• 03.02.2010 10:09

Ascanelli: "Das kriegst du nicht im Tabakladen"

Toro-Rosso-Technikchef Giorgio Ascanelli spricht über den neuen STR5 und die Aufstockung des Teams zu einem richtigen Konstrukteur

(Motorsport-Total.com) - Im Rahmen der Toro-Rosso-Präsentation in Valencia sprach Giorgio Ascanelli, früher unter anderem für Topteams wie Ferrari und McLaren tätig, über die Herausforderung für sein Team, erstmals selbst ein Auto bauen zu müssen. Der Italiener sieht dies als riesige Aufgabe, weil dafür strukturelle Veränderungen notwendig waren.

Titel-Bild zur News: Giorgio Ascanelli (Technischer Direktor)

Giorgio Ascanelli bei seiner Pressekonferenz am Montag in Valencia

Zunächst zählte Ascanelli die Faktoren auf, die die Konstruktion des diesjährigen Autos bestimmten: die Notwendigkeit, mehr Benzin unterbringen zu müssen, die Verwendung schmalerer Vorderreifen, die Konstruktion eines Autos mit dem jetzt als legal bestätigtem Doppeldiffusor, Änderungen im Cockpitbereich als Folge der notwendigen Anpassung an die Bugkonstruktion sowie viele weitere detaillierte Regeländerungen.#w1#

"Der Einsatz des Doppeldiffusors", erklärt Ascanelli, "veranlasste uns, die Konstruktion des Getriebes unter die Lupe zu nehmen, da er in diesem Bereich untergebracht ist. Die Notwendigkeit eines größeren Tanks führte zwangsläufig zu einem längeren Auto, wobei wir uns darum bemühten, einen Teil dieser zusätzlichen Länge durch eine Überarbeitung der Getriebekonstruktion zu kompensieren. Eine weitere Änderung liegt an der Tatsache, dass das 09er-Auto zur Aufnahme des KERS konstruiert wurde. In diesem Jahr haben alle Teams zugestimmt, auf KERS zu verzichten, was unsere Aufgabe ein wenig leichter gemacht hat."

Obwohl die Regeln in diesem Jahr jedem Team vorschreiben, ein eigenes Auto zu konstruieren, stellt Ascanelli klar, dass Toro Rosso über eine gute Ausgangsbasis verfügt: "Für uns war es ein Segen, dass die Vorjahreskonstruktion von Red Bull Technology ein verdammt gutes Auto war. Ich muss allerdings auch klarstellen, dass wir im letzten Jahr einen großen Teil der Konstrukteursarbeit selbst übernahmen und Red Bull Technology für uns keinerlei Herstellungsarbeiten durchführte. Wir nutzten einige Zulieferer und augenblicklich vergrößern wir das Verhältnis der eigenen Anteile am Auto gegenüber der Anzahl an Komponenten, die wir outsourcen."


Fotos: Präsentation des Toro Rosso STR5


Die Vergrößerung der Kapazitäten unter dem eigenen Dach machte eine Ausweitung der Manpower und des Equipments notwendig. "Wir haben den ehemaligen Windkanal von Red Bull Racing in Bicester übernommen", fährt Ascanelli fort, "und haben einige recht gute Leute eingestellt, um dort zu arbeiten. Außerdem haben wir die Belegschaften für die im Werk installierten CFD- und Rechenanlagen aufgestockt."

"Zusätzlich weiteten wir unsere Fertigungskapazitäten dank einiger neuer Werkzeuganlagen aus. Dabei handelt es sich nicht um Dinge, die man im Regal des örtlichen Tabakladens bekommt! Alles vollzieht sich entsprechend stufenweise. Das gilt auch für die neuen Mitarbeiter. Leute zu finden, ist niemals einfach, gute Leute zu finden, ist ausgesprochen schwierig. Sobald man sie gefunden hat, muss man sie dazu bringen zusammenzuarbeiten. Jeder ist in einem bestimmten Bereich gut, aber man braucht Zeit herauszufinden, in welchem."