Anderson: Was Mercedes beim Antrieb besser macht

Ex-Jordan-Technikchef Gary Anderson erklärt, wieso Mercedes beim Antrieb gegenüber der Konkurrenz überlegen ist und wie sich das auf der Strecke auswirkt

(Motorsport-Total.com) - Dieses Wochenende feiert Mercedes den Abschluss der internen Heimspiel-Serie: Nach Österreich, wo die Mercedes-Führungsträger Toto Wolff und Niki Lauda herkommen, folgte Großbritannien, wo das Team sitzt. Und Deutschland, wo nun der Grand Prix stattfindet, ist das Land des Mutterkonzerns.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Lewis Hamilton

Wird das Heimspiel in Hockenheim einmal mehr zur Mercedes-Soloshow? Zoom

Bislang lief bei den "Heimrennen" nicht alles nach Wunsch, was auf den hochgepriesenen Antriebsstrang zurückzuführen ist: In Spielberg schaffte man zwar einen Doppelerfolg, musste sich aber im Qualifying Williams geschlagen geben und konnte im Rennen nicht die volle Leistung des Hybridsystems abrufen - nirgends war die Konkurrenz bislang näher dran an den Silberpfeilen als in Österreich.

In Silverstone streikte bei WM-Leader Nico Rosberg nach einer makellosen Leistung in Qualifying und Rennen in Führung liegend das Getriebe, wodurch der Wiesbadener aus dem Rennen gerissen wurde - Teamkollege Lewis Hamilton staubte den Sieg ab.

MGU-H macht den Unterschied

Man darf nicht vergessen, dass der Hybridantrieb bei Mercedes schon in Kanada für Probleme sorgte - die Dominatoren der bisherigen Saison sind zwar schneller als die Konkurrenz, aber keinesfalls unfehlbar.

Gary Anderson

Technikexperte Gary Anderson hat die Stärken von Mercedes analysiert Zoom

Dabei ist genau dieser Hybridantrieb auch mitverantwortlich für den Mercedes-Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Das zeigt ein Blick auf die Topspeed-Messungen - stets befinden sich die von Mercedes angetriebenen Autos an der Spitze. "Die Motoren selbst liegen wegen der Benzinflussbegrenzung alle innerhalb von 20 PS", erklärt Ex-Jordan-Technikchef Gary Anderson gegenüber 'Auto Bild motorsport'. "Den Unterschied macht die freie Energie der MGU-H. Die geht ohne Umweg zum anderen Elektromotor, der dem Silberpfeil auf den Geraden den Extra-Schub verpasst."

Während die MGU-H, die die Abgase des Motors als Wärmeenergie nutzt, beim Herausbeschleunigen aus den Kurven die Turbo-Turbine antreibt, kommen die Piloten in den Genuss von deren Zusatz-PS, wenn der Turbomotor an seine Grenzen stößt. "Dann macht die MGU-H den Unterschied zu Ferrari und Renault", ist Anderson sicher.

Anordnung als Schlüssel

"Das Zusammenspiel von Turbo und MGU-H ist bei Mercedes einfach das Beste." Gary Anderson

Was Mercedes diesbezüglich besser macht? Verdichter, MGU-H und Turbine sind cleverer angeordnet als bei Ferrari oder Renault. Was bei den Franzosen ein System ist, hat man in Brixworth getrennt - der Verdichter befindet sich auf der vorderen Motorenseite, die Turbine auf der hinteren Motorenseite und die MGU-H dazwischen. Dadurch ist die Gefahr der Überhitzung der MGU-H deutlich geringer, wodurch man bei der Kühlung weniger investieren muss.

"Die Mercedes-MGU-H produziert deshalb mehr Power als die Wärmegeneratoren der Konkurrenz", schlussfolgert Anderson. Und resümiert: "Das Zusammenspiel von Turbo und MGU-H ist bei Mercedes einfach das Beste."