Auch Teams begrüßen Bahrain-Absage

Die Teams wollten nicht selbst entscheiden, sind nun aber froh darüber, dass sie nicht nach Bahrain müssen - John Booth beweist Fingerspitzengefühl

(Motorsport-Total.com) - Zwar hat die Teamvereinigung FOTA bei ihrer Sitzung am Freitag die Entscheidung über eine mögliche Absage des Saisonauftakts von sich weggeschoben und die Verantwortung stattdessen Bernie Ecclestone und den Veranstaltern übertragen, doch im Nachhinein sind die Formel-1-Rennställe recht glücklich darüber, nicht ins Krisengebiet zu müssen.

Titel-Bild zur News: Christian Horner

Laut Christian Horner war die Absage des Rennens die richtige Entscheidung

"Sehr schade, aber das Land hat im Moment größere Probleme als ein Formel-1-Rennen", erklärt Christian Horner, Teamchef des amtierenden Weltmeisters Red Bull. "Es ist wichtig, dass diese Probleme in Angriff genommen werden. Wir sind unterm Strich ein Sport und können jederzeit dorthin zurückkehren - wenn nicht dieses Jahr, dann in der Zukunft." Sollte sich der Krisenherd in Manama rechtzeitig beruhigen, könnte der Grand Prix bekanntlich schon im November nachgeholt werden.

Reisewarnungen bestehen weiterhin

"Ich bedaure, dass wir nicht hinfliegen", fährt Horner fort, "denn Bahrain war immer ein angenehmer Ort. Sie haben uns stets herzlich willkommen geheißen, aber angesichts der bestehenden Probleme hat das Land eine verantwortungsvolle Entscheidung getroffen. Nun tragen wir den Saisonauftakt eben in Australien aus. Das ist enttäuschend, aber unterm Strich glaube ich, dass es angesichts der Ereignisse die richtige Entscheidung ist."

Die Teams hatten sich (wie übrigens auch manche Medienunternehmen, die schließlich auch Journalisten an die Rennstrecke geschickt hätten) bereits bei ihren Versicherungsgesellschaften erkundigt, wie es im Falle von Schwierigkeiten mit dem Versicherungsschutz für die Mitarbeiter aussieht. Schließlich hatten zuvor schon verschiedene europäische Außenministerien, darunter auch Großbritannien und Deutschland, Reisewarnungen für Bahrain ausgegeben.

"Von nicht notwendigen Reisen nach Bahrain wird angesichts der aktuellen Zuspitzung der Lage abgeraten", heißt es seitens des Auswärtigen Amts in Berlin. "In den vergangenen Tagen ist es in Bahrain zu teilweise gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. Hierbei gab es Tote und Verletzte. Menschenansammlungen sollten daher weiträumig gemieden und den Weisungen der örtlichen Sicherheitsbehörden Folge geleistet werden."

Booth beweist Fingerspitzengefühl

John Booth

John Booth von Marussia-Virgin bedauert die tragischen Ereignisse in Bahrain Zoom

Eric Boullier unterstützt daher die Absage: "Wir halten die Entscheidung des Kronprinzen für richtig", betont der Renault-Teamchef. "Es ist eine sehr schwierige Situation für das Land." Und Williams-Vorstandschef Adam Parr sagt: "Schade, aber es wäre unter diesen Umständen nicht angemessen, ein Formel-1-Rennen in Bahrain zu fahren. Es ist immer Williams' Absicht, die Länder, in denen wir fahren, positiv zu bereichern, daher unterstützen wir die Absage."

Für Marussia-Virgin-Teamchef John Booth ist Bahrain ein besonderes Pflaster, "weil wir dort vor einem Jahr unseren ersten Grand Prix bestritten haben. Wir haben extrem schöne Erinnerungen an Bahrain, sind aber sehr traurig über die Ereignisse der vergangenen Wochen. Da ist es nur logisch, dass jetzt wichtigere Dinge im Vordergrund stehen als die Austragung eines Sportereignisses. Die Absage war daher die richtige Entscheidung."

"Wir hoffen, dass die aktuellen Unruhen in Bahrain friedlich beendet werden können", zeigt sich Booth verständnisvoll und stellt sich nun - ganz der Formel-1-Profi - auf das neue Auftaktrennen ein: "Die Landschaft für das erste Rennen hat sich nun enorm verändert (Stadt statt Wüste; Anm. d. Red.). Wir werden die zusätzliche Zeit nutzen, um jeden Aspekt unseres Teams zu durchleuchten, weil wir hundertprozentig bereit sein wollen, wenn die Lichter der Ampel erlöschen."