powered by Motorsport.com
  • 31.05.2014 13:55

  • von Dennis Hamann

Mercedes: Wussten nicht, ob unser Auto überhaupt funktioniert

Andy Cowell verrät, dass auch bei Mercedes in der Entwicklung des aktuellen Autos viel schiefging, weil der Zeitplan für die Entwicklung extrem eng war

(Motorsport-Total.com) - Im fünften Jahr, in dem Mercedes als eigenes Team in der Formel 1 antritt, können die Silberpfeile endlich um die WM-Krone kämpfen. Und das tun Lewis Hamilton und Nico Rosberg so souverän, dass sie die Meisterschaft wohl auch nur unter sich ausmachen werden. Dass das aber nicht selbstverständlich ist, verrät Mercedes-Motorenchef Andy Cowell gegenüber 'auto, motor und sport'.

Titel-Bild zur News: Andy Cowell

Andy Cowell in der Diskussion mit Nico Rosberg über den Mercedes Zoom

"Der Zeitplan für das aktuelle Auto war unglaublich eng. Wir sind zunächst von einem Vierzylinder ausgegangen", erklärt der Brite. "2011 wurde dann aber auf V6-Motoren umgestellt. Es waren zwar nur ein paar Zahlen, die geändert wurden, aber es waren die entscheidenden. Mit der Entwicklung des V6 und dem größeren Turbolader ging es deswegen erst Mitte 2012 los. Mit Blick auf die Vorlaufzeiten für so ein Projekt und die Aufgabe, das alles noch in ein Rennauto zu integrieren, war das ein extrem straffer Zeitplan", so Cowell.

Doch dank der großen Erfahrung von Mercedes im Autobau und den entsprechenden Strukturen konnte das Team auf einen großen Rückhalt bauen. "Wir haben auf Entwicklungsprozesse aus dem Serienbau zurückgegriffen. Dabei stellst du ein Lastenheft auf und vier Wochen später ziehst du Bilanz und prüfst, ob das Konzept machbar ist", meint Cowell. "Und immer, wenn etwas schief geht, musst du reagieren und kannst erst weitermachen, wenn das Problem gelöst ist. Bei uns ging sehr viel schief."

"Vieles hat erst im zweiten Anlauf funktioniert", resümiert der Brite. "In manchen Bereichen mussten wir mehr Ingenieure und mehr Ressourcen in Bezug auf Tests oder Teileproduktion bereitstellen als geplant. Wir sind sehr nervös zum ersten Test nach Jerez gefahren und waren uns gar nicht sicher, ob alles funktionieren wird. Am meisten Probleme haben der Turbolader und die Integration der vielen Systeme vom V6 über die Elektromotoren, die Batterie oder auch die elektronische Bremskraftverteilung in das Auto gemacht. Ziel war es, dass der Fahrer nicht merken soll, was hinter seinem Sitz vorgeht."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Monaco


"Ich glaube nicht, dass es irgendwo auf der Welt eine solche Antriebseinheit gibt wie in der Formel 1. Wir haben absolutes Neuland betreten", ist Cowell stolz. "Noch nie gab es einen so großen Lader, an den man eine Elektromaschine gekoppelt hat. Es gab Wochen, da hat sich jeden Tag ein großes Hindernis in den Weg gestellt. Es gab auch Wochen, da haben wir gar keinen Fortschritt gemacht. Wir haben nur auf Lösungen gewartet. Dann wieder haben wir sieben Hindernisse auf einmal aus dem Weg geräumt und kamen richtig voran." Deswegen meint Cowell auch: "Es gab genauso viele Chancen, es gut hinzukriegen, wie mit einem Rucksack voller Probleme zu den Testfahrten zu kommen."