Ascanelli erwartet keine Wunderdinge von Toro Rosso

Giorgio Ascanelli weiß, dass er Toro Rosso nicht über Nacht zum Siegerteam machen kann - Erinnerungen an die Zeit vor seiner langen Pause

(Motorsport-Total.com) - Seit er 1998 von Ferrari-Teamchef Jean Todt mitgeteilt bekam, dass seine Anwesenheit bei den Rennen nicht mehr erforderlich sein würde, weil ein gewisser Ross Brawn auch alleine zurechtkommen würde, war Giorgio Ascanelli nicht mehr mit dem Formel-1-Zirkus unterwegs. Nun soll er als Technischer Direktor von Toro Rosso wieder zu allen Rennen und Tests reisen.

Titel-Bild zur News: Scuderia Toro Rosso

Toro Rosso soll von Giorgio Ascanelli auf Vordermann gebracht werden

"Es war Gerhard Berger, der dachte, er brauche jemanden als Hilfe", erklärte der Italiener gegenüber 'autosport.com'. "Er fragte mich, ob ich zum Team kommen möchte, was ich zum Zeitpunkt seiner ersten Anfrage nicht tun konnte. Das war vor ungefähr 16 Monaten und ich war vertraglich noch an Maserati gebunden. Ich würde sagen, dass der Hauptgrund für meinen Job hier der ist, dass ich mit Freunden arbeiten möchte."#w1#

Alte Freunde wieder vereint

Ascanelli und Berger sind ein eingeschworenes Duo, seit sie bei Ferrari als Renningenieur und Fahrer ein Team bildeten. Berger nahm seinen Vertrauten dann sogar zu McLaren mit, wo er sich allerdings um Ayrton Senna kümmerte. Mitte der 1990er-Jahre kehrte der Techniker dann nach Maranello zurück, allerdings war für ihn ihm neuen Gefüge um die Achse Todt/Brawn/Schumacher nicht mehr wirklich Platz.

Dass Ferrari Motoren an Toro Rosso liefert, sei allerdings keineswegs eine Jobgarantie für ihn gewesen, "aber es stimmt, dass ich noch gute Kontakte habe, weil ich mich mit den Menschen, die heute bei Ferrari arbeiten, immer gut verstanden habe", so der Italiener, der nach vielen Jahren Formel-1-Pause "ein bisschen eingerostet" ist, wie er offen zugibt. Aber: "Ich muss nicht mehr im Rampenlicht stehen, sondern kann damit leben, mich von unten hocharbeiten zu müssen."

Was ist die größte Veränderung, die die aufgefallen ist, Giorgio? "Größere Motorhomes", kam es wie aus der Pistole geschossen. "Ich bin auch von der Qualität des Umfelds beeindruckt, das ist viel besser geworden. Als ich 1984 beim berühmtesten Team der Welt begonnen habe, gingen wir mit zehn Leuten testen. Wir hatten keine Computer, sondern nur einen Zeilendrucker und Pappkartons, die voll waren mit lauter Zetteln voller Zahlen."

Erfolg in der Formel 1 dauert eben

Der Weg an die Spitze werde Zeit brauchen, "denn selbst das rekordbrechende Ferrari-Team, das 1993 begonnen wurde, war nicht von Anfang an erfolgreich. Es dauerte von 1993 bis 2000, sieben Jahre, mit dem berühmtesten Team der Welt, das waren damals 400 Mitarbeiter, um all diese Rennen zu gewinnen - noch dazu mit einem tollen Zugpferd wie Michael Schumacher", gab Ascanelli zu Protokoll.

"Von 1996 bis 1999, also vier Jahre lang, fuhr Michael schon bei Ferrari, aber sie holten keine Weltmeisterschaft. Das zeigt, dass diese Dinge ein bisschen dauern. Ich habe mich langfristig an Toro Rosso gebunden, bin Gerhard und Franz (Tost; Anm. d. Red.) sehr dankbar, dass sie mir das ermöglichen - das war eine der Bedingungen. Ich will nicht in einem Jahr wieder verschwinden. Zumindest ist das nicht die Absicht", sagte er abschließend.