Als Designgenie Newey den Blauen Brief erhielt

(Motorsport-Total.com) - Adrian Newey ist der unumstritten beste Designer der Formel 1. Doch kaum jemand weiß, dass selbst der geniale Brite einmal eine Kündigung über sich ergehen lassen musste. Es geschah 1990 und Newey fungierte beim finanzschwachen March-Rennstall als Designer. "Wir hatten 1988 mit dem March-Auto ein paar Erfolge, doch ich war 28 Jahre alt und ziemlich naiv", gibt der nunmehrige Red-Bull-Designer gegenüber dem 'Guardian' zu.

© xpb.cc

Adrian Newey wurde 1990 als Designer bei March vor die Tür gesetzt

"Wir waren damals überambitioniert und ich wurde vom Helden zu einem Kerl, der nicht weiß, was er tut", schildert der 52-Jährige seinen Absturz beim Rennstall, für den Ivan Capelli und Mauricio Gugelmin an den Start gegangen waren. Newey meint heute, dass er ohnedies das Team verlassen hätte: "Ich wurde gefeuert, aber ich hatte schon entschieden, dass ich gehe. Wenn ein Team einmal von einem Buchhalter geführt wird, dann ist es Zeit zu gehen."

Die March-Niederlage

Dennoch hatte das Selbstbewusstsein des "Freigeistes" einen heftigen Dämpfer erhalten: "Ich hatte große Selbstzweifel." Dass er sich aber nicht um einen Job umschauen musste, verdankt er dem Williams-Rennstall: "Mein Selbstvertrauen hat gelitten, aber Williams hatte mich bereits kontaktiert."

Eine weitere Krise durchlebte Newey, als er 2006 als gefeierter McLaren-Designer zu Red Bull kam. Der damalige Bolide des einstigen Jaguar-Teams hatte große Probleme mit der Kühlung. Newey sorgte rasch dafür, dass sich das Team auf die Saison 2007 konzentriert, doch sein erster echter Red-Bull-Bolide sah zwar gut aus, war aber unzuverlässig und kein Spitzenauto.

"Als ich von McLaren 2006 hierher kam, sagten viele Leute: 'Jetzt ist Newey zu weit gegangen. Er wird auf die Nase fallen und seine Karriere zerstören'", erinnert er sich. Er gibt zu: "Ich hatte die Aufgabe, ein Team aufzubauen, völlig unterschätzt. Ich habe versucht, mich weiterhin auf das Design zu konzentrieren, aber mir wurde schnell klar, dass wir nicht die nötige Ausstattung hatten."

Rechnung beglichen

Newey musste daher sein geliebtes Reißbrett verlassen und seine Management-Qualitäten unter Beweis stellen: "Ich musste mich darauf konzentrieren, die nötige Infrastruktur aufzubauen, denn sonst hätten wir das Auto nicht entwickeln können. Das fand ich interessant, und ich schätze, dass ich noch eine Rechnung begleichen musste."

Mit dem Red-Bull-Erfolg bewies Newey, dass er auch ein Mittelklasse-Team an die Spitze führen kann - eine Aufgabe, an der er bei March rund 20 Jahre früher gescheitert war. "In vielerlei Hinsicht waren der Konstrukteurs- und der Fahrer-WM-Titel mit Red Bull im Vorjahr die Siege, dir mir am meisten gegeben haben", bestätigt Newey, dass er somit auch mit der March-Niederlage seinen Frieden gemacht hat.