Alonso: "Sind nur das fünftbeste Team"
Fernando Alonso analysiert die Performance von Ferrari schonungslos, malt aber keineswegs schwarz und glaubt weiterhin an den WM-Titel
(Motorsport-Total.com) - In sechs Rennen stand Fernando Alonso erst zweimal auf dem Podium: beim Sieg in Manama sowie beim zweiten Platz in Barcelona, wobei letzteres Ergebnis eher glücklich zustande gekommen ist. In Monte Carlo konnte er am Qualifying gar nicht teilnehmen, heute in Istanbul verpasste er den Einzug ins Top-10-Finale. Kein Wunder, dass die Laune des Ferrari-Piloten schon einmal besser war, auch wenn er nach zwei schwierigen Jahren bei Renault noch lange nicht den Teufel an die Wand malt...

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Fernando Alonso möchte morgen einige Punkte für die WM mitnehmen
Frage: "Fernando, nicht einmal ins letzte Qualifying eingezogen - damit kannst du nicht zufrieden sein, oder?"
Fernando Alonso: "Es war kein perfekter Tag, denn das ist natürlich nicht das Ergebnis, das wir uns vorgestellt hatten. Q3 wäre das Minimalziel gewesen, aber so ist es halt. Wir müssen uns verbessern und morgen weiter vorne landen, denn eines ist klar: Wir sind nicht Zwölfter, weil etwas Ungewöhnliches passiert ist, sondern wir sind Zwölfter, weil wir nicht schneller waren. Wir müssen uns steigern."#w1#
Frage: "Anscheinend habt ihr den Anschluss an Red Bull völlig verloren. Wie wichtig sind Updates für die nächsten Rennen, damit du um die Weltmeisterschaft kämpfen kannst?"
Alonso: "Wir müssen das Auto verbessern. Wir sind hinter Red Bull, McLaren, Renault und Mercedes. Im Moment sind wir nur das fünftbeste Team. Uns war schon klar, dass wir auf die Spitze Boden verlieren, denn seit einigen Rennen wurde unser Auto nicht mehr weiterentwickelt."
"Unsere Updates kommen bei den nächsten Rennen - ich hoffe, dass wir ab Kanada und Valencia wieder um Pole-Positions und Podestplätze kämpfen können. Morgen wird ein Verteidigungsrennen. Felipe ist Achter und ich bin Zwölfter, also müssen wir versuchen, so viele Punkte wie möglich mitzunehmen. Schauen wir mal, was mit den Fahrern vor uns passiert. Hoffentlich sammelt Red Bull morgen nicht allzu viele Punkte, aber das können wir nicht kontrollieren. Wir müssen mit beiden Autos so viele Punkte wie möglich sammeln."
Frage: "War eure Performance heute schlechter als gestern und lag das an den niedrigeren Temperaturen?"
Alonso: "Ich weiß nicht. Das Fahrverhalten war ganz ähnlich wie gestern, die Balance war okay. Ich hatte keine besonderen Schwierigkeiten. Mit den harten Reifen sind wir etwas konkurrenzfähiger als mit den weichen. Wir haben dafür ein paar Verbesserungen hier, aber nichts Weltbewegendes. Insgesamt waren wir einfach nicht schnell genug. In Q1 waren wir Neunter und Elfter und dann in Q2 Zwölfter. Zwei oder drei Zehntel machen halt den Unterschied, ob du Vierter oder Zwölfter wirst. Heute waren wir Zwölfter, weil uns der Speed gefehlt hat. Morgen müssen wir schneller sein."
Frage: "Hast du vor deinem Verbremser im letzten Run das F-Schacht-System auf der Geraden verwendet?"
Alonso: "Die Runde war ohnehin um ein Zehntel schlechter als die Runde davor, dort habe ich den Einzug ins Q3 also nicht verloren. Der F-Schacht war nicht aktiviert, sondern ich habe mich einfach verbremst, weil ich das Zehntel aufholen wollte, das ich hinten lag."
Frage: "Hilft das F-Schacht-System auf dieser Strecke?"
Alonso: "Ja."
Frage: "Wir haben heute Fehler von dir gesehen und zuletzt auch in Monte Carlo. Beginnst du damit, dich selbst zu hinterfragen?"
Alonso: "Heute waren wir wie gesagt nicht schnell genug - ich sehe da keinen Fehler bei mir. In Monaco haben wir leider das Qualifying auslassen müssen, weil das Chassis nach dem Trainingsunfall nicht repariert werden konnte. Wenn ich im Qualifying dabei gewesen wäre, würde darüber niemand mehr sprechen. Ich weiß, dass unsere Erwartungen hoch waren - am besten wäre es, immer auf Pole-Position zu stehen und das Rennen zu gewinnen. Dazu sind wir derzeit nicht in der Lage, aber ich finde nicht, dass ich zu viele Fehler mache."
Frage: "Du sprichst nicht sehr rosig über eure Konkurrenzfähigkeit. Hast du den WM-Titel schon abgeschrieben?"
Alonso: "Nein, überhaupt nicht. Wir wissen, dass wir bei einigen Rennen ein bisschen mehr leiden werden als bei anderen. Barcelona und die Türkei sind solche Rennen, aber in Monaco waren wir sehr konkurrenzfähig, in China auch. Es geht auf und ab, wie bei allen anderen Teams auch - nur Red Bull ist konstant schnell. Kanada sollte uns entgegenkommen und ab Valencia werden wir das Auto stark verbessern. Die Weltmeisterschaft ist immer noch unser Ziel. Vielleicht läuft es im Moment nicht so, wie wir uns das wünschen würden, aber wir sind dennoch Dritter in der Weltmeisterschaft. Morgen sehn wir weiter."

