Auch Journalisten verneigen sich vor Weltmeister Alonso
Nach seinem gestrigen WM-Titel hagelte es von allen Seiten Lob für Fernando Alonso - Formel-1-Journalisten gönnen ihm den Erfolg
(Motorsport-Total.com) - Obwohl im Vorfeld der gestrigen WM-Entscheidung immer wieder gelästert worden war, dass es eine Schande wäre, wenn nicht der schnellste Fahrer der Saison Weltmeister wird, freuten sich am Ende doch alle mit Fernando Alonso. Der neue Weltmeister ist zwar naturgemäß nicht mehr ganz so zugänglich wie in seinen Anfangsjahren, gilt aber nach wie vor als Sympathieträger.

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Kommentatorenlegende Heinz Prüller (links), hier im Gespräch mit Niki Lauda
Insofern freute sich auch die schreibende Zunft mit dem 24-Jährigen über den bis dato größten Triumph seiner noch jungen Karriere, zumal er im Gegensatz zum ewig schweigenden "Iceman" Kimi Räikkönen auch gelegentlich Emotionen zeigt und generell etwas aufgeschlossener ist. Von südländischem Temperament ist zwar kaum etwas zu erkennen, aber gemessen an seinem Alter kann man Alonso durchaus bereits als Persönlichkeit bezeichnen.#w1#
"Er bringt irrsinnig viel frisches Blut in die Formel 1", meinte beispielsweise Heinz Prüller, der längstdienende TV-Kommentator der Königsklasse, der für den 'ORF' von allen Rennen berichtet, im Interview mit 'F1Total.com'-Boxengassenreporterin Inga Stracke. "Am besten hat ihn Flavio Briatore beschrieben, der gesagt hat, dass er eigentlich noch ein halbes Kind ist, aber trotzdem schon ein großer Champion."
"Mir ist zuallererst seine unheimliche Reife aufgefallen, die er schon hatte, als er mit 19 in der Formel 1 angefangen hat, andererseits aber auch sein Durchsetzungsvermögen", so Prüller. "In der Formel 3000 hat er sich ja auch mit seiner Meinung gegen die Ingenieure durchgesetzt - und prompt gewann er in Spa sein erstes Rennen! Das Jahr als Testfahrer bei Renault war dann für ihn irrsinnig frustrierend, aber er hat technisch viel dabei gelernt, weil er jeden Tag in der Fabrik war."
Als "cool" bezeichnete Fotograf Oliver Reck den neuen Weltmeister: "Ich finde ihn klasse - auch wenn mir Räikkönen lieber gewesen wäre. Räikkönen ist wahrscheinlich noch schneller, und ich mag es nicht, wenn jemand wegen der Technik ausfällt", sagte er. "Ich glaube, dass er durch die Renault-Schule medial ziemlich gut trainiert ist. Wie temperamentvoll er aber wirklich ist, hat man in Montréal gesehen, als er hinter Fisichella lag und dann vor lauter Wut sein Auto gegen die Mauer knallte. Leider sehen wir die Emotionen heutzutage nicht mehr so wie früher."
Adrian Rodriguez-Huber, ein Kollege, der für eine spanische Nachrichtenagentur arbeitet, beschrieb seinen Landsmann als "ruhigen Typ, ein bisschen scheu am Anfang, aber er kann schon ziemlich lustig sein, wenn man ihn besser kennt." Allerdings meint er auch, dass Alonso durchaus mal anecken kann, weil er im Gegensatz zu vielen anderen Fahrern nicht immer denselben Einheitsbrei von sich gibt: "Er sagt ganz direkt, weiß er meint, und viele Leute kommen damit nicht klar", erklärte er.
Die Redaktion von 'F1Total.com' kann sich den Gratulationen an Fernando Alonso und Renault natürlich nur anschließen, zumal es - auch wenn der WM-Titel nun nicht mehr in deutschen Händen ist - der Formel 1 nur gut tun kann, wenn wieder etwas Abwechslung herrscht. Bestes Indiz dafür ist das phänomenale Interesse an der Königsklasse in Spanien, wo von Samstag auf Sonntag von vielen Fans die Nacht zum Tag gemacht wurde...

