Alonsos überraschendes Fazit: "2011 war großer Schritt"

Warum Fernando Alonso glaubt, dass Ferrari 2011 die Trendwende einleitete, wo die Problemzonen lagen und wann man den Titel tatsächlich aufgab

(Motorsport-Total.com) - Ein Sieg, zehn Podestplätze und Platz vier in der Fahrer-WM - so lautet die durchwachsene Bilanz von Fernando Alonso in seinem zweiten Ferrari-Jahr. Wenn man bedenkt, dass der zweifache-Weltmeister eigentlich seinen dritten Titel einfahren wollte, ist dies eine ziemlich magere Ausbeute. "Natürlich sind wir mit unserer Konkurrenzfähigkeit nicht glücklich", gibt er gegenüber 'Autosport' zu. "Ein Grand-Prix-Sieg ist für Ferrari nicht genug."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso musste sich 2011 mit nur einem Grand-Prix-Sieg zufrieden geben

Doch Alonso hat einen Weg gefunden, am Ende des Jahres 2011 doch noch ein positives Fazit zu ziehen. "Wenn man die Saison als Vorbereitung auf unsere nächste große Chance sieht, dann war das in Anbetracht unserer Schwächen aus dem Vorjahr ein großer Schritt vorwärts." Und das, obwohl Alonso 2010 als WM-Leader in das Saisonfinale in Abu Dhabi gegangen war und insgesamt fünf Siege einfuhr.

Doch wie zeigt sich dieser Schritt nach vorne? "Wir haben in den Bereichen, wo wir nicht stark genug waren, massive Fortschritte erzielt. Wenn wir dann auch noch ein konkurrenzfähiges Auto haben, ist das Team jetzt sehr gut vorbereitet", gibt er sich kryptisch. Auch auf die Frage, wo 2011 das Problem lag, lässt er sich zunächst nicht auf einen Punkt festnageln. "Um siegfähig zu sein, muss alles passen", weiß der Routinier.

Erste Updates 2011 gingen komplett daneben

Dennoch gab es 2011 eine "vorrangige Schwäche", gibt er zu: die Aerodynamik. Der abgasangeblasene Diffusor war dieses Jahr der Schlüssel zum Erfolg, wie Red Bull bewies - "und wir lagen diesbezüglich vom Anfang bis zum Ende immer etwas zurück", weiß Alonso. Die größte Krise musste man aber zu Saisonbeginn bewältigen: Es dauerte vier Rennen lang, bis ein Ferrari-Pilot erstmals einen Podestplatz erreichte.

"Einige Rennen waren wirklich ein bisschen ein Reinfall." Fernando Alonso

Der Druck der Öffentlichkeit wurde immer größer, was schließlich im Rauswurf von Technikchef Aldo Costa resultierte. "Nach den ersten Rennen erkannten wir, dass wir ein Problem hatten. Vor allem beim Windkanal, bei der Korrelation", erinnert sich Alonso und verweist darauf, dass die Daten im Windkanal nicht mit denen auf der Rennstrecke übereinstimmten. "Einige Rennen waren wirklich ein bisschen ein Reinfall. Wir schraubten Teile des Präsentationsautos aus dem Januar auf unseren Boliden, weil wir erkannten, dass dieses Auto schneller war als das Auto, mit dem wir zu diesem Zeitpunkt fuhren."

Reifen als Dauerschwäche

Auch ein altes Ferrari-Leiden tauchte wieder auf: Der Bolide ging zwar meist sorgsam mit den Reifen um, man brachte diese aber nur mit viel Mühe auf Temperatur - Probleme, die der Konkurrenz von McLaren beispielsweise fremd waren. Die Meinung, dass man durch die längere Haltbarkeit der Pneus im Rennen einen Vorteil hatte, während man im Qualifying nicht mithalten konnte, will Alonso nicht uneingeschränkt teilen: "Das ist eine Erklärung für die Menschen da draußen."

"Weniger Verschleiß bedeutet nicht automatisch weniger Temperatur." Fernando Alonso

"Die Sache, wie wir die Reifen verwenden, wie wir sie auf Temperatur bringen, ist aber komplexer", geht er ins Detail. "Bei anderen Teams ist das vielleicht anders, denn weniger Verschleiß bedeutet nicht automatisch weniger Temperatur."

Warum Ferrari in Spa aufgab

Er gibt ein Beispiel: "Bei einigen Rennen wie zum Beispiel in Singapur waren wir die ersten an der Box. Der Verschleiß war also da. Der Verschleiß unterscheidet sich in verschiedenen Kurven, bei verschiedenen Temperaturen, bei verschiedenen Streckencharakteristika. Daran arbeiten wir, denn wir sind natürlich mit diesem Aspekt unserer Saison 2011 nicht glücklich: Nach den Boxenstopps und im Qualifying fehlte uns etwas das Tempo."

"Wir setzten in Spa alles ein und das Auto war noch immer nicht konkurrenzfähig." Fernando Alonso

Ferrari arbeitet längst an der Revanche für die misslungene Saison 2011, denn gegen Red Bull war dieses Jahr kein Kraut gewachsen. Doch wann entschied man sich tatsächlich, die Titelhoffnungen zu begraben? "Ich denke, das war beim Belgien-Grand-Prix", erinnert er sich. "Okay, der Rückstand war riesig, aber wir hatten aus dem Jahr 2010 Erfahrung, also wollten wir bis zum letzten Moment pushen."

Doch in Spa-Francorchamps schaffte es Alonso trotz vieler neuer Teile nicht, auf das Podest zu klettern: Er wurde hinter den beiden Red-Bull-Piloten und McLaren-Ass Jenson Button Vierter. "Wir hatten ein großes Update für das Auto - einige neue Teile, wie den Diffusor und so weiter. Wir setzten alles ein und das Auto war noch immer nicht konkurrenzfähig", schildert der Ferrari-Pilot.