• 27.02.2002 08:15

  • von Reinhart Linke

Arrows-Cosworth präsentierte das neue Auto

Arrows-Cosworth hat am Mittwoch in Melbourne den neuen A23 offiziell vorgestellt und blickt optimistisch auf die neue Saison

(Motorsport-Total.com) - Das Arrows-Cosworth-Team hat am (heutigen) Mittwoch als letztes der elf Formel-1-Teams den neuen Wagen für die Saison 2002 offiziell vorgestellt. Bei der Präsentation im australischen Melbourne stellte das Team von Tom Walkinshaw erstmals auch die Lackierung des Autos vor, welches bereits am 3. Februar erstmals in sponsorloser Lackierung getestet wurde.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Frentzen will am Rennsonntag einfach nur ins Ziel gekommen

Der A23 ist ein komplett neues Auto, welches von 20 Designern unter der Führung des Technikdirektors Mike Coughlan entwickelt wurde. "Es gab dieses Jahr nicht viele Regeländerungen, aber wir entschieden, ein komplett neues Auto zu bauen", erläuterte der Technikdirektor. "Damit wollen wir die Probleme, die wir im letzten Jahr hatten, beseitigen. Wir haben uns auf den Abtrieb und die gesamte Aerodynamik konzentriert."

Der A22 war vor allem auf Hochgeschwindigkeitsstrecken stark, weshalb das Team bei der Entwicklung des neuen Autos darauf geachtet hat, nun auch auf Strecken mit mehr Abtrieb konkurrenzfähig zu sein. Gleichzeitig, so erklärte Mike Coughlan weiter, habe man darauf geachtet, die gute Aerodynamik auf schnellen Strecken wie Monza beizubehalten.

Trotzdem unterscheidet sich der A23 deutlich von seinem Vorgänger. Der
Frontflügel ist in der Mitte deutlich geschwungen, die Nase verläuft sehr hoch. Unter der Nase fallen sehr früh beginnende Windabweiser auf, die offenbar die Luft gezielt in die Kühlungen und unter das Auto lenken sollen. Die Airbox des Arrows A23 fällt sehr breit aus und wirkt dadurch etwas klobig. Um möglichst viel Abtrieb zu produzieren, befinden sich vor den Hinterreifen sogar zwei Zusatzflügel, die dem Auto auf der Hinterachse mehr Stabilität verleihen sollen.

Teure Cosworth-Motoren könnten dem Probleme bereiten

Im inneren des A23 steckt der Cosworth-V10-Motor, mit dem auch das
Jaguar-Racing-Team die Saison bestreitet. Dadurch hat sowohl die Truppe von Tom Walkinshaw wie auch Jaguar Racing einen ergleichswert, wobei die beiden Teams auf unterschiedlichen Reifen fahren (Arrows-Cosworth Bridgestone, Jaguar Racing Michelin), wodurch die Vergleiche letztlich doch nicht ganz leicht zu fällen sein werden.

"Das gesamte Team hat in den letzten Monaten viele Stunden gearbeitet", lobte Teamchef Tom Walkinshaw die Arbeit seiner Mannschaft. "Durch das Testverbot mussten wir unsere Versuche auf den Windkanal beschränken, wobei wir unseren Kanal in Bedford verwendeten. Wir freuen uns über die neue Zusammenarbeit mit Cosworth und darüber, unsere nach wie vor gute Zusammenarbeit mit Bridgestone fortführen zu können."

Negativ in die Schlagzeilen geriet Orange Arrows, so der offizielle Name des Teams, Anfang Februar, als Tom Walkinshaw die Verpflichtung von Heinz-Harald Frentzen bekannt gab. Der Mönchengladbacher bestreitet damit die Saison 2002 für das Arrows-Cosworth-Team an der Seite von Enrique Bernoldi. Jos Verstappen, der schon im vergangenen Jahr einen Vertrag mit dem Arrows-Rennstall für die Saison 2002 abgeschlossen hatte, wurde vor die Tür gesetzt.

Auch durch mögliche Millionenforderungen von Jos Verstappen könnte das Team in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Schon jetzt ist es um die Finanzen von "Major Tom" nicht allzu gut bestellt, muss er doch die teuren Cosworth-Motoren mit mehreren Millionen Euro bezahlen. Gleichzeitig platzte der Verkauf des teameigenen Windkanals an Jaguar Racing - mit jenem Geld wollte das Team eigentlich die Cosworth-Motoren bezahlen.

WM-Punkte sind das erklärte Ziel

Daher hielt das Team auch an Enrique Bernoldi fest, der der Mannschaft die Sponsorgelder von Red Bull sichert, da die Energiegetränkemarke vor allem ihre Marktposition in Enrique Bernoldies Heimat in Südamerika weiter ausbauen möchte und hofft dabei auf gute Ergebnisse des Brasilianers. "Da ich jetzt meine erste Formel-1-Saison hinter mir habe, fühle ich mich zuversichtlicher", ist der 23-Jährige optimistisch. "Ich habe viel gelernt, in dem ich mit Top-Fahrern gekämpft habe und kenne das Arrows-Team jetzt natürlich viel besser. Ich freue mich, mit dem A23 zu fahren, da er
definitiv eine Verbesserung zum A22 ist."

Auf Grund der finanziellen Probleme könnten WM-Punkte für das Team aus Leafield in diesem Jahr wichtiger als je zuvor sein, weshalb das Team dieses Jahr unbedingt weitere Punkte sammeln möchte. "Wir hoffen, dass wir damit weitermachen können, womit wir 2000 und 2001 aufgehört haben", hofft Tom Walkinshaw auf weitere WM-Punkte seines Teams. Doch da man mit dem neuen Auto erst etwa 2.000 Kilometer zurücklegen konnte, halten sich die Erwartungen zunächst noch in Grenzen.

"Melbourne ist ein realistischer Test für die Zuverlässigkeit, also denke ich, dass wir zufrieden sein können, wenn wir das Rennen beenden können", so Heinz-Harald Frentzen. "Ich bin überzeugt, dass das Potenzial da ist. Ich bin optimistisch, dass wir nach den drei Überseerennen uns verbessern können, da wir dann mehr Zeit zum Testen unterschiedlicher Chassiskonfigurationen haben."