstens den sechsten Platz.
Unmittelbar nach der Serie der zweiten Boxenstopps holte Barrichello zum Generalangriff gegen Räikkönen aus und überholte den Finnen mit einem weiteren grandiosen Manöver in der Bridge-Kurve. Danach fuhr der Brasilianer völlig ungefährdet seinen Sieg nach Hause, während der "Iceman" wegen eines Ausritts auch noch Montoya passieren lassen musste und so nur auf Platz drei kam ? nur zwei WM-Punkte vor Michael Schumacher.
David Coulthard fiel vor heimischem Publikum nach gelungenem Start und Rennglück mit der Safety-Car-Phase wegen des irren Mannes auf der Strecke erst in der Schlussphase positiv auf, überholte da Matta und Trulli und wurde so immerhin Fünfter. Ein weiterer Lokalmatador, Jenson Button (BAR-Honda) sicherte sich als Achter einen Zähler, verpasste aber die Chance, in der letzten Runde sogar noch an da Matta vorbeizugehen.
Erstmals 2003 keine Punkte für Ralf Schumacher
Auf dem unbelohnten neunten Platz kam Ralf Schumacher ins Ziel, der dadurch in der Weltmeisterschaft hinter seinen Teamkollegen zurückgefallen ist. Zehnter wurde Villeneuve trotz eines Ausritts kurz vor Schluss, gefolgt von Panis, der aus seinem zwischenzeitlichen zweiten Platz keinen Nutzen ziehen konnte. Heinz-Harald Frentzen (Sauber-Petronas) verbesserte sich nach völlig verkorkstem Start noch auf Rang zwölf, Teamkollege Nick Heidfeld wurde 17. und Letzter.
Die Ausfälle rundeten neben Alonso Jaguar-Pilot Antonio Pizzonia, an diesem Wochenende überraschenderweise stärker als Webber und auch im Rennen vor ihm, sowie Giancarlo Fisichella ab. Letzterer erlitt in Becketts eine kollabierte Radaufhängung, zwang sein Fahrzeug in einen High-Speed-Dreher und vermied nur mit viel Glück eine Kollision mit Frentzen. Sein Teamkollege Firman wurde mit solider Vorstellung 13.
Sportlich war Silverstone 2003 in jeder Hinsicht ein Knüller: Barrichello fuhr das Rennen seines Lebens, überholte virtuos und war ein verdienter Triumphator ? am Podium unter Tränen. In der Fahrer-WM liegt er jetzt mit 49 Punkten an fünfter Stelle, 20 Zähler hinter dem führenden Schumacher. Vorne kann man damit inzwischen von einem Fünfkampf um den Titel sprechen, weil auch die BMW-Williams-Piloten noch alle Chancen haben.

