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  • 24.04.2014 14:38

  • von Jonathan Noble (Haymarket)

Das wahre Geheimnis hinter dem Mercedes-Erfolg

Es gibt viele Theorien über die Gründe für die aktuelle Dominanz des Mercedes-Teams, doch der wahre Knackpunkt liegt in einer Entscheidung aus dem Jahr 2008

(Motorsport-Total.com) - Es gibt selten einen Königsweg in der Formel 1. Die vergangenen Wochen wurden von Diskussionen dominiert, welcher Einzelfaktor Mercedes geholfen hat, in dieser Saison so ein dominantes Auto zu produzieren. Relativ viel Aufhebens wurde darum gemacht, dass der Kompressor am Mercedes-Turbolader auf der anderen Seite des Motors im Vergleich zur Turbine ist. Könnte es das sein?

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Nico Rosberg

Lewis Hamilton und Nico Rosberg fahren der Konkurrenz derzeit um die Ohren Zoom

Zudem gab es Andeutungen, dass Mercedes das Maß aller Dinge sei, weil man massiv in eine hochmoderne, vollständige Auto-Ausrüstung investiert hat, die man in der Basis von Brackley aufgebaut hat. Dadurch konnte man den Motor, die Installation des Autos und das Getriebe zusammen in Betrieb nehmen, bevor es auf die Strecke ging, um die Kinderkrankheiten zu umgehen, die Red Bulls frühe Testphase zerstört haben. Vielleicht ist es das?

Die Konkurrenz meinte sogar, dass Mercedes sein Budget massiv aufgestockt habe und sich so den Erfolg eingekauft habe. Aber mit Sicherheit ist es doch nicht so einfach, oder? Andere wiederum haben die Rolle von Benzinpartner Petronas erwähnt, der eine beeindruckende neue Technologie entworfen haben soll - wie Öl, das dickflüssiger wird, wenn es heißer wird. Das soll das Blatt gewendet haben. Wirklich?

Entscheidung von 2008 als Schlüssel

Doch während ein bisschen Innovation, Equipment, Finanzen und Technologie vielleicht alle dazu beigetragen haben, dass Lewis Hamilton und Nico Rosberg im Moment in ihrer eigenen Liga sind, kann keines davon einzeln herausgezogen werden. Eigentlich, wenn man die Erfolgsstory von Mercedes bis zu einem einzelnen Faktor verfolgen will, dann geht es um etwas, das man nicht einmal am Auto findet. Und noch besser für Mercedes: Es ist etwas, das von den Rivalen nicht kopiert werden kann.

Die Wurzeln des Mercedes-Vorteils reichen zurück bis ins Jahr 2008, als von der Motorenabteilung des Unternehmens eine Entscheidung getroffen wurde, die den Weg für das geebnet hat, was im Moment passiert. Damals hat sich die Formel 1 gerade auf die Einführung des Kinetic Energy Recovery Systems (KERS) in der Saison 2009 vorbereitet. Und Mercedes, die da gerade in einer engen Partnerschaft mit McLaren gebunden waren, hat entschieden, die Entwicklung von KERS im eigenen Haus durchzuführen, anstatt es dem Team aus Woking zu gestatten, außerhalb sein eigenes Ding zu machen.

Lewis Hamilton

2008 führte Mercedes mit McLaren Lewis Hamilton zu seinem ersten WM-Titel Zoom

Und noch wichtiger: Als die Teams beschlossen haben, dass 2010 niemand KERS benutzen würde, hat Mercedes nicht einfach die Hände von dem Projekt genommen und das ganze Wissen in die Tonne gekloppt. Motorenchef Andy Cowell sagte Anfang des Jahres: "Als KERS 2010 nicht verwendet wurde, haben wir uns nicht davon losgelöst. Wir haben gesagt: 'Wir werden eine zweite Generation KERS machen.' Wir haben es 2011 mit sechs Autos gefahren, was eine wirklich gute Plattform von innerbetrieblichem Wissen, Können und Leistungsfähigkeit aufgebaut hat. Wir haben wirklich darauf aufgebaut."

Konkurrenz blickt nicht voraus

Es war ein Ansatz, der in Kontrast zu dem der aktuellen Motorrivalen stand, die entweder den Teams die Entwicklung von KERS überlassen haben (Renault) oder sich auf externe Partner wie Magneti Marelli verlassen haben (Ferrari). Die Entschlossenheit von Mercedes, bei diesem betriebsinternen Projekt zu bleiben, hat ihnen nicht nur einen deutlichen Vorsprung in Sachen Erfahrung mit Energierückgewinnungssystemen beschert, es hat ihnen auch den Nutzen gebracht, dass diese Systeme komplett im Motor integriert sind. Alles in einem.

Die frühen Rennen 2014 haben gezeigt, dass der Schlüssel zum Erfolg eher in der Energierückgewinnung und -freisetzung über eine Runde liegt, als in einer reinen Benzineffizienz oder Power vom Turbomotor. Einen Vorteil in diesem Bereich zu haben, ist daher enorm wichtig. Es ist die Integrierung der Energierückgewinnungssysteme, der Power-Unit und des Autos, was die wahre Story hinter der Mercedes-Dominanz ist. Man war einfach länger auf die Herausforderung des neuen Reglements vorbereitet als die Konkurrenz.

Mercedes-Motor

Im Mercedes-Antrieb ist alles perfekt zusammengesetzt Zoom

Die Zeit wird zeigen, ob dieser Vorteil aufgeholt werden kann. Ferrari und Renault wissen genau, was getan werden muss. Die Lücke wird sich mit der Zeit schließen, das ist die Unausweichlichkeit der Formel 1. Doch für jetzt sind Entscheidungen, die vor langer Zeit in einem Konferenzraum eines Fabrikgebäudes in Brixworth getroffen wurden, der wahre Grund, warum Hamilton und Rosberg heute den Vorteil auf der Strecke haben. Das zeigt, dass Erfolg in der Formel 1 niemals nur in Tausendstelsekunden gemessen werden kann. Manchmal braucht es Jahre.

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