• 18.01.2002 14:50

  • von Reinhart Linke

Andersson: "Melbourne wird ein Test für meine Nerven"

Toyota-Motorsportpräsident Ove Andersson ist mit der Arbeit seines Teams zufrieden und wartet gespannt auf Melbourne

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Ove Andersson bestreitet in diesem Jahr seine erste Saison als Teamchef von Toyota in der Formel 1. Seit vergangener Woche testet sein Team im französischen Paul Ricard und auf den Strecken in Spanien. Nachdem der in Köln ansässige Rennstall in der vergangenen Woche an den Testfahrten in Barcelona teilgenommen hat, testete das Team mit Mika Salo seit Dienstag dieser Woche in Valencia.

Titel-Bild zur News: Ove Andersson

Ove Andersson steht vor seiner ersten Formel-1-Saison als Teamchef

Frage: "Woran arbeitet das Team in dieser Woche?"
Ove Andersson: "Im Allgemeinen arbeiten wir an der Verbesserung der Aerodynamik, Traktionskontrolle und Startautomatik."

Frage: "Sind Sie zufrieden, wie sich die Dinge entwickeln?"
Andersson: "Das bin ich, weil wir anfangen zu verstehen, wo wir arbeiten müssen und wo wir uns konzentrieren müssen, um das Auto jetzt zu verbessern."

Frage: "Was sind die Hauptbereiche?"
Andersson: "Grundsätzlich im Bereich der Aerodynamik."

Frage: "Haben Sie neue Teile, die kommen werden?"
Andersson: "Wir arbeiten daran, aber man produziert neue Aerodynamikteile nicht innerhalb von einem oder zwei Tagen. Es ist mehr Arbeit! Meiner Meinung fehlt es uns noch an einem ständig verfügbaren Windkanal ."

Frage: "Wann wird Ihr Windkanal fertig?"
Andersson: "Er wird ab 1. Februar funktionieren. Wir ließen ihn zum ersten Mal im Dezember laufen, aber wir mussten ihn noch Einkalibieren und eine Menge Anpassungsarbeit vornehmen, aber er ist erst jetzt mehr oder weniger einsatzbereit."

Frage: "Das Auto war zuverlässig gewesen, das muss ein Vorteil sein..."
Andersson: "Ja. Wir sind alles andere als unglücklich damit, wo wir im Moment stehen, wir fangen jetzt an zu verstehen, worauf wir uns konzentrieren müssen. Selbstverständlich könnte es besser sein, aber es könnte auch viel schlechter sein. Es gibt keinen Grund, unglücklich zu sein."

Frage: "Wie viel wurde beim TF102 von dem letzt jährigen Auto übernommen?"
Andersson: "Grundsätzlich der Motor, das ist alles. Der Motor hat gut funktioniert, aber man sollte nie zufrieden sein, weil das der größte Fehler ist, den man im Motorsport machen kann. Du musst immer überall nach Verbesserungen schauen, aber für den ersten Motor, den wir entworfen haben, gebaut und entwickelt, ist er gut."

Frage: "Wann planen sie, ein zweites neues Auto fertig zu haben?"
Andersson: "Wir sind sehr fleißig am Bauen und werden drei oder vier Autos vor Melbourne fertig haben. Im Moment haben wir zwei Autos fertig, aber es gibt wirklich keinen Grund, zwei Autos hier her zu bringen, weil wir nicht genügend Teile haben. Das Testen ist nicht nur zum Testen da, man muss neue Teile haben, die man testen möchte. Aus diesem Grund gab es für uns keinen Anlass, zwei Autos mitzubringen."

Frage: "Was hat das Team für ein Potenzial in diesem Jahr?"
Andersson: "Es ist ein Lehrjahr. Grundsätzlich geht es uns darum, das Team zum zusammenarbeiten zu bewegen und zu verstehen, um was es in der Formel 1 geht. Wir wollen eine Plattform schaffen, von der aus wir in die Zukunft arbeiten können. Wenn am Ende diesen Jahres das Team gut oder vernünftig arbeitet und wir das Auto verstehen und die Anforderungen der Formel 1 verstehen, dann ist das eine Plattform, auf die man in Zukunft aufbauen kann."

Frage: "Haben Sie selber irgendein Ziel?"
Andersson: "Überhaupt nicht. Unser Ziel ist, in der Formel-1-Welt respektiert zu werden."

Frage: "Bobby Rahal sagte bei der Jaguar-Präsentation im letzten Jahr etwas ähnliches. Es ist schwierig, 'Respekt' zu definieren..."
Andersson: "Nein, nicht wirklich. Wenn die Leute sehen, dass wir mit Ernst bei der Sache sind, haben wir es meiner Meinung nach verdient, in der Formel 1 zu sein. Okay, wenn man mit Respekt meint, an der Spitze des Starterfelds zu sein, so werden wir das nicht erreichen. Aber ich denke, dass das sowieso nicht von uns erwartet wird."

Frage: "Wen sehen sie als ihre Hauptgegner?"
Andersson: "In diesem Moment sind alle unsere Hauptkonkurrenten. Geben sie uns ein paar Rennen und ich werde in der Lage sein, auf ihre Frage zu antworten! Wir müssen sehen, wo wir stehen und was wir zustande bringen. Im Moment denke ich, dass wir zumindest für die ersten paar Rennen zufrieden sein können, wenn wir nicht letzter in der Startaufstellung sind."

Frage: "Wie glauben sie, wird sich ihr neues Auto im Vergleich zu BAR und Jaguar aus der Affäre ziehen?"
Andersson: "Ich denke, es ist viel zu früh um darüber etwas sagen zu können. Ich denke nicht, dass bisher irgendjemand schon ernsthaft mit dem neuen Auto getestet hat."

Frage: "Sind sie von dem Tempo der anderen Autos beim Testen überrascht worden?"
Andersson: "Nein, wir hatten ungefähr eine Vorahnung, wo wir sein würden und ich bin nicht wirklich überrascht darüber. Aber ich denke, dass es viele Leute im Team wachgerüttelt hat, die jetzt feststellen, dass die Formel 1 kein einfaches Geschäft ist."

Frage: "Warum entschied Toyota, nicht am Regentest am Montag teilzunehmen?"
Andersson: "Wir sind im Augenblick noch nicht bereit, daraus nützliche Informationen zu ziehen."

Frage: "Wie begeistert sind sie über ihre erste komplette Saison als Teamchef in der Formel 1?"
Andersson: "Nun, ich denke, dass Melbourne ein großer Test für meine Nerven wird."