Alonso: "Die Formel 1 ist schon eine seltsame Welt"
Fernando über sein Privatleben, sein Werdegang als Rennfahrer, die Zukunft bei Renault und seine Erwartungen für das nächste Jahr
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Seit dem Ende der Saison haben wir nicht mehr viel von dir gehört. Was hast du gemacht?"
Fernando Alonso: "Nach Brasilien war ich erstmal im Urlaub - es war eine lange Saison, und ich brauchte eine Auszeit von der Formel 1. Aber danach habe ich einige Veranstaltungen für Sponsoren gemacht, ich war auch im Werk in Viry, um das Personal zu besuchen und habe mich mit einer Sitzprobe in dieser Woche in Enstone auf die Arbeit für 2005 vorbereitet. Nach Weihnachten werde ich wieder testen, um mich auf den R25 vorzubereiten, der Ende Januar zum ersten Mal fahren soll. Ich freue mich auf das neue Auto, ich habe es bereits im Windkanal gesehen. Ich bin zuversichtlich, dass es wieder ein konkurrenzfähiges Auto werden wird, und das Team arbeitet hart, um die Auswirkungen der Regeländerungen zu reduzieren. Auch die Signale aus Viry sind positiv, der Motor liefert auf dem Prüfstand schon sehr gute Ergebnisse."#w1#

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Fernando Alonso: "Das darf einem nicht zu Kopf steigen"
Frage: "Wenn du zurückschaust, wie schätzt du die Saison 2004 ein?"
Alonso: "Nun, ich war schneller als 2003. Ich konnte zwar kein Rennen gewinnen, aber als Fahrer wurde ich erwachsener. Ich stand vier Mal auf dem Podest, habe aber wegen Zuverlässigkeitsproblemen Gelegenheiten verpasst, bei denen ich leicht drei weitere Podestplätze hätte einfahren können. Aber gegenüber 2003 hat das ganze Team ein neues Niveau erreicht, und das war wohl auch bei mir der Fall. Wir haben mehr Punkte geholt, platzierten uns in der Weltmeisterschaft weiter vorne und hatten das Gefühl, eine komplette Saison abgeliefert zu haben. Die letzten Rennen waren schwierig, weil es schien, als ob unsere Gegner zugelegt haben und wir nicht, aber das Auto war noch gut genug für Plätze knapp hinter dem Podest. Das Team hat früh angefangen, für 2005 zu arbeiten. Auch wenn wie dadurch zum Ende des Jahres etwas verloren haben, so sollten sich diese Entscheidungen in der nächsten Saison auszahlen."
Alonso: Man lernt nie aus
Frage: "2005 wird dein drittes Jahr als Stammfahrer von Renault sein. Was hast du in dieser Zeit gelernt?"
Alonso: "Jedes Jahr lehrt einem neue Dinge, man lernt zu jeder Zeit, die man in das Auto steigt, etwas mehr. Ich denke, dass man mit jedem Rennen einige Details verbessert, und das Teile der Leistung dann besser sind als zuvor. Wenn ich fahre, dann bin ich aggressiv, aber ich weiß auch, dass man zuerst das Rennen beenden muss. Das erscheint so offensichtlich, aber es ist schwieriger als es scheint. Wenn man an der Spitze des Feldes fährt, dann muss man lernen, wie man Rennen konstant zu Ende fährt."
Frage: "Du bist der drittjüngste Fahrer, der je in der Formel 1 gefahren ist. Wie ist es, im Paddock aufzuwachsen?"
Alonso: "Die Formel 1 ist schon eine seltsame Welt, aber wenn man klare Werte hat, dann kann man zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden, man weiß dann, was real ist und was nicht. Wenn einen Leute anpreisen, dann darf das einem nicht zu Kopf steigen, denn beim nächsten Rennen kritisieren sie dich, wenn du ihre Erwartungen nicht erfüllst. Es ist schon ein seltsames Gefühl gewesen, eine Berühmtheit zu werden, aber es ist ein Anschub, zu wissen, dass Leute in aller Welt verfolgen, was man macht, und mich unterstützen. Seit 2001 habe ich viel gelernt und mich selbst auf die Zukunft vorbereitet. Wenn ich an der Strecke bin, dann arbeite ich. Ich konzentriere mich zu 100 Prozent darauf, die bestmögliche Leistung im Rennen zu bringen. Ich kann mich nicht ordentlich entspannen, ehe ich nicht vom Paddock weg bin."
Kart-Mechaniker Fernando Alonso
Frage: "Außerhalb des Formel-1-Trosses, was für ein Mensch bist du da?"
Alonso: "Ich bin ein normaler Kerl. Ich habe einfache Vorlieben, normale Interessen. Ich treffe mich mit Freunden, unterstütze meinen Fußballverein. Aber ich denke nicht, dass man so einfach sagen kann, was für eine Person man sei - es gibt so viele verschiedene Typen auf der Welt wie Menschen, jeder ist anders. Ich sehe mich selbst als sehr glücklich an, mein Job ist auch das, woran ich am meisten in der Welt Spaß habe, und dies ermöglicht mir auch mein Leben. Ich war mir nie sicher, dass ich ein Formel-1-Fahrer werden würde, auch wenn ich schon früh angefangen habe. Aber bis vor einigen Jahren habe ich gedacht, dass ich wohl ein Kart-Mechaniker werden würde."
Frage: "Was sind deine Ziele für die kommende Saison?"
Alonso: "Es ist noch zu früh, um über genaue Ziele zu reden - wir müssen warten, bis das Auto fährt, dann werden wir eine bessere Vorstellung haben. Aber das Team hat eine hohe Erwartungshaltung und auch ich habe ein Ziel: besser werden als 2004. Renault hat mir die Chance gegeben, auf höchstem Niveau in der Formel 1 zu agieren, und genau das möchte ich auch machen."

