• 29.08.2009 19:44

  • von Dieter Rencken

Badoer: "Ich verbessere mich kontinuierlich"

Ferrari-Pilot Luca Badoer im Interview über die Qualifikation von Spa, seine Leistung, das Rennen in Monza und die Gerüchte um seine Person

(Motorsport-Total.com) - Luca Badoer belegte in der Qualifikation zum Großen Preis von Belgien den letzten Rang und wird das Rennen in Spa vom 20. Startplatz aus in Angriff nehmen. Der italienische Rennfahrer konnte auch bei seinem zweiten Einsatz nicht wie erhofft in den zweiten Abschnitt des Zeittrainings vordringen, steigerte sich im Wochenendverlauf aber kontinuierlich. Im Interview nahm Badoer Stellung dazu.

Titel-Bild zur News: Luca Badoer

Luca Badoer bildete auch in der Qualifikation von Spa das Schlusslicht

Frage: "Luca, bitte beschreibe deine Eindrücke aus der Qualifikation..."
Frage: "Leider hatte ich in meinen sehr guten Runden Verkehr. Einmal hatte ich Nakajima vor mir und beim anderen Mal traf ich bei meinem letzten Anlauf auf Vettel. Das war im Prinzip mein großes Problem. Wir haben heute früh gesehen, dass es möglich gewesen wäre, den ersten Qualifikationsabschnitt zu überstehen."#w1#

"Wir haben alles berechnet und meine Rundenzeit hätte demnach ausreichen können, um diese Hürde zu nehmen. Leider haben wir das am Nachmittag aus verschiedenen Gründen nicht geschafft. Das ist sehr traurig."

Badoer auch in Monza am Start?

Frage: "Wie du sicherlich weißt, soll der Pole-Setter von Spa Gerüchten zufolge schon bald für Ferrari fahren. Wie sehr setzt dich das in deinem erst zweiten Rennen unter Druck? Wir groß ist dein Selbstvertrauen?"
Badoer: "Warum sollte mich das unter Druck setzen? Er ist weit weg von mir und wir werden im Rennen sicherlich nicht aufeinander treffen. Außerdem ist Fisichella ein Freund von mir. Ehrlich gesagt: Ich denke, das ist kein Problem, mit dem sich Ferrari beschäftigen sollte. Vielleicht wäre es aber besser, eine solche Frage an Ferrari zu richten. Sie sind es schließlich, die die Fahrer auswählen."

"Monza ist etwas ganz Besonderes für mich." Luca Badoer

Frage: "Das nächste Rennen ist dein Heimrennen in Monza. Wie zuversichtlich bist du nach diesen beiden Wochenenden, dass du auch dort in der Startaufstellung vertreten sein wirst?"
Badoer: "Monza ist etwas ganz Besonderes für mich, denn dabei handelt es sich sprichwörtlich um meine Heimstrecke. Ich halte dort den Formel-1-Rekord."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Belgien


"Auf dieser Strecke habe ich mit Abstand die meiste Zeit verbracht - in jeder Art von Rennserie. In Monza kann ich sicherlich die großen Fortschritte an den Tag legen, auf die alle hier so sehnsüchtig warten."

Ein schlechter Zeitpunkt für Testfahrer

Frage: "Wie zuversichtlich bist du, dort zu fahren?"
Badoer: "Das werden wir sehen. Es wird wichtig sein, am Sonntag ein gutes Rennen zu zeigen. Wir haben aber noch nicht darüber gesprochen, ob ich dort sein werde oder nicht."

Frage: "Wie frustrierend ist es für dich, nicht dein volles Potenzial aufzeigen zu können und zu hören, wie die Leute über deine Leistungen reden?"
Badoer: "Das ist sehr frustrierend, denn in gewisser Weise war es mein Traum, für Ferrari zu fahren. Hätte ich eine solche Gelegenheit schon vor zwei Jahren erhalten, dann wäre das eine vollkommen andere Situation gewesen."

"Leider kann man sich im Leben nicht alles aussuchen." Luca Badoer

"Vor zwei Jahren saß ich noch so oft im Auto und der Abstand zu den Stammpiloten war nur sehr gering. Das wäre eine gute Möglichkeit gewesen. Leider kann man sich im Leben nicht alles aussuchen. Diese Gelegenheit bot sich für mich eben zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt: Ich bin nun schon seit zehn Monaten kein Formel-1-Auto mehr gefahren."

"Das ist alles. Abgesehen davon bin ich sehr glücklich, diese Chance erhalten zu haben. Meine Leistung ist nicht besonders gut. Ich bin aber überzeugt davon, dass ich besser abschneiden kann, wenn ich noch ein paar Rennen bestreiten darf."

Der Druck am Rennwochenende ist enorm

Frage: "Wenn du dir den Verlauf dieser beiden Wochenenden vergegenwärtigst, bereust du es da, zum Ersatzmann von Felipe Massa bestellt worden zu sein?"
Badoer: "Ich bin sehr glücklich darüber. Das große Problem für mich und das Team sind die Medien. 90 Prozent geben mir eine schlechte Presse. Für mich ist das nicht weiter tragisch, weil ich keine Zeitung lese. Von mir aus kann jeder schreiben, was er will. Alle Leute hier haben einen Einfluss darauf. Daher schmeckt mir das nicht."

"Ich persönlich habe eine gute Zeit." Luca Badoer

"Abgesehen von der Presse habe ich viel Freude an diesem Moment, denn ich fahre in der Formel 1 für Ferrari. Ich verbessere mich kontinuierlich. Wenn man meine erste Runde in Valencia mit der letzten Runde in Spa vergleicht, dann ist das eine große Steigerung. Morgen Nachmittag wird es eine weitere Verbesserung geben. Ich weiß, wie schwierig das ist. Ich persönlich habe eine gute Zeit."

Frage: "Wenn man sich die Geschichte von Ferrari in Erinnerung ruft, dann ist es wohl noch nie passiert, dass sich ein Ferrari-Pilot zweimal hintereinander für den letzten Startplatz qualifiziert hat. Könnte das nicht auch ein Grund für die entsprechenden Bemerkungen der Medien sein?"
Badoer: "Naja, es gibt eben immer ein erstes Mal. Dann ist das jetzt eben zum ersten Mal so. Es ist auch das erste Mal, dass wir uns in einer solchen Situation befinden."

Frage: "Was unterscheidet die Tätigkeit eines Testfahrers von der eines Rennfahrers in Bezug auf die Beziehung zum Team, Druck oder Stress?"
Badoer: "Dazu muss ich sagen, dass die Leistung eines Testfahrers ähnlich wie die Leistung der Stammpiloten sein sollte. Zehn Jahre lang war das so. Der Druck bei einem Rennwochenende unterscheidet sich sehr von einem Testtag, wo alles etwas entspannter zugeht."

"Dort gibt es keinen Druck. Du erledigst viel mehr Arbeit, aber viel ruhiger. Ich habe im Schnitt etwa 500 Kilometer pro Tag abgespult. Das ist viel mehr, als an einem Rennwochenende. Wären Testfahrten in diesem Jahr erlaubt, käme mir das natürlich entgegen."