• 28.04.2017 18:28

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Alonso verliert Geduld mit Honda: "Sie sind nicht mehr neu"

Der McLaren-Star fordert rasche Fortschritte der Japaner und betont, nicht Jahre warten zu können - Hondas Konzernbosse stehen angeblich hinter dem Projekt

(Motorsport-Total.com) - Defekte en masse und kein Leistungssprung in Sicht: Die einst gefeierte Neuverbindung von McLaren und Honda erfährt nach Beginn der Formel-1-Saison 2017 eine Zerreißprobe. Am gespanntesten scheint der Geduldsfaden bei Fernando Alonso, der sich im Vorfeld des Russland-Grand-Prix nicht mehr um Diplomatie bemüht. Er stellt offen die Frage, warum die Japaner mit der Entwicklung weiter hinterherhinken: "Es ist das dritte Jahr des Projektes. Sie sind doch nicht neu", legt Alonso den Finger in die Wunde.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso scheint darüber zu grübeln, wie es mit Honda weitergeht Zoom

Die Schelte des Spaniers kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Zuverlässigkeitsprobleme Hondas ein neues Hoch erreicht haben. Bereits im vierten Rennen hagelte es für Stoffel Vandoorne die erste Strafversetzung, weil der Belgier sein Antriebskontingent überzog. Weitere Sanktionen werden folgen - auch für Alonso. Nicht nur fehlende Standfestigkeit nervt, auch mangelnde Power: "Wir müssen verstehen, was nötig ist, um konkurrenzfähig zu sein und sollten das Problem sofort angehen."

Alonso macht weiter Druck: "Wir können nicht noch zwei oder drei Jahre warten, es braucht eine Lösung binnen der nächsten Monate." Honda glaubt, sie mit der Neukonzeption des V6-Hybriden im Winter bereits gefunden zu haben. Projektleiter Yusuke Hasegawa will auf dem eingeschlagenen Pfad bleiben: "Wir haben keinen kompletten Fehler gemacht", winkt er ab. "Die Richtung war die richtige. Das Basiskonzept stimmt, sodass wir zur Saisonmitte Fortschritte verzeichnen können."

Das Versprechen ist nicht neu. Nur bislang folgten keine Taten. Dass der Antrieb zuletzt abspeckte und mit einer vorteilhafteren Architektur ausgestattet wurde, hat weder Leistung gebracht noch Fehlerquellen reduziert. Alonso scheint den Bekundungen aus Sakura diesmal aber Glauben zu schenken: "Das Auto ist gut genug, um vorne mitzufahren. Ich rechne nicht mit Titeln und Rennsiegen, aber wir können bald bequem in die Top 10 fahren", blickt der 35-Jährige zuversichtlich voraus.


Fotostrecke: Honda-Meilensteine in der Formel 1

Vielleicht deshalb, weil er bald auf Mercedes-Power zählen kann? Es schwirrt das Gerücht durch das Fahrerlager, dass McLaren Honda zu Sauber abschieben und sich Aggregate aus Brixworth organisieren wolle. Bisher gibt es nichts Konkretes zu dem Thema und die Japaner bekennen sich lediglich dazu, ihre Formel-1-Aktivität nicht so schnell einzustampfen wie bei dem Werksteam 2008: "Dass wir damals aus der Formel 1 ausgestiegen sind, hat uns massiv dabei geschadet, bei der Technologie aufzuholen. Deshalb müssen wir länger dabeibleiben", fordert Hasegawa Sitzfleisch.

Fernando Alonso

Gewohntes Bild: Seit Jahren steht der McLaren ständig am Streckenrand Zoom

Die Konzernbosse stünden hinter dem Engagement in der Königsklasse, versichert er: "Der Vorstand hat sich dem momentan momentan sehr stark verschrieben. Kein Problem!" Auch McLaren demonstriert nach außen hin Solidarität. Chefingenieur Matt Morris spricht von einer Belastungsprobe und einer "großen Enttäuschung", aber auch von einer "starken Verbindung" und einem "Zusammenrücken". Er sagt in Richtung Honda: "Sie haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Wenn sie die erreichen, sieht die Sache anders aus." Wenn nicht, sieht die Sache wahrscheinlich auch anders aus.

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