• 29.06.2006 23:48

Monteiro: "Es war wohl besser so"

Der Midland-Pilot erinnert sich gern an das Indy-Rennen 2005 zurück und ist froh, letztlich "nur" Dritter geworden zu sein

(Motorsport-Total.com) - Die Tatsache und den Eintrag in den Geschichtsbüchern, dass er 2005 beim Grand Prix der USA in Indianapolis auf dem Siegerpodest stand, kann Tiago Monteiro niemand nehmen. Aber es war wohl eines der seltsamsten Formel-1-Rennen der Geschichte. Nur sechs Autos starteten, die Boliden von Minardi hatte Jordan ohnehin im Griff, Ferrari an der Spitze war zu weit weg. Monteiro hatte also nur seinen Stallgefährten Narain Karthikeyan als Gegner.

Titel-Bild zur News: Tiago Monteiro

Tiago Monteiro möchte irgendwann auch das Indy-Oval befahren

Frage: "Der US-Grand-Prix des Vorjahres war für alle ein seltsames Wochenende. Wie denkst darüber mit einem Jahr Abstand?"
Tiago Monteiro: "Ich bin darauf gespannt, wie uns die Fans an diesem Wochenende willkommen heißen. Aber für mich ist es ohnehin eine Freude, in die USA zurückzukehren. Ich kenne viele Leute, die hier wohnen, aus meinen ChampCar-Tagen. Ich hatte mit meinen ehemaligen Mechanikern und Ingenieuren ein Barbecue, es war schön, einfach mal auszuspannen. Was den Kurs betrifft, so verbinden mich da natürlich einige starke Momente. Ich denke nicht, dass es in diesem Jahr wieder so sein wird - definitiv nicht -, aber wir wollen dennoch ein gutes Ergebnis einfahren. Im Vorjahr waren unsere Ergebnisse schon gut, mit dem verbesserten Auto sollten wir nun noch besser sein."#w1#

Frage: "Wie sind deine Erinnerungen an das vergangene Jahr?"
Monteiro: "Da gibt es viele intensive Erinnerungen. Es war für meine Karriere eine tolle Gelegenheit - eine verrückte Gelegenheit. Und ich habe sie genutzt. Das ist etwas, was nur einmal im Leben passiert und es war wohl eines der verrücktesten Formel-1-Rennen. Ich bin letztlich froh, ein Teil davon gewesen sein."

Frage: "Wusstest du, dass die anderen nicht mitfahren würden, als du in die Startaufstellung gefahren bist?"
Monteiro: "Wir wussten, dass einige Fahrer nicht starten würden. Uns war daher bewusst, dass es die Gelegenheit auf Punkte geben würde. Aber wir hatten keine Ahnung, dass alle nicht mitfahren würden."

Frage: "Wie hast du reagiert, als das Team dir sagte, dass die anderen die Boxen ansteuern?"
Monteiro: "Ich fragte: 'Was zur Hölle geht da vor sich?' Sie antworteten mir: 'Halte deine Position, halte deine Position, die kommen alle rein, aber das Rennen geht weiter.'"

Frage: "Was es schwierig, den eigenen Startplatz zu finden? Vor dir war ja dann viel Freifläche."
Monteiro: "Das war wirklich nicht einfach, denn es war ja eine große Lücke. Der schlimmste Teil aber war, als ich bemerkte, dass ich am Start Dritter war, und 70 Runden waren ja noch zu fahren. Ich wusste, dass ich möglichst viel Abstand zwischen mich und meine Gegner legen musste. Ich machte mir Sorgen, dass etwas schief gehen könnte - ein technisches Problem oder so etwas. Ich habe dann für 60 Runden nicht in den Spiegel geschaut, ich habe wie verrückt Gas gegeben. Ich hatte auch ein sehr gutes Auto, ich war im Vergleich mit den anderen sehr konkurrenzfähig. Aber die letzten zehn Runden waren schwierig."

Frage: "Hast du dich einmal gefragt, was passieren würde, wenn die beiden Ferrari ausfallen würden?"
Monteiro: "Ich wusste nicht, dass Michael (Schumacher) und Rubens (Barrichello) beinahe kollidiert wären. Das habe ich erst später erfahren. In gewisser Weise war es besser, dass es so gekommen ist, wie es dann gekommen ist. Ich hätte das Rennen gewonnen, aber ich hätte auch mit Narain Karthikeyan und einem Minardi-Fahrer auf dem Podest gestanden, und das hätte nicht so beeindruckend ausgesehen. In ein paar Jahren werden sich die Leute nicht mehr an die Umstände erinnern, sie werden nur das Bild sehen, wie zwei Ferrari-Fahrer neben mir stehen. Daher war es wohl besser so."

Frage: "Wie war es, als du aus dem Auto gestiegen bist und auf das Podest kamst? Die Ferrari-Fahrer sahen ja nicht gerade glücklich aus."
Monteiro: "Das hat mich wirklich gestört. Hinter den Kulissen war alles in Ordnung, beide waren in bester Stimmung, sie gratulierten mir. Als sie aber auf das Podest kletterten, zogen sie lange Gesichter. Ich sah sie an und dachte: 'Ok Jungs, macht was immer ihr wollt, aber ich werde feiern.' Alle meine Mechaniker standen da unten, schrien und lachten. Sie haben es verdient, ich feierte auch für sie mit."

Frage: "Die Strecke selbst ist ja auch seltsam: eine lange Gerade und ein enges Infield. Was denkst du darüber?"
Monteiro: "Sie ist sehr schwierig. Die Hälfte der Runde geht Vollgas, man benötigt also einen guten Topspeed, die andere Hälfte ist sehr technisch. Die Strecke ist für das Setup sehr schwierig. Auch wenn ich weiß, dass es nicht so sein wird wie im Vorjahr, freue ich mich darauf. Ich weiß, dass unser Auto in diesem Jahr viel besser ist."

Frage: "Du bist das Oval in Indianapolis nie gefahren, warst aber in den USA aktiv. Daher kannst du sicher einschätzen, die groß dieses Rennen ist. Möchtest du irgendwann die 500 Meilen von Indianapolis bestreiten?"
Monteiro: "Ja. In jenem Jahr lebte ich in Miami. Da aber mein Team (Fittipaldi-Dingman; Anm. d. Red.) in Indianapolis stationiert war, verbrachte ich viel Zeit dort. Ich weiß, wie wichtig die Strecke für die amerikanischen Fans ist. Ich fuhr auf einigen Ovalen, aber nie in Indy, dabei ist es wohl die berühmteste Strecke der Welt. Ich hätte es gern einmal versucht. Aber man weiß ja nie, vielleicht mache ich das ja eines Tages noch!"