• 23.04.2007 20:47

Anno 1985: Renault auf Abschiedstour

Nach zwei erfolgreichen Jahren erlebte Renault eine schwache Saison 1984 - 1985 wurde der Rücktritt aus der "Königsklasse des Motorsports" erklärt

(Motorsport-Total.com) - 1982 und 1983 zählte Renault in der Formel 1 noch zu den Seriensiegern, 1984 ließen die Erfolge langsam nach. 1985 verkündete das französische Werksteam schließlich seinen Rücktritt aus dem Grand Prix-Sport zum Ende der Saison.

Titel-Bild zur News: Patrick Tambay 1985

Patrick Tambay holte bei seinem Heim-Grand-Prix die letzten WM-Punkte

Die Saison 1984 erwies sich für Renault als Enttäuschung. Derek Warwick erreichte vier Mal das Podium, der Sprung auf die oberste Stufe blieb ihm aber verwehrt. Dank einer Reihe zweiter Plätze belegte er in der Fahrerwertung Position sieben.#w1#

Sein Teamkollege Patrick Tambay landete auf Rang elf. Sein größtes Erfolgserlebnis feierte der Franzose mit Platz zwei beim Heimrennen in Dijon. Auch die "Equipe Jaune" hatte sich von der Saison mehr erhofft als neun Punkteplatzierungen bei 16 Läufen, die in der Endabrechnung Rang fünf bedeuteten.

Die Vorzeichen für die Saison 1985 sahen keineswegs erfreulicher aus: Gérard Larrousse und Michel Têtu verließen das Team in Richtung Ligier. Den Posten des Teamchefs übernahm Gérard Toth. Was die Fahrer betraf, vertraute Renault auf das bewährte Duo.

Neben dem eigenen Rennstall rüstete Renault neben Lotus ab 1985 auch Ligier mit Motoren aus. Insgesamt erwies sich die Saison für Renault als schwierig.

Das Turbo-Aggregat aus Viry-Châtillon war nicht mehr auf dem neuesten Stand, und die Konkurrenz bekam die Technologie immer besser in den Griff. Der von Gerard Ducarouge entworfene Lotus 97T entwickelte sich in den Händen des jungen Brasilianers Ayrton Senna zu einem ernst zu nehmenden Gegner.

Die Hoffnungen des französischen Werksteams beruhten auf dem hochentwickelten Renault RE60, den die Mannschaft gerade rechtzeitig zum Saisonauftakt in Brasilien fertigstellte. Der neue Bolide litt jedoch unter Balance- und Bremsproblemen. Trotzdem gelang Tambay bei den beiden folgenden Grands Prix in Portugal und San Marino jeweils der Sprung aufs Treppchen.

Zum Rennen in Frankreich brachte Renault eine überarbeitete B-Version des Monoposto an den Start, die schmaler und kräftiger war als das Vorgängermodell.

Tambay fuhr bei seinem Heim-Grand-Prix auf die sechste Position - für den Franzosen die letzte Punkteplatzierung der Saison. Er schloss die Saison mit elf Zählern auf Rang elf der Fahrerwertung ab. Sein Teamkollege Warwick sammelte fünf Punkte und teilte sich mit Marc Surer die 13. Position.

Die Meisterschaft dominierten erneut die mit TAG-Porsche-Motor ausgestatteten McLaren. Alain Prost krönte sich mit fünf Siegen sowie insgesamt elf Podiumsplatzierungen als erster Franzose zum Formel-1-Weltmeister.

Den Titel brachte der "Professor" zwei Rennen vor Saisonende mit Platz vier in Brands Hatch unter Dach und Fach. Anfangs konnte ihm noch Ferrari-Pilot Michele Alboreto Paroli bieten. Der Italiener erreichte bei den ersten neun Saisonläufen sieben Mal das Treppchen, und erklomm dabei sogar zwei Mal die oberste Stufe. Eine Serie von Ausfälle beendete allerdings Alboretos Hoffnungen auf den Titel.

Für Lotus-Renault verlief das Jahr deutlich besser als für das Werksteam des französischen Automobilherstellers. Youngster Senna überquerte bei der Regenschlacht von Portugal sowie auf den Ardennen-Achterbahn von Spa-Francorchamps als Erster die Ziellinie. Bei vier weiteren Läufen landete der Brasilianer auf dem Podest. Sein Teamkollege Elio de Angelis siegte in San Marino.

In der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft bedeutete das Platz drei, punktgleich mit Williams. Mit Ligier reihte sich das zweite mit Renault Motoren ausgestattete Team auf Platz sechs ein. Jacques Laffite und Philippe Streiff kamen bei fünf Rennen in die Punkte. Mit 23 Zählern rangierte das von einem ehemaligen Rugby-Spieler gegründete Team sieben Punkte vor Renault.

Im Laufe der Saison kündigte der neue Vorstandsvorsitzende von Renault, George Besse, den Rückzug des Herstellers aus der Formel 1 an. Damit endete der erste Anlauf von Renault auf die größte Auszeichnung im Motorsport, die Formel-1-Weltmeisterschaft, mit einer Enttäuschung.

Das kühne und für manche sogar verrückte Wagnis, die Turbo-Technologie in die Formel 1 einzuführen, hatte das Gesicht des Grand-Prix-Sports grundlegend verändert und einige der aufregendsten Rennwagen der Nachkriegszeit hervorgebracht. Für Renault blieb das Abenteuer allerdings unbelohnt.

Einige Ingenieure in Viry-Châtillon behielten die neuesten Entwicklungen im Motorsport nach dem Abschied weiterhin im Blick. Bereits nach kurzer Zeit entstanden die ersten Zeichnungen eines brandneuen Saugmotors, der ab 1989 in der Formel 1 für Furore sorgen sollte.