Domenicali: "Abstand auf Maximalniveau"

Der Ferrari-Teamchef analysiert den Ungarn-Grand-Prix und erklärt, wie schwierig es ist, Red Bull noch aus eigener Kraft zu überholen

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Stallorder-Doppelsieg von Hockenheim und dem zweiten Platz von Fernando Alonso heute am Hungaroring hat sich Ferrari im WM-Kampf zurückgemeldet - zumindest mit einem Auto. Teamchef Stefano Domenicali weiß aber, wie schwierig es wird, Red Bull zu schlagen, und ärgert sich auch über die fortlaufenden Spekulationen um den angeblich flexiblen Frontflügel am F10.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali

Stefano Domenicali darf mit dem Ausgang der des Rennens zufrieden sein

Frage: "Stefano, sind eure WM-Ambitionen mit dem heutigen Ergebnis wieder intakt?"
Stefano Domenicali: "Unser Ziel vor Ungarn war, nach diesem Rennen einen geringeren Rückstand in der Meisterschaft zu haben. Das ist uns gelungen und das war sehr wichtig. Zweitens war es eine Woche mit enormem Druck, sodass ich es großartig finde, welche Leistungen unsere Fahrer erbracht haben, denn die waren sehr gut. Fernando hat ein fantastisches Rennen gezeigt. Er konnte über weite Strecken ein Auto hinter sich halten, das viel schneller war."#w1#

Lob für Massa

"Felipes Leistung war ebenfalls großartig. Er hat unter immensem Druck gezeigt, was für ein Mann und was für ein Fahrer er ist. Er verdient es wirklich, Teil der Ferrari-Familie zu sein. Red Bull war heute einfach zu stark für uns. Im ersten und zweiten Sektor sind sie regelrecht geflogen. Wenn ich den Leistungsunterschied an diesem Wochenende bedenke, dann war das heute das beste Ergebnis, das wir uns erhoffen durften."

Frage: "Wie oft wurden eure Frontflügel zwischen Hockenheim und diesem Wochenende von der FIA geprüft?"
Domenicali: "Seit Silverstone sind wir jedes Mal geprüft worden, wenn wir gefahren sind - bei den Scrutineerings. Zum Beispiel auch gestern - jedes Mal. Das ist Tatsache. Wie oft genau, weiß ich nicht, aber sehr oft - oft genug."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Ungarn, Sonntag


Frage: "Warum haben die sechs Tage zwischen Hockenheim und hier so einen Riesenunterschied gemacht?"
Domenicali: "Das ist eine gute Frage. Zum einen hat es sicher mit dem Anpressdrucksniveau zu tun, denn Ungarn wird mit maximalem Anpressdruck gefahren. Abgesehen von der ersten Kurve gibt es hier keine Bremszone, wo man gleichzeitig lenken muss, was eine der Stärken unseres Autos ist."

"Überhaupt nicht liegen uns hingegen Kurven mit gleichbleibendem Radius, die viel Anpressdruck erfordern. Das macht hier aber den Unterschied. Wir sind gut darin, viel Geschwindigkeit in die Kurve mitzunehmen, aber wir müssen ehrlich sein: Wenn wir versucht hätten, etwa in der Schikane den Speed der Red Bulls zu gehen, wären wir abgeflogen. Das ist Tatsache."

Neue Strecke, neues Glück

"Vor einer Woche waren wir noch gleichauf, heute waren wir über eine Sekunde zu langsam. Wir müssen nun verstehen, woran das liegt, und in allen Bereichen mehr Anpressdruck finden. In Spa und Monza, bei den nächsten beiden Rennen, werden die Bedingungen sicherlich ganz anders sein. Dann werden wir die Auswirkungen der unterschiedlichen Aerokonfigurationen plus der Streckencharakteristika kennen."

Sebastian Vettel und Fernando Alonso

Beinahe wäre Fernando Alonso am Start sogar in Führung gegangen Zoom

Frage: "Glaubst du, dass ihr den F10 noch zu einem Auto weiterentwickeln könnt, das aus eigener Kraft schneller als Red Bull ist, oder werdet ihr euch weiterhin darauf verlassen, dass Red Bull wie in der ersten Saisonhälfte Fehler macht?"
Domenicali: "Sie waren von Anfang an schneller als alle anderen. Hier war der Abstand auf Maximalniveau. In Kanada, Valencia, Silverstone war der Abstand viel kleiner."

"Natürlich ist es unser Ziel, schneller als Red Bull zu sein, aber das wird nicht einfach. Um Weltmeister zu werden, müssen wir in der Entwicklung unser Bestes zu geben. Außerdem: Selbst wenn der Abstand maximal ist, ist alles möglich, wie wir heute erlebt haben."

Frage: "Habt ihr für Spa-Francorchamps ein ordentliches Update geplant, das euch näher an Red Bull heranbringen könnte?"
Domenicali: "Ja. Wir treiben gerade einige Entwicklungen voran, die auf das Anpressdrucksniveau von Spa abgestimmt sind. Ob die ausreichend sind, um zu ihnen aufzuschließen, werden wir sehen. Dazu kann ich erst am Freitag in Spa mehr sagen."