Hamilton dominiert ersten Trainingstag in Barcelona

Lewis Hamilton untermauert beim Grand Prix von Spanien seine Favoritenstellung - Daniel Ricciardo erster Mercedes-Verfolger - Sebastian Vettel im Pech

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich hatte Nico Rosberg vor, nach drei teaminternen Niederlagen en suite beim Europa-Auftakt zurückzuschlagen, doch nach dem ersten Trainingstag auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya sieht es so aus, als sei Lewis Hamilton beim Grand Prix von Spanien wieder eine Klasse für sich. Nach der Bestzeit am Freitagmorgen sicherte sich der Brite auch im zweiten Freien Training die Spitzenposition, 0,449 Sekunden vor seinem Teamkollegen. Hamilton ist damit am Sonntag (Formel 1 live im Ticker) klarer Favorit auf den vierten Sieg hintereinander.

"Im Moment hat er einen Lauf, man kann es nicht anders sagen", kommentiert Experte Marc Surer. "Jetzt müssen wir mal sehen, wie lange das anhält und was Rosberg dagegen machen kann." Heute hatte Rosberg nach seinem technischen Defekt (Hybrid-Kühlung) am Vormittag keine Chance gegen Hamilton, hatte auch bei den abschließenden Longruns, die als Wegweiser für das Rennen gelten, deutlich das Nachsehen. Nicht nur, dass Hamilton die konstanteren Zeiten fahren konnte, waren auch die absoluten Bestmarken weit auseinander: 1:29:7 zu 1:30:7 Minuten.

Mercedes mit großem Vorsprung nach hinten

"Zum Nachmittag haben wir ein paar Veränderungen vorgenommen. Damit fühlte sich das Auto recht gut an. Ich war sehr positiv überrascht. Ich hoffe, das setzt sich so im Rennen fort", sagt Hamilton zufrieden. "Die Pole-Position ist hier immer sehr wichtig, weil Überholen sehr schwierig ist. Die Position in der Startaufstellung ist schon die halbe Miete. Wir werden alles dafür tun, uns so weit nach vorn wie möglich zu stellen. Im Rennen kommt es dann darauf an, die Reifen zu schonen."

Immerhin muss Teamkollege Rosberg keine Angst haben, nach hinten abzudriften, denn Mercedes konnte seine technische Überlegenheit auch in der dreiwöchigen Pause konservieren. Erster Verfolger der Silberpfeile war heute Daniel Ricciardo (Red Bull) mit einem Rückstand von knapp einer Sekunde; Weltmeister Sebastian Vettel im zweiten RB10 konnte nach einem elektrischen Defekt im ersten Training gar nicht erst ins Geschehen eingreifen. Er wird erst morgen Vormittag wieder fahren.

"Es gab einen Kurzschluss und der Kabelbaum wurde beschädigt", erklärt Teamchef Christian Horner. "Wegen der neuen Komplexität der Dinge ist es eine Herkulesaufgabe, diesen zu wechseln. Wir müssen uns die Zeit nehmen und das Auto für das dritte Freie Training fertig bekommen. Wir haben herausgefunden, wo das Problem lag, aber natürlich steckt so viel Strom in diesen Autos. Man muss die ganzen Boxen herausnehmen, alles überprüfen und so viel wie möglich ersetzen."

Ricciardos Longrun-Bestzeit schneller als jene von Rosberg

Immerhin gelang es Ricciardo, die beiden Silberpfeile bei den Longrun-Tests zu splitten, aber das spricht wegen unterschiedlicher Reifenfrische (und deren Abbau war heute eklatant, wie schon vor einem Jahr in Barcelona) wohl nur die halbe Wahrheit. So sollte man auch die starke Longrun-Bestzeit von Felipe Massa (Williams/1:31.2 Minuten) mit Vorsicht genießen, denn bis dahin war von Williams nicht allzu viel zu sehen. Genau wie Force India scheint das britische Team etwas zurückgefallen zu sein.

Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo konnte den Rückstand knapp unter einer Sekunde halten Zoom

Dritte Kraft hinter Mercedes und Red Bull war heute Ferrari. Fernando Alonso (+1,597) belegte den vierten, Kimi Räikkönen (+1,772) den fünften Platz. Interessant, dass sich die beiden beim Wechsel von Hard- auf Medium-Reifen im Gegensatz zu ihren direkten Konkurrenten kaum steigern konnten. Experte Surer sieht daher kaum Chancen auf eine Wiederholung von Alonsos Vorjahressieg: "Das Auto liegt überhaupt nicht und der Zeitabstand auf die Spitze ist beängstigend", sagt der ehemalige Formel-1-Fahrer.

Kevin Magnussen (+2,264) und Jenson Button (beide McLaren/+2,287) landeten auf den Positionen sechs und sieben, gefolgt von Massa, Pastor Maldonado (Lotus/+2,342) und Daniil Kwjat (Toro Rosso/+2,525). Nico Hülkenberg (Force India) wurde mit 2,550 Sekunden Rückstand Elfter, schaffte auch keine Longrun-Bestzeit unter 1:32.0 Minuten. "Es hat extrem wenig Grip", schimpfte der Deutsche, als er am Ende der Session nochmal von Medium auf Hard wechselte.

Rad lose: Rückversetzungs-Strafe für Vergne?

Jean-Eric Vergne (12./+2,722) droht eine Strafe, weil er kurz vor Schluss aus der Box kommend ein Rad verlor, das von seinen Toro-Rosso-Mechanikern offenbar nicht ausreichend festgeschraubt wurde. Max Chilton (21./+5,224) erlebte ebenfalls einen turbulenten Nachmittag: Erst wurde er wegen Motorenproblemen zweimal an die Box zurückgerufen, dann stellte er seinen Marussia ganz am Ende des Trainings nach einem Fahrfehler im Kiesbett ab. "Alles okay", gab er aber sofort Entwarnung.

Romain Grosjean (Lotus/+3,969), heute 18. der Tageswertung, haderte mit Bremsproblemen, während sich Adrian Sutil (13./+2,760) über Fortschritte bei Sauber freut, dank des reduzierten Gewichts. "Sie scheinen mir von der Zeit her näher dran zu sein, an der Position ändert das aber vorerst noch wenig", analysiert Surer. Immerhin war Sutil schneller als Teamkollege Esteban Gutierrez: Der Mexikaner wurde mit 3,581 Sekunden Rückstand 16.


Fotos: Großer Preis von Spanien, Freitag