Alonso im Land der Samurai: Letzte Chance Suzuka

Für Fernando Alonso und Ferrari ist Suzuka so etwas wie die letzte Chance in der WM - Piloten loben herausfordernde Strecke, einzigartige Fans und die tolle Kultur

(Motorsport-Total.com) - In Suzuka an diesem Wochenende könnte Ferrari die Gewissheit bekommen, dass die Fahrerweltmeisterschaft endgültig an Sebastian Vettel verloren ist. Bei einem Sieg des Red-Bull-Piloten benötigt Fernando Alonso auf der japanischen Traditionsstrecke einen achten Platz, um sich noch die mathematische Chance offen zu lassen. "Wir brauchen ein gutes Rennen hier", hat der Spanier den Kampf noch nicht aufgegeben.

Titel-Bild zur News: Fans von Fernando Alonso

Auch in Fernost weiß Fernando Alonso um die Unterstützung der Fans Zoom

"Denn es gibt noch ein paar Ziele zu erreichen: den zweiten Platz bei den Konstrukteuren - und auch die Fahrer-Weltmeisterschaft ist noch nicht entschieden." Die Betonung liegt auf noch, denn in jedem der folgenden Rennen könnte es vorbei sein. "Das ist ein Schlüsselmoment in der Meisterschaft. Suzuka ist eine Strecke, die ich sehr mag und der bestmögliche Ort für ein gutes Rennen am Sonntag", so der Spanier.

Im vergangenen Jahr war es allerdings die Strecke in Suzuka, wo Fernando Alonso die WM-Chance für Vettel endgültig öffnete: Nach einer Startkollision fiel der Ferrari-Pilot schon in Kurve eins aus. Vettel gewann das Rennen und verkürzte seinen Rückstand von 29 auf vier Punkte. Von einer ähnlichen Ausgangsposition kann der Mann aus Oviedo in diesem Jahr nur träumen, in Südkorea verlor er als Sechster eine Menge an Boden. In Japan soll wieder ein besseres Ergebnis her.

Alles schwärmt von Sektor eins

"Wir kommen von einem Ort, wo das Publikum nicht so groß war, während die Fans in Japan fantastisch sind und die Formel 1 wirklich lieben. Wir hoffen, dass wir ihnen das Resultat geben können, das sie wollen, wenn sie die Tribünen füllen, wie sie das in jedem Jahr machen." Zweimal konnte Alonso den Großen Preis von Japan schon gewinnen, zuletzt 2008 in Fuji. "Aber die schönste Erinnerung war 2006 bei meinem einzigen Sieg in Suzuka, der sehr wichtig war im Kampf um den WM-Titel."


Fotostrecke: Formcheck: GP Japan

"Suzuka ist definitiv seine sehr, sehr schöne Strecke, besonders der erste Sektor mit den schnellen Esses. Ich würde sagen, dass es ein Kurs ist, den man sehr aggressiv angehen muss und wo die Aerodynamik der wichtigste Faktor ist, weil man viele Highspeed-Kurven hat. Dann gibt es das wechselhafte Wetter, das zu dieser Zeit des Jahres dazugehört. Das macht es zu einem sehr anspruchsvollen Rennen - nicht nur für die Fahrer, sondern auch für die Ingenieure."

"Am Freitag konzentrieren wir uns normalerweise auf das Testen neuer Komponenten, die wir zu jedem Rennen mitbringen - auch wenn es zu diesem Zeitpunkt vielleicht etwas weniger ist", ergänzt Alonso. "Die erste Session dreht sich nur um Aerodynamik und in der zweiten schauen wir uns die zwei Reifentypen an und bewerten ihre Performance über eine schnelle Runde sowie über längere Distanzen."

Massa: Die Strecke kommt mir entgegen

Doch in Japan zählt für die Fahrer nicht nur das Geschehen auf der Strecke, auch abseits der Rennpiste gibt es für die Piloten viel mehr zu entdecken, als noch in der vergangenen Woche in Südkorea. "Ich mag die Kultur hier", erzählt der Spanier. "Bildung und Disziplin sind hier hoch im Kurs und die Menschen sind alle sehr höflich. Ich bin besonders Fan der Samuraikultur. Das ist etwas, das mich inspiriert und mich glücklich macht, wenn ich hierherkomme."

Fernando Alonso

Im vergangenen Jahr verlor Alonso in Suzuka entscheidenden Boden Zoom

Seinen Teamkollegen Felipe Massa würde es sicher glücklich machen, wenn er beim fünftletzten Rennen seiner Ferrari-Abschiedstournee ein gutes Ergebnis nach Hause bringen würde. "Ich habe gute Erinnerungen an meine zwei zweiten Plätze hier, besonders an 2006, als ich nach einer fantastischen Qualifying-Runde von Pole gestartet bin. Und auch im vergangenen Jahr wurde ich hier Zweiter. Ich denke, dass mein Fahrstil der eher altmodischen Strecke mit seinen schnellen Kurven entgegenkommt."

"Es ist eine fantastische Strecke - für mich eine der besten der Saison", so Massa weiter. "Spa und Suzuka bringen mir den größten Fahrspaß von allen und besonders Sektor eins in Suzuka ist wirklich wundervoll. Es schlängelt sich Kurve an Kurve, die Richtung ändert sich ständig und Höhenunterschiede gibt es auch. Im zweiten Sektor gibt es eine schnelle Rechtskurve und die berühmte Haarnadelkurve, die langsamste Kurve des Kurses. Im dritten Sektor gibt es eine lange Gerade und die Schikane am Ende. Wenn man alles zusammensetzt, hat man ein bisschen von allem."

Kulturschock Japan: Kein Vergleich zu Südkorea

Morgen kann der Brasilianer erstmals versuchen, alle drei Teilstücke zu einer guten Runde zusammenzusetzen. "Im ersten Training beginnt man zu verstehen, wie sich das Auto anfühlt und man bekommt eine Idee, ob das Setup in die richtige Richtung geht. Im zweiten Training dreht man nur ein paar Runden auf neuen Reifen, bevor man in die Box kommt, um so viel Benzin wie möglich für eine Rennsimulation zu bekommen. Die zweite Session ist also dem Rennen eher angelehnt. Man bekommt ein Gefühl für das Auto mit vollen Tanks. Am Samstag schaut man eher auf das Qualifying."

Und am Donnerstag? Da kann man sich gut mit den enthusiastischen Fans beschäftigen: "Ich denke, Japan hat die unglaublichsten Fans, und viele jubeln auch für Ferrari", nickt Massa. "Selbst am Donnerstag sind die Leute auf der Tribüne gegenüber der Boxengasse - egal ob es trocken ist oder regnet. Das ist das Unglaublichste über das Rennfahren in Japan, wenn man auf die Aufregung und Liebe der Fans blickt. Die Leute sind fantastisch, gut gebildet und ich denke ein Trip nach Japan und mit ihnen eine Weile zu leben, ist eine Lektion fürs Leben."