• 29.06.2006 23:48

Alonso: "Hatten bisher eine Traumsaison"

Fernando Alonso über sechs Siege in neun Rennen, den Grand Prix in Indianapolis und seine Erinnerungen an das US-Fiasko von 2005

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Fernando, wie ist deine Saison bisher gelaufen?"
Fernando Alonso: "Fantastisch, keine Frage! Wir hatten bisher eine Traumsaison und wollen jetzt den Job in der zweiten Saisonhälfte erledigen. Es sieht gut aus, denn unsere Performance war bisher überall gut. Dabei habe ich zwei mögliche Siege verloren: In Malaysia machten wir im Qualifying einen Fehler mit dem zusätzlichen Benzin und in Imola wurden wir auch nur Zweiter. Wir waren dort schneller als Michael (Schumacher; Anm. d. Red.) waren aber vielleicht zu früh an der Box."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso stellte sich den Fragen der amerikanischen Fans und Medien

"Wir hätten aber nie mit sechs Siegen und drei zweiten Plätzen gerechnet. Mit den neuen Regeln und dem neuen Auto waren Anfang des Jahres alle skeptisch, aber das Team hat einen fantastischen Job gemacht und wir waren für das erste Rennen bereit."#w1#

Angriff ist die beste Verteidigung

Frage: "Kannst du die Weltmeisterschaft jetzt schon kontrollieren oder musst du weiterhin jedes Rennen gewinnen?"
Alonso: "Wir müssen auf Sieg fahren. Angriff ist die beste Verteidigung, denn dann können wir unseren Vorsprung auf den zweiten Platz weiter ausbauen. Wenn wir einmal verteidigen müssen, dürfen wir aber nicht unvernünftig werden, sondern dann müssen wir auch mal mit einem zweiten oder dritten Platz zufrieden sein. Wir sollten aber weiterhin gewinnen, denn wir können nicht den anderen beim Gewinnen zuschauen. Als Team müssen wir das Maximum herausholen."

"Für das nächste Rennen bekommen wir einen neuen Motor, in Hockenheim dann eine verbesserte Aerodynamik." Fernando Alonso

"Für das nächste Rennen bekommen wir einen neuen Motor, in Hockenheim dann eine verbesserte Aerodynamik. Ich denke, dass wir uns von Rennen zu Rennen verbessern werden. Reifenseitig haben wir nächste Woche in Jerez ein neues Testprogramm. Wir testen und entwickeln das Auto und die Reifen, denn das ist die einzige Art und Weise, wie man Weltmeister werden kann. Alle ziehen bei uns am selben Strang. Ich bin sehr glücklich."

Frage: "Wenn man zum ersten Mal auf einer Strecke gewinnt, ist es immer etwas Besonderes. Wie sieht es mit Indianapolis aus?"
Alonso: "Vor Saisonbeginn habe ich gesagt, dass ich in Monaco, Indianapolis und Kanada auf das Podium fahren möchte, weil das die einzigen drei Trophäen sind, die ich noch nicht in meinem Schrank stehen habe. Monaco und Kanada habe ich gewonnen, also fehlt nur noch Indianapolis. Monaco, Monza und Indianapolis sind die berühmtesten Strecken der Welt. Auf so einer Strecke zu gewinnen, ist für jeden Fahrer etwas Außergewöhnliches."

Frage: "Welche Strecken kann man am ehesten mit Indianapolis vergleichen?"
Alonso: "Indianapolis ist anders als alle anderen Strecken. Es gibt einerseits das langsame und nicht so griffige Infield mit schwer berechenbaren Bremspunkten. Dort kann man die Linie nicht gut erkennen, aber das wird besser, je mehr Gummiabrieb sich ansammelt. Die zweite Passage, die lange Gerade, ist wirklich schnell, speziell mit dem V8-Motor - da reden wir von 22 oder 23 Sekunden Volllast, was für die Motoren wahnsinnig anstrengend ist. Man kann das mit keiner anderen Strecke vergleichen."

Alonso spürt keine Unterschiede zu den Vorjahren

Frage: "Wurdest du von den Fans wegen der Ereignisse von 2005 anders empfangen?"
Alonso: "Nein, bis jetzt überhaupt nicht. Gestern im Hotel warteten Leute auf uns, das war also nicht ungewöhnlich. Heute können wir sehen, wie sie die Formel 1 genießen, also sehe ich keine negativen Nebenwirkungen auf uns zukommen. Die Leute freuen sich auf Sonntag, auf eine gute Show - und die werden wir ihnen sicher bieten."

"Die Auswirkungen in der Presse waren groß, weil es so etwas davor noch nie gegeben hat." Fernando Alonso

Frage: "Bist du überrascht, dass schon am heutigen Donnerstag so viele Fans hier an der Strecke sind?"
Alonso: "Nein. Die Ereignisse im Vorjahr waren ziemlich dramatisch. Die Leute haben das sofort verstanden, denke ich. Die Auswirkungen in der Presse waren groß, weil es so etwas davor noch nie gegeben hat, aber die echten Formel-1-Fans unterstützten uns. Die Teams, Michelin und alle sind hier, um der Formel 1 wieder auf die Beine zu helfen."

Frage: "Wie groß ist dein Vertrauen in diesem Jahr in die Michelin-Reifen?"
Alonso: "Wir stehen immer mit ihnen in Kontakt. Am Montag oder Dienstag wissen wir, welche Reifen zum Rennen mitgenommen werden, welche Mischungen, Konstruktionen und Entwicklungen. In Indianapolis ist es wie immer: Wir wissen, was wir hier haben werden, und wir sind hundertprozentig zuversichtlich. Wir kennen das Problem aus dem Vorjahr, Michelin kennt es auch. Das ist längst vergessen."

Im Infield sind möglichst weiche Reifen gefragt

Frage: "Was für Reifen braucht man auf dieser Strecke?"
Alonso: "Man braucht für das Infield einen weichen Reifen, denn dort gibt es nicht viel Grip. Das Schwierigste ist die Aerodynamik, denn man muss die Flügel wegen der Geraden flach einstellen, aber gleichzeitig braucht man im Infield Abtrieb, um in den Kurven schnell genug zu sein. Ein guter Kompromiss sollte schon möglich sein. Man muss die Konkurrenz beobachten, auf den Geraden genauso schnell sein wie sie und im Infield mehr Flügel haben."

"Ein Team und einige Fahrer waren dagegen, wollten lieber alleine fahren." Fernando Alonso

Frage: "Welche Erinnerungen hast du an die letzten 30 Minuten vor dem Start des Rennens im Vorjahr?"
Alonso: "Da sind drei Dinge in meinem Kopf, die ich wahrscheinlich nie vergessen werde. Eines ist das Meeting, das wir vor dem Rennen hatten, als wir im Sinne einer guten Show das Rennen fahren wollten. Wir wussten, dass wir Reifenprobleme hatten, und wollten außer Konkurrenz und ohne Punkte fahren. Wir wollten einfach für die Leute fahren. Ein Team und einige Fahrer waren dagegen, wollten lieber alleine fahren - und das haben sie auch gemacht. Das war den Leuten schwer verständlich zu machen."

"Die zweite Sache ist die Formationsrunde, als Räikkönen Fünfter war und ich Neunter. Ich sah, wie er seine Reifen aufwärmte, und dachte mir: Wenn er auf den Grid geht, dann muss ich auch gehen, dann muss ich das Rennen fahren! Alle kamen dann an die Box, aber als Kimi seine Reifen aufwärmte, wärmte ich meine auch auf. Unsere Reifen waren in wirklich gutem Zustand."

Frage: "Hast du Angst, dass Michelin für dieses Wochenende vielleicht zu konservativ vorgegangen sein könnte?"
Alonso: "Nein. Es gibt keinen Grund, weshalb sie konservativ sein sollten. Es gab im Vorjahr ein spezifisches Problem, das nicht mehr auftreten wird."