• 20.03.2008 10:28

  • von Dieter Rencken

Alonso: "Sind nicht besonders konkurrenzfähig"

Fernando Alonso analysiert im Interview das Ausmaß der Krise bei Renault, schöpft aber Hoffnung für die Zukunft und spricht über die GPDA-Verweigerer

(Motorsport-Total.com) - Mit Platz vier in Melbourne konnte Fernando Alonso Schadensbegrenzung betreiben, denn im Qualifying war sein Renault nur das achtschnellste von elf Autos. Dennoch wirkte er heute bei der Donnerstags-Medienrunde in Sepang keineswegs frustriert - im Gegenteil: Der Doppelweltmeister schöpft Hoffnung für die Zukunft.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso rechnet momentan nicht mit Podestplätzen oder Siegen

Frage: "Fernando, wie ermutigend war es, ein Duell gegen Heikki Kovalainen im McLaren-Mercedes zu fahren?"
Fernando Alonso: "Das war gut, aber es war eine glückliche Situation, denn Heikki war eine Minute vor uns - es war keine echte Situation. Mir wäre es lieber, in einem normalen Rennen mit einem Ferrari oder einem McLaren Rad an Rad zu fahren. Das ist das Ziel für diese Saison. In Australien waren wir zu weit hinten."#w1#

Rückstand auf die Topteams ist groß

"Wir haben schon nach den Wintertests gewusst, dass wir nicht nahe genug dran sind." Fernando Alonso

Frage: "Wie gut oder schlecht ist das Auto? Kannst du es schon einschätzen?"
Alonso: "Wie wir in Australien gesehen haben, sind wir nicht besonders konkurrenzfähig, aber wir haben schon nach den Wintertests gewusst, dass wir nicht nahe genug dran sind, um wirklich etwas zu bewegen. Wir sind weit hinter McLaren, Ferrari und BMW, gehören zur Gruppe mit Red Bull, Williams, Toyota. Das variiert von Strecke zu Strecke, auch mit dem Setup, der Strategie - manchmal werden wir da vorne sein, manchmal hinten. Das ist das erste Ziel: Wir müssen das Auto verbessern, besser arbeiten und an die Spitze dieser Gruppe kommen. Dann wären wir schon näher an den Top 3 dran."

Frage: "Wie optimistisch bist du, dass euch das in absehbarer Zeit gelingen wird?"
Alonso: "Mal schauen. Ich bin optimistisch. Es war erst das erste Rennen der Weltmeisterschaft. So früh im Jahr ist man immer optimistisch, denn es sind noch viele Rennen zu fahren. Ich habe das Gefühl, dass wir das Auto verbessern und die Lücke stark schließen werden. In der Formel 1 darf man sich aber nie sicher sein, denn okay, wir werden uns verbessern, aber die anderen ja auch. Es liegt an uns, den besseren Job zu machen."

Frage: "Siehst du Pläne in der Entwicklung und in der Fabrik, die dich zuversichtlich stimmen?"
Alonso: "Ja. Man muss ja auch sehen, dass die Topteams sehr nahe an ihren Grenzen sind, denn sie hatten im Vorjahr ein sehr gutes Auto und haben dieses noch einmal verbessert. Da ist es schwierig, die letzten paar Zehntel zu finden. Wir sind aber weit hinten, da sollte es uns leichter fallen, unsere Performance und unsere Pace zu verbessern."

Erinnerungen an 2003 und 2004 werden wach

"Es ist ein bisschen wie 2004 und 2003." Fernando Alonso

Frage: "Für dich ist diese Situation neu, denn du bist drei Jahre lang ganz vorne gefahren. Siehst du das als neue Herausforderung, den Abstand zu schließen, oder fühlst du dich an die Jahre 2004 und davor erinnert, als du mit Renault auch hinterhergefahren bist?"
Alonso: "Es ist ein bisschen wie 2004 und 2003. Man muss kämpfen, um den Abstand zu verringern."

"Die Rennen sind für mich jetzt fast spannender, denn man fährt immer inmitten einer Gruppe, in der man kämpfen muss - von der ersten Runde an. In Australien ist in meinem Rennen viel passiert, und ich schätze, das wird diese Saison so bleiben. Ich genieße diese neue Herausforderung. Wir haben eine Menge Arbeit zu erledigen - das Team, ich, wir alle müssen uns verbessern, um aufzuholen."

Frage: "In welchen Bereichen verliert ihr auf die Topteams und wie fühlt sich das Auto an?"
Alonso: "Wir glauben, dass wir alles verbessern müssen, vor allem die Aerodynamik. Wir brauchen eine bessere Effizienz, mehr Anpressdruck - das Übliche halt. Motorenseitig weiß ich nicht, ob wir gut sind oder nicht, aber da kann man sowieso nichts tun, denn die Motoren sind ja für die nächsten paar Jahre eingefroren."

"Wir müssen uns weiter verbessern, zum Beispiel auch das Zusammenspiel zwischen Radaufhängung und den Bridgestone-Reifen. Das passt noch nicht zu 100 Prozent. Da gibt es also viele Baustellen. Ich sehe aber gute Fortschritte auf der aerodynamischen Seite und auch im Bereich der Radaufhängung. Ich hoffe, dass uns das auf der Strecke voranbringen wird."

Frage: "Ihr verliert also überall ein bisschen?"
Alonso: "In Melbourne haben wir anderthalb Sekunden verloren - sieben Zehntel im ersten Sektor, sechs Zehntel im zweiten und sechs im dritten. Da verliert man in jeder Kurve ein bisschen, ja."

Erste Pole und erstes Podium 2003 in Malaysia

"Auf dieser speziellen Strecke gebe ich immer 120 Prozent." Fernando Alonso

Frage: "Malaysia ist eine deiner Lieblingsstrecken. Rechnest du am Sonntag mit Regen?"
Alonso: "Ich hoffe nicht, dass es regnet, denn das hier ist gemeinsam mit Spa meine Lieblingsstrecke. Ich liebe die Herausforderung hier, aber die wäre im Regen nicht zu vergleichen. Schauen wir mal. Ich habe natürlich schöne Erinnerungen an Sepang, daher gebe ich auf dieser speziellen Strecke immer 120 Prozent. Wenn es hier regnet, dann meistens sehr stark, und dann wird es schwierig mit Aquaplaning und den diesjährigen Regeln. Da kann man sich dann nur noch darauf konzentrieren, irgendwie auf der Strecke zu bleiben."

Frage: "Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton werden kritisiert, weil sie der Fahrergewerkschaft GPDA nicht beitreten. Findest du, dass sie beitreten sollten?"
Alonso: "Jeder hat seine eigene Meinung. Sie treffen ihre eigenen Entscheidungen. Die GPDA hat die Sicherheit für alle Fahrer in den vergangenen Jahren verbessert. Wir prüfen die Strecken, arbeiten eng mit der FIA zusammen. Im Vorjahr haben wir die Sicherheit bei den Tests verbessert, was Ärzte, Ambulanzen und Helikopter angeht. Die sind jetzt genau wie bei den Rennen ausgestattet. Davor war jeder Test eigentlich eine Kamikazeaktion!"

"Ich glaube, wir machen einen guten Job, man denke zum Beispiel an die neue Kopfstütze in diesem Jahr. Das ist eine Folge des Unfalls von Coulthard und Wurz im Vorjahr in Australien. Das Geld, das dann am Jahresende noch übrig bleibt, spenden wir für wohltätige Zwecke. Wenn jemand nicht beitreten will, ist das okay - jeder muss das für sich entscheiden."

Frage: "Aber wärt ihr mit zusätzlichen Mitgliedern nicht noch stärker?"
Alonso: "Ja, natürlich, das wäre nett, aber ich kann nichts Negatives über die beiden sagen, denn sie müssen das selbst entscheiden. Ich habe mich entschieden, der GPDA beizutreten, weil ich nicht mein Leben im Auto riskieren will."

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