• 23.06.2011 10:55

  • von Roman Wittemeier & Dieter Rencken

Austin: Lehrer klagen gegen Finanzierung

Die Finanzierung des Grand Prix in Austin sorgt für weitere Diskussionen: Nun steht die städtische Fördersumme zur Disposition - Veranstalter starten Werbekampagne

(Motorsport-Total.com) - In genau einem Jahr soll der erste Grand Prix in Austin bereits als Erfolg gefeiert werden. Die Veranstalter vor Ort versprechen viel Werbung für die texanische Hauptstadt, enorme Umsätze am Grand-Prix-Wochenende und die Sicherung vieler neuer Arbeitsplätze, die durch den Bau der neuen Strecke bereits jetzt entstanden sind. Doch bis dorthin ist es noch ein weiter Weg.

Titel-Bild zur News:

Der "Circuit of The Americas" soll die Wirtschaft positiv antreiben

Während die Bauarbeiten weiter voranschreiten, wird im Stadtrat von Austin immer noch kräftig gezankt. Es geht um die jährliche Zahlung von 25 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 17,5 Millionen Euro), die aus einem Fördertopf für Großveranstaltungen direkt als Antrittsprämie auf die Konten von Bernie Ecclestones Formel-1-Vermarktung gehen sollen.

Angesichts des aktuellen Lehrermangels in Austin stand die Zusage dieser Fördersumme von Anfang an in der Kritik. "Sport geht vor Bildung? Das kann nicht sein", meinen Vertreter der Schulen. Zwei Lehrer haben sich nun mit Unterstützung eines örtlichen Steuerprüfers dazu entschlossen, gegen die Förderung des Formel-1-Events zu klagen.

Im Zentrum der Kritik steht die städtische Rechnungsprüferin Susan Combs, die grünes Licht für die jährliche Zahlung von 25 Millionen US-Dollar gegeben hat. "Alle gesetzlichen Vorgaben und Regeln wurden eingehalten", lässt Combs von ihrem Sprecher ausrichten. "Durch die Formel 1 schaffen wir Jobs und fördern die wirtschaftliche Entwicklung."

In Kreisen der Grand-Prix-Veranstalter gibt es offenbar die Sorge, dass die aktuelle Klage Verzögerungen beim Umsetzen der Pläne bedeuten könnten. Dies würde große Probleme bereiten, denn der Zeitplan bis zum ersten Auftritt der Königsklasse im Juni 2012 ist eng gestrickt.


Fotos: Baufortschritt in Austin


Unterdessen versuchen die örtlichen Promoter um Tavo Hellmund per Werbespots, die Bevölkerung von Texas hinter das Grand-Prix-Projekt zu scharen. In einer vier Millionen US-Dollar teuren Kampagne werden die wirtschaftlichen Auswirkungen des Formel-1-Rennens drastisch hervorgehoben.

Fünf wichtige Punkte werden dargestellt: Die Formel 1 als größtes jährliches Sportevent, die hohen Zuschauerzahlen weltweit und die damit verbundene Werbung für Austin, die Schaffung von 1.000 Jobs allein durch den Streckenbau, die Möglichkeit von weiteren Rennsportevents in Austin - und nicht zuletzt die Aussage, dass sich das Projekt im Betrieb selbst finanziere.

Die Rennstrecke, genannt "Circuit of The Americas", sorge bei der örtlichen Wirtschaft für einen zusätzlichen jährlichen Umsatz von 400 Millionen US-Dollar, heißt es. Ob diese Zahlen tatsächlich erreicht werden, ist fraglich. Ebenso sind andere Fragen noch ungeklärt. Zum Beispiel die Logistik. Nur eine zweispurige Schnellstraße führt vom Stadtzentrum zur Strecke. Nach Aussage der Veranstalter soll der Zuschauerverkehr beim Grand Prix in drei Stunden abfließen können, ein anderes Gutachten stellt neun bis zwölf Stunden in Aussicht.