Bald nur noch acht Teams mit je drei Autos?

Bernie Ecclestone möchte die schwachen Teams aussortieren und stellt daher die Idee zur Diskussion, künftig nur noch acht Teams mit je drei Autos zuzulassen

(Motorsport-Total.com) - Die Finanzkrise in der Formel 1 ist noch lange nicht beendet, sondern zieht ganz im Gegenteil immer weitere Kreise. In Zeiten, in denen Lotus seine Mitarbeiter vorwarnt, dass die Gehälter wieder zu spät kommen werden, in denen bei Sauber von rettenden russischen Partnern weit und breit nichts zu sehen ist und auch Teams wie Marussia, Caterham und Force India keineswegs auf Rosen gebettet sind, stellt sich die Frage nach einem nachhaltig tragfähigen Zukunftskonzept für die Königsklasse immer mehr.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestones Rechnung lautet: Weniger Teams = mehr Geld für CVC Zoom

Und zumindest Bernie Ecclestone scheint auf der Suche fündig geworden zu sein. Es ist kein Geheimnis, dass der Formel-1-Geschäftsführer das von ihm ungeliebte Marussia-Team am liebsten sofort loswerden würde, und auch andere, die sich die Formel 1 nicht leisten können, würde er wohl kaum vermissen. Also kam zuletzt die Idee auf den Tisch, dass man das Teilnehmerfeld doch kurzerhand auf acht Teams reduzieren könnte.

Marussia würde dann entweder eingestampft oder mit Williams zusammengelegt, Caterham und Lotus könnten ebenfalls fusionieren und Red Bull nur noch mit einem Team antreten - andere Varianten keineswegs ausgeschlossen. Von den acht verbleibenden Rennställen dürfte dann allerdings jedes drei statt zwei Autos einsetzen, sodass Ecclestone insgesamt 24 Autos am Start hätte. Das wäre seiner Meinung nach ein gesünderes Starterfeld als jetzt.

Weniger Teams würde Kosten einsparen

Und es hätte auch den Vorteil, dass der berühmte "Bernie-Topf" durch acht und nicht mehr durch elf geteilt werden müsste, was den Inhabern der kommerziellen Rechte der Formel 1 sicher gefallen würde. Auch die Frachtkosten des Grand-Prix-Zirkus' würden insgesamt gesehen sinken, sodass sich CVC Capital Partners die Taschen vor dem geplanten Formel-1-Börsengang noch voller stopfen könnte. 2012 hat CVC mit der Formel 1 immerhin umgerechnet 660 Millionen Euro verdient.

"Wenn einige Teams in Zukunft verschwinden sollten, könnte das durchaus eine Lösung sein", sagt Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali über den sogenannten 8/3-Vorschlag. Das ist nicht weiter verwunderlich, schließlich war es gerade sein Präsident Luca di Montezemolo, der sich in den vergangenen Jahren immer wieder - zumindest in den Medien - dafür eingesetzt hat, einen dritten Ferrari an den Start schicken zu dürfen.

Ross Brawn, Stefano Domenicali, Eric Boullier, John Booth, Cyril Abiteboul

Die Teamchefs können sich drei Autos vorstellen, aber nur als Notlösung Zoom

Aber im Gegensatz zur Idee, dass die Topteams Kundenautos verkaufen, sollten laut 8/3-Vorschlag alle verbleibenden Teams ihr eigenes Chassis bauen und dieses selbst in dreifacher Ausführung einsetzen. Das dritte Auto könnte man dann mit einer speziellen Lackierung separat vermarkten, wie das in der Formel 1 schon im Jahre Schnee der Fall war, oder man könnte auch prominente Gaststarter antreten lassen. Die Möglichkeiten wären vielfältig.

Reine Kundenteams stoßen auf wenig Gegenliebe

Immer noch besser, sagen manche, als Ecclestones ursprüngliche Idee, fünf Konstrukteurs- und fünf Kundenteams gegeneinander antreten zu lassen. Laut diesem Szenario hätte sich jedes der fünf Topteams ein Kundenteam suchen und dieses mit dem aktuellen Chassis beliefern sollen. Aber dann wären Teams wie Force India oder Sauber von eigenständigen Fabriken zu besseren Reparaturwerkstätten verkommen, mit dem Verlust von tausenden Arbeitsplätzen.

Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' wurde dieser Plan bei einer Teamchef-Abstimmung am Freitag in Austin fallen gelassen, um stattdessen das 8/3-Szenario durchdenken zu können. Denn ein großer Nachteil von fünf Konstrukteurs- und fünf Kundenteams wäre: Sollte sich ein Chassishersteller zurückziehen, wären gleich vier Autos betroffen. Außerdem sagen viele klipp und klar: Reines Kundenteam zu sein, das geht gegen die DNA der Formel 1.

"Wir sind uns alle einig", sagt Lotus-Teamchef Eric Boullier, "dass sich das Verhältnis zwischen Kosten und Einnahmen ändern muss. Es stimmt, dass da Kundenteams ins Spiel gebracht wurden. Ich persönlich halte das aber nicht für den richtigen Weg, weil es gegen die DNA der Formel 1 geht und andere Probleme heraufbeschwören könnte." Aber: "Wir sollten eine bestimmte Anzahl an Autos garantieren. Wird diese unterschritten, wären für mich drei Autos pro Team die bessere Lösung."


Fotostrecke: "Wir sind die Mafia"

Ross Brawn ist ein Gegner davon, Drei-Auto-Teams zu erzwingen und andere Teams zu liquidieren, aber sollte sich die Notwendigkeit ergeben, um das Starterfeld aufzufüllen, würde er sich gegen diese Variante nicht wehren. "Wir sind gegen Kundenautos, denn wir finden, dass es wichtig ist, dass die Teams eine Identität haben. Die Tatsache, dass Teams ihre eigenen Autos designen und bauen, ist entscheidend", unterstreicht der Mercedes-Teamchef.

Brawn schließt drei Autos als Notlösung nicht aus

Aber: "Sollte sich die Formel 1 in einer Situation befinden, in der wir nicht mehr genug Autos haben, dann sind Drei-Auto-Teams natürlich eine Möglichkeit. Aber nur dann", stellt Brawn klar. Ein Wunschszenario ist 8/3 nicht, schließlich würde auch bei nur acht Teams eines Letzter werden und Schwierigkeiten haben, Sponsoren zu finden - und die Betriebskosten wären mit einem Auto mehr zwar nicht um 50 Prozent, aber doch etwas teurer.

"Machen wir uns nichts vor: Wenn wir alle 50 oder 100 Millionen weniger hätten, wäre die Show auch nicht schlechter", erklärt Caterham-Teamchef Cyril Abiteboul. "Wenn ein drittes Auto der richtige Weg ist, gut, aber dann hätten wir nur noch acht Teams. Ich hoffe nur, dass wir nicht eines der Teams wären, das verschwinden müsste!" Was übrigens vielleicht der Grund dafür ist, dass John Booth (Marussia) noch niemand von dem Gedankenspiel erzählt hat...

"Machen wir uns nichts vor: Wenn wir alle 50 oder 100 Millionen weniger hätten, wäre die Show auch nicht schlechter." Cyril Abiteboul

"Soweit ich weiß, hat es keine Diskussionen über drei Autos pro Team gegeben", meint Booth nämlich. "Zumindest war ich nicht Teil davon, und es würde eine große Regeländerung erfordern, so etwas umzusetzen. Wir haben jedenfalls mit zwei Autos mehr als genug zu tun." Zumindest in einem Punkt, ergänzt Abiteboul, besteht Konsens: "Niemand will Kundenautos. Aber klar ist auch, dass unsere derzeitige Situation nicht nachhaltig ist."