Angelt sich Toyota einen BMW-Williams-Testfahrer?
Dem Bericht eines Fachmagazins zu Folge hat Toyota die Fühler nach einem Testfahrer des BMW-Williams-Teams ausgestreckt
(Motorsport-Total.com) - Toyota ist nur deshalb in der Formel 1, um mehr Autos verkaufen zu können, und um dieses Ziel umsetzen zu können, spielt die Fahrerwahl eine entscheidende Rolle. Dabei sind die Fähigkeiten eines Fahrers natürlich nicht unerheblich, aber mindestens genauso wichtig ist die Nationalität des Piloten und die Art und Weise, wie der Fahrer bei seinen Fans ankommt. Und da Toyota den südamerikanischen Markt erobern möchte, ist man auf der Suche nach einem Brasilianer.

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Antonio Pizzonia: Nach Benetton und Williams nun auf dem Weg zu Toyota?
In den letzten Wochen fiel immer wieder der Name von ChampCar-Superstar Cristiano da Matta, mit dem man sich letzten Berichten zu Folge sogar prinzipiell schon einig war. Doch der Haken an der Sache ist die hohe Ablösesumme, die die Japaner an das Newman-Haas-Team zahlen müssten. Nach Angaben der Fachzeitschrift 'auto, motor und sport' verlangt der Teamchef angeblich sieben Millionen US-Dollar (7,09 Millionen Euro).
Auch wenn Toyota angeblich über das größte Budget in der Formel 1 verfügt ? was seitens der Japaner immer wieder dementiert wird ? sind solche Summen sicherlich ein Grund, sich nach Alternativen umzusehen. Nach Informationen des Fachblattes hat das Team von Ove Andersson nun die Fühler nach BMW-Williams-Testfahrer Antonio Pizzonia ausgestreckt. Der Test-erfahrene Brasilianer soll bereits im September das erste Mal den TF102 testen. Dass Teamchef Frank Williams Pizzonia ziehen lassen würde, gilt als sehr wahrscheinlich, denn der Brite ist bekannt dafür, die Karriere junger Fahrer zu unterstützen.
Senkrechtstarter in den Junior-Serien
Der Aufstieg des heute bald 22-jährigen Brasilianers aus dem Amazonasgebiet war geradezu kometenhaft und begann vor zehn Jahren mit einem Sieg in einer regionalen Kartmeisterschaft. Fünf Jahre später wurde er brasilianischer Kartmeister und sicherte sich damit seine Eintrittskarte für die Skip Barber Race School, die der Beginn einer vielseitigen und viel versprechenden Formelkarriere wurde.
Ab 1998 gewann Antonio Titel in der Vauxhall Junior, Formel Renault und Formel 3. Sein Sieg in der Formel Renault Sport Meisterschaft 1999 ebnete ihm den Weg in Richtung Formel 1 - eine Testfahrt im Williams FW21 war die Prämie für den Titel. "Das war ein großartiger Tag", erinnert sich der Südamerikaner. Anschließend folgte Testarbeit für Benetton, ehe sich der junge Star für den schrittweisen Aufstieg über die Formel 3000 entschied, anstatt verführerische Formel-1-Angebote anzunehmen.
Formel 3000 und Formel 1 parallel
2001 bestritt Pizzonia die Internationale FIA Formel 3000 Meisterschaft im Petrobras Junior Team und erzielte dabei einen Rennsieg und Platz sechs im Gesamtklassement. Der Formel-3000-Titel ist sein nächstes Ziel. In dieser Saison liegt der Brasilianer derzeit mit 18 Punkten auf dem siebten Platz, vor Petrobas-Teamkollege Ricardo Sperafico.
Angesichts solider Testzeiten und vor allem seiner großen Erfahrung wäre Antonia Pizzonia sicherlich eine solide Wahl für das Team, auch wenn das Prädikat Superstar für den Mann aus Manaus vermutlich unpassend wäre ? aber für Fahrer dieses Kalibers ist es laut Toyota auch noch zu früh. In der Formel 3000 konnte Pizzonia lange Zeit seinem Ruf nicht gerecht werden, bis er in Hockenheim 2001 sein erstes Rennen gewann. Weitere Möglichkeiten vergab Pizzonia durch unglückliche Umstände oder Fahrfehler. In diesem Jahr war ein dritter Platz das bisher beste Ergebnis.
Frentzen als "B-Option"
Sollte sich Toyota für einen neuen Fahrer entscheiden, so würde dieser wohl Allan McNish ersetzen. Mika Salo sitzt etwas fester im Sattel, gilt aber ebenfalls nicht als gesetzt. Intern scheint man im Rennstall von Toyota in Köln immer noch Frentzen als probaten Kandidaten anzusehen, doch in Japan scheint man den Mönchengladbacher etwas skeptischer zu sehen. Laut dem Fachblatt hat Frentzen aber weiterhin Chancen auf einen Platz im TF103 ? dann würde Salo zum Testfahrer degradiert werden müssen.
Bei Toyota gibt man sich in Sachen Fahrerpaarung 2003 weiterhin bedeckt. Doch eine Entscheidung wird schon anlässlich des Grand-Prix-Wochenendes in Belgien, Ende August/Anfang September erwartet.

