• 20.06.2005 00:48

Barrichello: "Ein sehr, sehr trauriger Tag"

Der Brasilianer konnte sich über Rang zwei nicht freuen - ein "trauriger Tag" mit einem "traurigen Rennen" und vielen Überraschungen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ein Doppelsieg für Ferrari, du auf Rang zwei. Dabei hättest du gewinnen können. Schildere uns bitte die Situation nach dem zweiten Boxenstopp."
Rubens Barrichello: "Es war sehr knapp. Ich konnte eine Lücke von etwas über drei Sekunden auffahren und dachte, dass es reichen würde. Ich hatte eine gute Runde nach dem Stopp, aber auf einmal sah ich ihn ankommen. Ich versuchte natürlich, vor ihm zu bleiben. Aber dann konnte ich nicht mehr einlenken und fuhr geradeaus. Aber es war ein trauriges Rennen, wie alle an die Box fuhren. In gewisser Weise möchte man dann selbst auch an die Boxen. Aber es war nicht unser Problem, die Leute verstehen das vielleicht nicht. Es gab viele, die uns gesehen haben und dachten, dass wir ein Problem hätten. Aber Bridgestone arbeitete gut und brachte den richtigen Reifen hierher. Wir fühlten uns gut. Wir hätten uns gut geschlagen, wenn die anderen auch auf der Strecke gewesen wären. Aber das waren sie nicht - ein trauriges Rennen. Ich habe höllisch angegriffen. Leider hatte ich nicht die richtige Strategie, aber ich hatte ein gutes Rennen, in einem traurigen Rennen."#w1#

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

So sollte kein Zweitplatzierter aussehen: Barrichello nach dem Rennen

Frage: "Gab es Probleme im Rennen, zum Beispiel wegen der herumliegenden Teile?"
Barrichello: "Ja, das konnte ich sehen. Wenn ich ein Mikrofon gehabt hätte, dann hätte ich den Zuschauern die Situation erklärte. Es ist einfach nur traurig. Wir bei Ferrari hatten hier auch schon Probleme und die Leute haben es nicht verstanden. Plötzlich schien es, als wären wir das Problem, aber das Gegenteil ist der Fall."

"Wir bei Ferrari konnten nichts tun"

Frage: "Ihr konntet bei Ferrari aber frei fahren, oder? Also euch einen Kampf der auf der Strecke liefern? Gab es einen Kontakt bei der Situation mit Michael?"
Barrichello: "Ich bin enttäuscht, denn ich habe stark angegriffen, konnte die Pace halten und eine Lücke herausfahren. Ich hatte eine gute Runde aus der Box heraus, da sah ich, dass er schon auf der Innenseite war. Ich habe alle versucht, daher werde ich heute Nacht gut schlafen. Aber dennoch ein sehr, sehr trauriger Tag. Für mich selbst bin ich enttäuscht, denn ich wünschte, ich hätte zehn Punkte geholt, aber ich bin auch traurig, weil die anderen in die Box gefahren sind. Natürlich hatten sie wichtige Gründe dafür, aber das Publikum bei diesem Rennen ist groß, und in den USA haben wir ohnehin nicht die beste Stellung, nun wird das noch schlimmer. Wir bei Ferrari konnten nichts tun."

Frage: "13 Runden vor Schluss warst du direkt hinter Michael, auf einmal waren es zweieinhalb Sekunden. Was war passiert?"
Barrichello: "Für Ferrari wäre es schlecht gewesen, es weiter zu probieren. Ich weiß nicht, ob ich glücklich darüber sein soll oder nicht, aber ich musste aufgeben."

Frage: "Gibt es Bedenken dahingehend, dass die Ereignisse des heutigen Tages das ultimative Ende dieses Events in den USA bedeuten könnten?"
Barrichello: "Ich hoffe nicht. Ich mag es, herzukommen und hier zu fahren. Es gibt zwei Rennen zu dieser Zeit des Jahres, die fantastisch für das Publikum sind und bei denen man gut überholen kann, nämlich Kanada und Indianapolis. Ich wünschte, wir könnten immer hier herkommen. Als Junge sah ich mir die Grands Prix von Dallas und Detroit an. Als ich dann in die Formel 1 kam und es gar keinen US-Grand-Prix gab, war das sehr traurig. Plötzlich gab es dann dieser hier, und wir hatten Probleme. Aber ich hoffe, dass das keine weiteren Kreise zieht."

Frage: "Was braucht die Formel 1, um ihr Image in der Formel 1 wieder herzustellen?"
Barrichello: "Um so etwas zu verhindern, muss man die Regeln ändern, damit man keinen Reifen mehr benutzten muss, der das gesamte Rennen halten muss. Aber ich weiß nicht, ob nun die Regeln schuld sind oder ob Michelin schuld ist, es ist schwer zu sagen, denn ich bin auf Bridgestone-Reifen unterwegs und kenne deren Probleme nicht. Ich habe gehört, man wolle weniger testen, dafür aber dann den gesamten Freitag zur Verfügung stellen - drei Stunden am Morgen, drei am Nachmittag. Dafür könne man dann aber vier verschiedene Reifentypen mitbringen. Generell weniger Tests und längere Testzeiten an den Freitagen würden das alles vielleicht verhindert haben."

Barrichello war beim Start völlig überrascht

Frage: "In welchem Umfang war dir bei der Startaufstellung bewusst, was die Michelin-Teams vorhatten?"
Barrichello: "Das härteste passierte nach der Fahrerparade. Wie gewöhnlich legte ich mich ein wenig hin, wachte auf und dachte 'Okay, jemand wird mir schon irgendwas erzählen.' Aber es kam überhaupt nichts. Ich kam mit meinem Auto zum Start und da war nichts. Es war unglaublich, denn für einen Moment sah es so aus, als ob die Autos überhaupt nicht auftauchen würden. Dann jedoch brachten sich alle in Position und das Publikum war ganz aus dem Häuschen. Plötzlich gingen sie zurück in die Boxen. Um ehrlich zu sein, mir wurde gesagt, dass sie noch am Start teilnehmen und dann irgendwann reingehen würden, also war ich überrascht."

Frage: "Rubens, ich würde gerne wissen, ob ihr heute Morgen mit den anderen Fahrern übereingekommen seit, dass eine Schikane nötig sein würde."
Barrichello: "Wenn ich in Bahrain eine Kurve hätte verändern können, hätte mein Reifen durchgehalten. Ich hätte kein so großes Problem gehabt und wäre wahrscheinlich auf einen Podiumsplatz gefahren. Also warum sollten wir dem zustimmen? Die Leute glauben, okay, wir bauen eine Schikane. Aber unter diesen Bedingungen haben wir nicht getestet, sodass es noch gefährlicher geworden wäre. Wenn man eine andere Linie fahren muss, kracht man in die Seitenwand. Wie könnten wir das tun? Es ist Unfug!"

Frage: "Wenn euer Reifenlieferant sagen würde, dass es ein Problem gibt. Würdest du fahren?"
Barrichello: "Wenn das Problem die Kurve 13 war, dann gibt es nur eine Lösung: In jeder Runde durch die Boxengasse. Dann wären sie auf den Rängen sieben und acht gelandet."

Frage: "Ihr habt auf dem Podest ja überhaupt nicht gefeiert. War es kein richtiger Erfolg?"
Barrichello: "Fifty-fifty würde ich sagen, ich war auch enttäuscht, das Rennen nicht gewonnen zu haben."