• 08.09.2013 21:01

Alonso: "Habe das Maximum herausgeholt"

Trotz der Niederlage gegen Sebastian Vettel schwärmt Fernando Alonso von seinem zweiten Platz in Monza - Der Ferrari-Pilot gratuliert Vettel zur perfekten Leistung

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso eroberte beim wichtigen Heimrennen für Ferrari den zweiten Platz und wurde auf dem Podium in Monza von den Tifosi frenetisch gefeiert. Der Spanier rang im Laufe des Grand Prix von Italien Red-Bull-Pilot Mark Webber nieder, was Experte Marc Surer ins Schwärmen bringt: "Das war stark gegen Mark Webber. Das muss man erst einmal schaffen. Ich hätte nicht gedacht, dass er den Mut hat, da einzulenken. Er berührt Mark Webber noch. Das konnte man in der Zeitlupe sehen. Das war mutig. Er hätte sich den Reifen kaputtmachen können. Das war ein hohes Risiko. Aber hinter Webber zu bleiben, stellte auch keine Option dar. Er musste es versuchen."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso war seine Kappe in die Menge der jubelnden Tifosi Zoom

Auch die Konkurrenz zollt Alonso Respekt. "Ferrari war stärker als ich erwartet hatte, ich habe mit einem Red-Bull-Doppelsieg gerechnet", sagt beispielsweise McLaren-Sportdirektor Sam Michael. Mit dem zweiten zweiten Platz in Folge hat der Ferrari-Star gezeigt, dass er den WM-Titel noch nicht abgeschrieben hat, auch wenn sein Rückstand auf Sebastian Vettel (Red Bull) auf 54 Punkte angewachsen ist. "Er muss auf einen Ausfall von Vettel hoffen. Sonst holt er ihn nicht ein", meint Surer über die Titelchancen des zweifachen Weltmeisters. In der Pressekonferenz äußert sich Alonso zu seinen WM-Chancen und schwärmt vom Podest in Monza.

Frage: "Fernando, wie schwierig waren die Überholmanöver zu Beginn des Rennens?"
Fernando Alonso: "Es war natürlich schwierig. Das Auto war okay und ich überholte Nico (Hülkenberg; Anm. d. Red.), aber dann musste ich später Mark (Webber; Anm. d. Red.) und Felipe (Massa; Anm. d. Red.) überholen. Ich konnte die Lücke zu Sebastian aber nicht schließen, also kämpfte ich bis zum Ende gegen Mark. Platz zwei ist gut. Diese Zeremonie auf dem Podest ist das spektakulärste Podium des Jahres. Hoffentlich stehe ich im nächsten Jahr ganz oben."

Frage: "Als du Mark überholt hast, jubelten alle Fans auf den Tribünen. Es war unglaublich. Wie war es für dich im Auto, es war eng?"
Alonso: "Es war eng, aber natürlich muss man etwas riskieren. Wir haben nichts zu verlieren. Ich bin in der WM Zweiter und wir müssen einige Risiken eingehen. Wir haben es gemacht und es war okay."

Frage: "Du weißt, dass Ferrari dich liebt? Du musst Ferrari lieben, es stehen alle hinter dir."
Alonso: "Natürlich. Ich bedanke mich immer beim Team und bei den Fans für ihre Unterstützung. Einige Leute wollen eine Anspannung zwischen dem Team und dem Fahrer kreieren, aber das hier ist das beste Symbol: Es gibt keine Anspannung und wir kämpfen wie immer um die Weltmeisterschaft."


Fotos: Fernando Alonso, Großer Preis von Italien, Sonntag


Frage: "Wie glücklich bist du mit diesem zweiten Platz? War das heute das Maximum, was möglich war?"
Alonso: "Ja, ich bin sehr glücklich. Ich glaube, wir haben an diesem Wochenende das Maximum aus dem Auto geholt. Das Training war okay und wir haben am Freitag gute Informationen gesammelt. Der Samstag war auch sehr gut, denn es haben beide Autos in die Top 5 geschafft. Ich glaube, das ist uns zum letzten Mal in Malaysia gelungen. Das ist sehr lange her, weshalb wir sehr glücklich waren. Es ist ein fantastisches Gefühl, dass ich hier in Monza wieder auf dem Podium stehe."

"Ich fahre jetzt das vierte Jahr für Ferrari und stehe hier zum vierten Mal auf dem Podium. Jedes Jahr ist es unglaublich, einzigartig. Wir haben das Maximum herausgeholt und es war beinahe ein perfektes Wochenende. Wir haben aber nicht die Lücke in der Weltmeisterschaft verkleinert, was unser Ziel an jedem Wochenende ist. Wenn aber Sebastian und Red Bull den Freitag, Samstag und Sonntag dominieren, dann muss man ihnen gratulieren. Sie waren an diesem Wochenende die Besten. Nächstes Mal arbeiten wir hoffentlich besser, aber aus diesem Wochenende haben wir das Maximum herausgeholt. Deshalb sind wir sehr glücklich."

Alonso sieht WM realistisch

Frage: "Kannst du die WM nur gewinnen, wenn Sebastian sie verliert?"
Alonso: "Man muss die WM realistisch sehen, denn die Lücke ist sehr groß. Es bleiben für uns nicht genug Rennen und wahrscheinlich fehlt uns derzeit der Speed, um mehrere Rennen hintereinander zu gewinnen und die Lücke über unser Tempo zu reduzieren. Wir brauchen Glück und bräuchten einige Ausfälle von Sebastian, um die WM noch zu gewinnen."

"Mit den verbleibenden Rennen und unserem Rückstand ist es schwierig, aber im Vorjahr war es genauso. Wir konnten die WM damals nur verlieren, denn wir hatten nach Monza 41 Punkte Vorsprung auf Sebastian. Es war für ihn schwierig uns einzuholen, also lag es an uns. Wir erledigten die Arbeit nicht, hatten einen Ausfall in Suzuka und andere Probleme. Es ist immer noch ein langer Weg. Wir versuchen es bis zum letzten Rennen so gut wie möglich zu machen und so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Dann sehen wir in Brasilien, wie viele Punkte wir im Vergleich zu ihm haben."

Fernando Alonso

Fernando Alonso verhinderte einen Doppelsieg für Red Bull Zoom

Frage: "Am Samstag wurde viel darüber diskutiert, ob du dies oder jenes gesagt hat. Fühlst du heute, dass die Fans für dich gesprochen haben? Sie haben dich angefeuert, fühlst du dich heute besser als gestern?"
Alonso: "Bezüglich gestern, zum dritten oder vierten Mal hintereinander haben die Leute versucht, eine Anspannung zwischen dem Team und dem Fahrer zu schaffen. Bei der Pressekonferenz haben wir alles erklärt, aber das verkauft natürlich nicht so viele Zeitungen. Es ist Normalität. Immer wenn ich den Flughafen, das Hotel, oder mein Zuhause verlasse, ist die Unterstützung der Fans groß. Sie schenken mir viel Liebe, so wie ich ihnen und dem Team. Wir haben heute auf dem Podium gesehen, dass glücklicherweise nicht alle Fans die Zeitung lesen."

Frage: "Kannst du uns das Überholmanöver gegen Mark Webber schildern? Es war wahrscheinlich das spektakulärste des ganzen Rennens."
Alonso: "Ich versuchte es schon eine Runde zuvor, aber ich war in Kurve vier, der zweiten Schikane, nicht nahe genug dran. Dann war ich in der ersten Schikane sehr nahe dran. Mark kam etwas langsamer aus der ersten Schikane heraus, also verwendete ich das komplette KERS auf der Geraden. Ich hoffte, dass KERS und der Windschatten für ein Überholmanöver ausreichen würde."

"Es reichte aber nicht und wir waren Seite an Seite. An einem Punkt dachte ich mir, dass ich die zweite Schikane auslassen und ihm den Platz zurückgeben muss, aber im letzten Moment fand ich Grip. Es war sehr eng mit einer Berührung, aber es ist anders, wenn man mit einem erfahrenen und respektvollen Fahrer kämpft, als mit anderen Fahrern, mit denen man so ein Manöver nie versuchen würde, weil es mit ihnen schon Zwischenfälle gegeben hat."

Fragezeichen, wie es weitergeht

Frage: "Was erwartest du für Singapur, denn theoretisch sollte die Strecke deinem Auto passen. Glaubst du, dass Red Bull jetzt auf dem Level von 2011 ist?"
Alonso: "Wir werden es sehen. Wir haben uns für Monza viel erwartet und es war sehr gut. Es stimmt, dass wir nicht gewonnen haben, denn Red Bull und Sebastian waren besser. Sie waren sehr, sehr gut, aber bezüglich unserer Konkurrenzfähigkeit war Monza eines der besten Rennwochenenden, so wie wir es zuvor erwartet haben. Wir kamen von Silverstone, vom Nürburgring und von Ungarn, wo wir Red Bull vor uns hatten, wo Lotus vor uns war und wo Mercedes vor uns war, manchmal auch einige andere Autos."

"Wir müssen versuchen bei allen Streckencharakteristiken der Spitze nahe zu sein ." Fernando Alonso

"In Monza konnten wir all diese Autos schlagen und um den Sieg kämpfen. Wenn wir diese gute Performance in Singapur wiederholen können, was ich hoffe, aber das wird ein großer Test für uns. Wir haben einige Veränderungen am Auto vorgenommen, die in Spa positiv schienen. Sie scheinen auch für Monza gut und positiv gewesen wein, aber wenn wir in Singapur mit maximalem Abtrieb wie in Ungarn fahren, müssen wir es erst checken."

"Wenn wir dann immer noch Mercedes, Lotus und andere Teams vor uns haben, dann wird es mehr oder weniger wie in Ungarn sein. Das wollen wir natürlich nicht. Ich glaube, dass wir das Auto so vorbereiten können, damit wir einen Fortschritt machen. Hoffentlich werden wir das in Singapur sehen."

"Das Level der Dominanz? Kanada, Spa und Monza sind beim Abtrieb einzigartige Strecken. Sie waren schon in Spa mehr oder weniger schnell ... Wir sahen es in Kanada, also war es keine Überraschung. Sie waren hier in Monza wirklich stark. Ich glaube, dass es enger als im Jahr 2011 ist und es sind auch mehr Teams im Kampf dabei. Es kann nicht nur Red Bull um die Pole-Position kämpfen. Es gibt auch Mercedes, die viele Poles in diesem Jahr erobert haben. Es kommen noch viele Rennen mit interessanten Performance-Kombinationen. Wir müssen versuchen bei allen Streckencharakteristiken der Spitze nahe zu sein."