Alonso: "Ich fühlte mich wie ein Überrundeter"
Der Ferrari-Pilot über ein Rennen, in dem er gleich mehrmals Glück hatte, und was ihm schlussendlich den zweiten Platz bescherte
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Mark hat gesagt, dass der Sieg für ihn so etwas wie ein Geschenk gewesen sein könnte. Er hatte etwas Glück. War der zweite Platz für dich und Ferrari angesichts des Geschwindigkeitsunterschieds zwischen dir selbst und Red Bull an diesem Wochenende ein Bonus?"
Alonso: "Ja, das denke ich. Aber ich denke, dass wir wegen des Pechs des vergangenen Jahres noch ein paar Bonuspunkte gut haben. Wenn wir fünf oder sechs weitere Geschenke wie diese haben würden, dann würde das vielleicht noch nicht ausreichen."

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Fernando Alonso: Das Rennen war nicht besonders einfach...
"Ich denke, dass es ein gutes Rennen war. Der Start war super. Wir überholten Mark, vielleicht dank der sauberen Seite, und dann fuhren wir Seite an Seite mit Vettel in die erste Kurve. Ich war dieses Mal nicht in der Lage zu überholen, aber es war sehr knapp."#w1#
"Dann kamen sehr stressige Momente, als das Safety-Car auf die Strecke ging. Wir versuchten, an die Box zu gehen. Wir fuhren vor der letzten Kurve, man hat also immer eine minimale Zeit, um zu antworten. Wir sorgten uns um alle Rennabschnitte, um heute einen guten Sonntag ohne Fehler, ohne Strafen, ohne alles zu haben. Schlussendlich haben wir uns auf dem zweiten Platz befunden."
"Mark war unglaublich schnell, und die weichen Reifen waren an diesem Wochenende nicht zu weich, er war aus diesem Grund in der Lage, mit einem Satz Reifen 40 Runden zu fahren, was normalerweise nicht geht."
"Alles in allem war es ein gutes Wochenende, schließlich wussten wir, dass unsere Geschwindigkeit nicht gut genug ist. Wir hatten 40 Runden, in denen Vettel hinter uns fuhr, und er war eine Sekunde oder zwei Sekunden schneller als wir. Das Layout dieser Strecke hat heute auch geholfen, denn ich denke, dass es auf einer normalen Strecke unmöglich gewesen wäre, Zweiter zu bleiben."
Frage: "Wie hart war es gewesen, in der Schlussphase des Rennens von Sebastian unter Druck gesetzt zu werden?"
Alonso: "Ziemlich. Im Vergleich zu ihnen waren wir das gesamte Wochenende über klar langsam, es war aus diesem Grund im Rennen keine Überraschung. Ich hatte im ersten Teil ein ähnliches Gefühl, als ich Mark hinter mir hatte. Ich wusste also mehr oder weniger über die wichtigen Stellen Bescheid, dass es die Hauptgerade war, vielleicht die einzige Möglichkeit."
"Die letzten Kurve wurde also entscheidend, da benötigte man einen guten Ausgang, um jedem Risiko aus dem Weg zu gehen. Der Druck war gewaltig. Wir haben uns im Vergleich zu ihnen heute sehr langsam gefühlt, aber vielleicht dank dem Layout der Strecke und den Schwierigkeiten, die man beim Überholen hat, waren wir in der Lage, die Position zu halten und als Zweiter ins Ziel zu kommen."
"Das ist für uns gut, aber wir wissen, dass wir uns verbessern müssen. An diesem Wochenende war die Geschwindigkeit im Rennen und die Geschwindigkeit im Qualifying nicht ausreichend schnell, um mit Red Bull zu kämpfen."
"Wir müssen also realistisch sein, was wir an diesem Wochenende geleistet haben. Es ist ein fantastisches Ergebnis am Sonntag, aber alles in allem war es ein Wochenende, das uns zeigt, dass wir Druck machen und bei der Verbesserung des Autos Fortschritte erzielen müssen."
Frage: "Der zweite Platz kam wohl unerwartet, aber wohl auch wegen der Tatsache, dass McLaren an diesem Wochenende nicht wirklich bei der Musik war."
Alonso: "Nun, ich denke, dass der dritte Platz an diesem Wochenende unser verdienter Platz war. Wir waren in allen Freien Trainings Dritter, im ersten Qualifying-Durchgang, im zweiten Qualifying-Durchgang und im dritten Qualifying-Teil. Die dritte Position war also wohl das, was wir uns vom Rennen erwartet hatten."
"Aber wir wussten, dass wir vielleicht am Start eine Möglichkeit haben würden, da wir von der sauberen Seite losgefahren sind. Das Auto hat heute einen sehr guten Start hingelegt, wir sind also beinahe als Erster in der ersten Kurve angekommen. Wir hatten also beinahe die Chance, beide Red Bull zu überholen. Schlussendlich war das nicht möglich, aber das reichte aus, um mich auf den zweiten Platz zu bringen."
"Und während der Safety-Car-Phase versuchte ich, an die Box zu kommen, und mir den zweiten Platz zu sichern. Dann hatte Mark einen fantastischen ersten Rennabschnitt, fuhr 40 Runden auf dem weichen Reifen, ohne irgendwelche Probleme. Das hat uns vielleicht überrascht und wir waren nicht in der Lage, zu reagieren. Oder wir waren nicht schnell genug, damit unsere Strategie funktioniert."
"Wenn man einen solchen Geschwindigkeitsvorteil hat, wie in Red Bull an diesem Wochenende hatte, funktioniert jede Strategie. Das war an diesem Wochenende der Fall."
Frage: "Gestern hattest du im Qualifying 1,2 Sekunden Rückstand, und du sagtest, dass du im Rennen ein wenig mehr sein würde. Wir haben nun gesehen, dass du sogar ein wenig weiter zurücklagst, sogar heute. Hattest du erwartet, dass der Abstand wächst anstatt zu sinken?"
Alonso: "Vielleicht ist er nicht angewachsen. Im ersten Sektor haben wir auf die Reifen aufgepasst. Wir wussten, dass wir Mark am Start überholen würden. Wir wussten, dass der erste Abschnitt des Rennens vielleicht ziemlich lang sein würde, weil sie abwarten würden, bis wir stoppen. Und um dies zu vermeiden, wussten wir, dass der erste Rennabschnitt ziemlich lang werden würde. Also passten wir auf die Reifen auf."
"Sebastian zog davon, nicht um 1,2 Sekunden, denke ich. Beim Restart nach dem Safety-Car zog Mark ein wenig weg, denn ich denke, dass die weichen Reifen zu diesem Moment sehr gut funktionierten. Aber in Bezug auf Vettel waren wir vielleicht vier oder fünf Zehntelsekunden langsamer als er. Er zog deutlich, deutlich langsamer weg als während des ersten Rennabschnitts."
"Fakt ist, dass wir in der Lage waren, ihn zu überholen, als er seine Durchfahrstrafe hatte, weil der Abstand nicht ausreichend groß genug war, um die Durchfahrstrafe zu absolvieren und vorne zu bleiben. Das war also mehr oder weniger wie erwartet, aber mit Sicherheit waren wir im Rennen langsamer und besonders in einigen Teilen des Rennens, als wir auf die Reifen und so weiter aufpassten. Angesichts der Geschwindigkeit, die sie hatten, mussten sie das nicht machen."
Frage: "Du hast heute deinen Platz verteidigt, war diese Verteidigung ähnlich wie in Imola 2005, als du vor Michael Schumacher geblieben bist? Und was denkst du über die Regeln bezüglich der Einfahrt in die Boxengasse? Denkst du, dass es in Ordnung ist, den Randstein in der Einfahrt zur Boxengasse zu überfahren, so wie das Sebastian Vettel gemacht hat?"
Alonso: "Was das Verteidigen betrifft, so denke ich, war es etwas einfacher, denn es ist auf dieser Strecke unmöglich zu überholen. Es ist wie in Monaco. Egal, mit welcher Geschwindigkeit man fährt, man wird mehr oder weniger seine Position halten. Es gibt keinen Platz zum Überholen."
"Wie ich schon sagte, ist die erste Kurve die einzige Möglichkeit. Wenn du eine sehr langsame Runde fährst und die letzte Kurve schnell fährst, dann reicht das, um die Position zu halten. Das heute war einfach ein sehr langes Rennen, in gewisser Weise ein langweiliges Rennen, aber für die Punkte, für die Meisterschaft war es wichtig."
"Was die Einfahrt betrifft, so denke ich, dass der Randstein Teil der Strecke ist. Ich weiß also nicht, ob man Zeit gewinnt oder verliert, aber es ist in Ordnung."
Frage: "Wie sehen deine Berechnungen für die kommenden Rennen aus, und dein Ziel, näher an die Führenden heranzukommen?"
Alonso: "Ich weiß nicht, wie der Abstand nun aussieht, ob Mark nun führt. 20 Punkte? Ich weiß es nicht. Vor zwei Rennen waren es 47. Nach Deutschland und Ungarn haben wir die Hälfte des Abstands abgebaut, was wichtig für uns war, da wir nun in den August und in die vierwöchige Pause mit weniger als 47 Punkten gehen, was ein zu großer Abstand ist, um ihn aufzuholen."
"20 ist eine Menge, besonders da wir wissen, wie konkurrenzfähig Red Bull ist. Wir wissen, wie konkurrenzfähig McLaren ist, selbst wenn sie ein schwieriges Wochenende hatten, bin ich mir sicher, dass sie nach der Pause sehr stark zurückkommen werden."
"Wir wissen, dass es schwierig wird, sehr schwierig, aber mit dem Auto, das wir haben, mit den Verbesserungen, die wir vorgenommen haben, wissen wir, dass es ein paar Kurse gibt, auf denen wir Möglichkeiten haben werden, wie wir sie in Deutschland hatten. Und es wird ein paar andere Kurse geben, wie diesen hier, wo wir vielleicht keine Chance auf den Sieg haben."
"Und wir müssen so viele Punkte wie möglich holen, wie wir das gemacht haben. Es ist immer noch offen, aber es bleibt sehr schwierig. Wir bleiben also ruhig. Wir wissen, wie schwierig es sein wird und auch, dass wir uns verbessern müssen."
"Wenn wir uns nicht verbessern, dann werden wir die Meisterschaft nicht gewinnen. Wenn wir uns ausreichend verbessern, dann haben wir vielleicht eine Chance. Es gibt immer noch sehr wichtige Rennen, die nächsten vier oder fünf Rennen, es ist aus diesem Grund mit Sicherheit wichtig, dass man mit weniger als einer Renndistanz, mit weniger als 120 Punkten Rückstand in dieser Pause geht."
Frage: "Was fühlst du im Auto, wenn es sehr viele Runden hinter dir ein schnelleres Auto gibt?"
Alonso: "Ich fühlte mich wie ein Überrundeter. Ich fühlte mich wie eines der neuen Teams, wenn man auf sie aufschließt, denn ich gab mein Maximum und sie waren schneller als wir. Aber wir hatten Glück, dass wir dieses Szenario hier in Ungarn hatten, welcher ein Kurs ist, auf dem es sehr schwierig ist überholen."
"Ich bin mir sicher, dass ich meine Position nicht mehr als zwei oder drei Runden hätte verteidigen können, wenn wir diese Situation vergangene Woche in Deutschland oder beim kommenden Rennen in Spa mit dem Geschwindigkeitsvorteil von Red Bull gehabt hätten. Dann hätten sie mich früher oder später überholt. Hier hatten wir Glück, diese Chance zu haben."

