powered by Motorsport.com
  • 08.10.2015 13:15

  • von Dominik Sharaf

Antriebe vor Sotschi: Mercedes-Kunden müssen weiter warten

Bis Jahresende erhalten die Mercedes-Kunden keinen Experimentalantrieb - Nico Rosberg muss zittern - Honda setzt restliche Token ein, Alonso droht Megastrafe

(Motorsport-Total.com) - Die Mercedes-Kundenteams Williams, Force India und Lotus werden beim Russland-Grand-Prix und bis Saisonende auf den im Werksteam verwendeten Experimentalantrieb verzichten müssen. Nach einem 'Autosport'-Bericht liefern die Stuttgarter den mit Blick auf 2016 entwickelten V6-Hybrid deshalb nicht aus, weil es nicht genügend Kapazitäten bei der Produktion in Brixworth gibt. Im kommenden Jahr sollen alle Mannschaften - auch Neukunde Manor-Marussia - das Aggregat erhalten.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg bereitet sein Technikpech aus Monza noch immer Kopfschmerzen Zoom

Lewis Hamilton verfügt in Sotschi als einziger Pilot des Feldes über die neueste Ausbaustufe. Der Weltmeister nutzt bei allen sechs Komponenten die dritte Version und ist damit nicht von einer Strafversetzung (das Prozedere detailliert erklärt!) bedroht - somit liegt Hamilton voll im Fahrplan. Anders gestaltet sich die Lage bei Teamkollege Nico Rosberg, der nach seinem Totalschaden von Monza auf vierte Bauteile - mit Ausnahme der Einheitselektronik und des Energiespeichers - vertraut. Geht etwas zu Bruch, drohen zehn Plätze Strafe.

Auch die Williams-Piloten Valtteri Bottas und Felipe Massa, Force-India-Pilot Sergio Perez und die Lotus-Fahrer sind komplett im Soll. Einziger Wackelkandidat aus dem Mercedes-Kunden-Lager ist Nico Hülkenberg, in dessen VJM08 wie bei Rosberg vier von sechs Komponenten bis Abu Dhabi durchhalten müssen. Erfolgt bei den genannten Piloten in Russland der letzte planmäßige Wechsel, ist die Frage nach dem Mercedes-Update sowieso hinfällig: Dann ließe es sich nicht mehr straffrei einbauen.

Bei Ferrari sind Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen beim Verbrennungsmotor, dem Turbolader und der MGU-H mit dem vierten Bauteil unterwegs, sonst gibt es noch Reserven. Kunde Sauber rüstet in Sotschi auf den vierten Satz um, erhält aus Maranello aber nicht die neueste Spezifikation auf dem Stand des Italien-Grand-Prix, sondern nur die in Kanada eingeführte Überarbeitung des Antriebsstrangs.

Renault hat mit wenigen Ausnahmen bei allen Autos und Komponenten das Saisonkontingent überschritten: Daniil Kwjat (Red Bull) und Max Verstappen (Toro Rosso) vertrauen sogar auf den achten Motor. Am Auto des Russen und seines Stallgefährten Daniel Ricciardo ist vor Sotschi jeder Tausch mit Strafe belegt.

Ähnlich düster gestaltet sich die Situation bei McLaren: Während Fernando Alonso bereits auf den neunten Verbrennungsmotor setzt, hat Jenson Button auch beim Turbolader und der MGU-H die rekordverdächtige Marke erreicht. Honda plant laut 'auto motor und sport' den Einsatz einer neuen Ausbaustufe, für die die restlichen vier Token aufgebraucht wurden - allerdings nur am Auto des Spaniers, der das Rennen in diesem Fall vom Feldende wird aufnehmen müssen.

Hintergrund: Wann es Strafen hagelt

Pro Rennsaison und Auto darf ein Team maximal vier Antriebsstränge (fünf Antriebsstränge bei mehr als 20 Grands Prix im Kalender, was 2015 trotz "Südkorea-Trick" nicht zutrifft) verwenden, der laut Reglement in sechs Einzellkomponenten (Verbrennungsmotor, Turbolader, MGU-H, MGU-K, Energiespeicher, Einheitselektronik) eingeteilt ist. Diese dürfen beliebig kombiniert werden. Wird eine fünfte Einzelkomponente eingebaut, erfolgt eine Rückversetzung um zehn Plätze. Bei jedem weiteren fünften Einsatz einer Einzelkomponente gibt es eine Rückversetzung um fünf Plätze. Analog dazu wird bei der sechsten und allen weiteren Einzelkomponenten verfahren. Honda erhielt als Neueinsteiger einen Joker in Form einer zusätzlichen Komponente.