Andretti: "Der Fahrer steht quasi nackt da"

US-Rennlegende Mario Andretti zeigt sich mit der aktuellen Formel 1 weitestgehend zufrieden, hat in puncto DRS aber auch Kritik auf Lager

(Motorsport-Total.com) - Mario Andretti, Formel-1-Weltmeister des Jahres 1978 und aufgrund seiner zahlreichen Erfolge in den unterschiedlichsten Rennsportkategorien weltweit eine lebende Legende, beobachtet den Grand-Prix-Zirkus auch Jahre nach seinem Rücktritt vom aktiven Rennsport nach wie vor intensiv.

Titel-Bild zur News: Mario Andretti

Mario Andretti beschäftigt sich nach wie vor intensiv mit dem Thema Formel 1

So verfolgte Andretti auch die abgelaufene - klar im Zeichen von Red Bull und Sebastian Vettel stehende - Saison 2011 regelmäßig und hat dazu seine eigene Meinung. "Wenn der Sport von einem Fahrer dominiert wird, ist es zu vorhersehbar", wird Andretti von 'GPUpdate.net' zitiert. Der US-Amerikaner fand aber auch Überraschungsmomente.

"Ich war im Vorfeld der Saison der festen Überzeugung, dass es für die Nummer-zwei-Piloten in den großen Teams schwierig werden würde", sagt der 71-Jährige und fügt an: "Im Fall von Mark Webber kam es ja dann auch so." Überrascht war er vom Ausgang des Teamduells bei McLaren. "Bei Jenson Button lag ich komplett daneben. Überraschungen dieser Art sind gut für den Sport", so Andretti im Hinblick auf die Tatsache, dass die vermeintliche Nummer zwei Button Teamkollege Lewis Hamilton über weite Strecken der Saison im Griff hatte und ihm teamintern den Rang ablief.

Mit den technischen Errungenschaften, welche zu Beginn der Saison 2011 in der Formel 1 Einzug hielten (DRS) beziehungsweise ein Comeback erlebten (KERS), zeigt sich Andretti weitestgehend zufrieden, hat aber auch Kritik auf Lager. "Es wirkt ein wenig künstlich", so der US-Amerikaner im Hinblick auf die Überholhilfe DRS. "So wie es gehandhabt wird, steht der Fahrer, der überholt wird, quasi nackt da", urteilt Andretti mit einem Lachen. "Er kann sich nicht ernsthaft verteidigen, denn wenn er blockt, bekommt er eine Strafe aufgebrummt. So gesehen gefällt mir KERS besser als DRS."

"KERS gefällt mir besser als DRS." Mario Andretti

In Bezug auf die Überholproblematik hält Andretti fest: "Niemand hat eine wirkliche Antwort darauf, wie man mehr Überholmanöver erzeugen könnte. Es wäre daher falsch, in diese Richtung gehende Vorschläge zu verurteilen." Insgesamt betrachtet ist der 128-fache Grand-Prix-Starter der Ansicht, dass "diese Systeme beibehalten werden sollten".

Sympathien für Williams und Ferrari

Im Verlauf seiner langen und erfolgreichen Karriere saß der langjährige Lotus-Pilot Andretti auch einmal im Cockpit eines Williams. In seiner letzten Formel-1-Saison (1982) qualifizierte er den Williams-Ford FW07D beim Grand Prix der USA-West in Long Beach für den 14. Startplatz, schied im Rennen aber nach einer Kollision aus und bestritt am Saisonende noch zwei Rennen (Monza und Las Vegas) für Ferrari.

So hegt Andretti für beide Teams auch heute noch Sympathien. "Ich würde es gern sehen, wenn Williams wieder einen Schritt nach vorn machen würde", offenbart er und macht in diesem Zusammenhang einen Umstand aus, der dies während der vergangenen Jahre seiner Meinung nach verhindert hat. "Was ein Team antreibt, ist ein großer Name im Cockpit. Barrichello war solide und erfahren, aber sie brauchen einfach einen richtigen Superstar."

Andretti hätte es daher gern gesehen, wenn Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen sein Comeback bei Williams anstatt bei Renault beziehungsweise Lotus gegeben hätte: "Das hätte wirklich einen großen Unterschied gemacht", sagt die US-Legende im Hinblick auf die Williams-Gerüchte um den "Iceman", die sich im November des vergangenen Jahres hartnäckig hielten.

"Williams braucht einen richtigen Superstar." Mario Andretti

Doch nicht nur Williams, auch Ferrari hat bei Andretti bis heute einen festen Platz im Herzen. So erhofft sich der US-Amerikaner im Hinblick auf die bevorstehende Saison vor allem von der Scuderia eine Steigerung und damit ernsthafte Konkurrenz zu Red Bull. "Ich habe keinen einzelnen Fahrer oder einzelnes Team als Favoriten auf den WM-Titel. Wie alle Fans würde ich gern etwas mehr Abwechslung sehen. Eine Wiederauferstehung von Ferrari ist immer gut für die Formel 1. Ich glaube, diese werden wir in diesem Jahr erleben", so Andretti.

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