• 22.10.2006 13:36

Alonso: Der "Fahrlehrer" von König Juan Carlos

Mit seinem zweiten WM-Titel kann Fernando Alonso Gegner Michael Schumacher heute in Rente schicken - der 25-jährige Spanier im Porträt

(Motorsport-Total.com/sid) - Als die Königsklasse von der "Formel Schumacher" wie gelähmt schien, kam Fernando I. aus dem Nichts und eroberte den Thron. Fernando Alonso ist der Stolz der Spanier, wenn er in seinen Rennwagen steigt, fiebert ein ganzes Land mit. Sogar Ihre Majestät, König Juan Carlos, rutscht dann schon mal vor dem Fernseher unruhig hin und her, drückt die Daumen und will nicht gestört werden.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso will heute Nachmittag über seinen zweiten WM-Titel jubeln

Fast immer ist seine Hoheit nach Siegen erster Gratulant. Und jedes Mal, wenn das Handy klingelt und er sofort die Telefonnummer seines Königs sieht, ist der neue Nationalheld nervös und lauscht ehrfürchtig. "Ich finde es immer noch merkwürdig, berühmt zu sein. Natürlich, denn ich bin ein ganz normaler Typ geblieben", sagt der 25-Jährige, der sich 2005 zum jüngsten Weltmeister der Formel-1-Geschichte krönte.#w1#

Fernando Alonso

Fernando Alonso im Mittelpunkt des Interesses Zoom

Locker, betont lässig und die Augen meist hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt, schlendert Alonso durchs Fahrerlager. Dabei bleibt er jedes Mal stehen, wenn er spanische Freunde entdeckt, nimmt sich Zeit für ein kurzes Gespräch und schreibt gerne Autogramme.

Und wenn dann noch König Juan Carlos der Formel 1 einen Besuch abstattet, beginnen Fernandos Augen zu leuchten. "Das ist eine große Ehre für mich", sagt Alonso. Stolz zeigt er dem König sein Rennauto, erklärt die kompliziert wirkenden Instrumente im Cockpit und spielt mit Hingabe den Fahrlehrer.

Obwohl er in Spanien inzwischen der bekannteste Sportler ist und die Alonso-Mania immer stärker um sich greift, versucht er, so zu bleiben wie er ist: bescheiden, zurückhaltend, sympathisch. Aber natürlich fällt das bei dem ganzen Rummel immer schwerer. Seine bildhübsche Freundin Raquel und er werden auf Schritt und Tritt verfolgt, von den Paparazzi sogar regelrecht gejagt. Da fällt es schwer, normal zu bleiben. Wie einst sein großer Rivale Michael Schumacher stellt nun auch Alonso fest: "Das ist der Preis des Ruhms."

Fernando Alonso

Solche Bilder wollen die spanischen Zeitungen gern drucken Zoom

Wie berühmt er in Spanien ist, zeigt mitunter ein Blick in die vielen Tageszeitungen. Immer öfter verdrängt Alonso inzwischen mit seinen Triumphfahrten König Fußball von den Titelseiten. Das wäre noch vor wenigen Monaten ein völlig undenkbarer Zustand in Spanien gewesen, wo Real Madrid und der FC Barcelona das Sportgeschehen bislang diktierten. "Ich selbst lese auch weiterhin zuerst die Fußball-Nachrichten", sagt Alonso und grinst.

Normalität bedeutet für den "neuen Michael Schumacher", wie Renault-Teamchef Flavio Briatore den 25-Jährigen bezeichnet, sogar, mit dem Papst verglichen zu werden. "Deutschland hat Benedikt XVI, Spanien hat Alonso", meinte einst 'Radio Marca' über den Champion.

Fernando Alonso

Fernando Alonso wäre gern ein bisschen größer Zoom

Der kleine Renault-Pilot aus Oviedo ("Ich wäre gern ein bisschen größer") hat aus den Fußball- und Motorrad-verliebten Spaniern ein Volk von Formel-1-Fans gemacht. Das Heimspiel in Barcelona war zum zweiten Mal hintereinander ausverkauft, in diesem Jahr gab es die Rekordkulisse von 135.000.

Fernando Alonso stand am 23. März 2003 in Kuala Lumpur als jüngster Fahrer auf der Pole Position, fünf Monate später am 24. August wurde er in Budapest der jüngste Grand-Prix-Sieger - und ein Jahr danach in Sao Paulo folgte die Krönung.

"Vor drei Jahren war die Formel 1 in meiner Heimat noch so gut wie nicht existent. Nun kleben sieben Millionen Spanier förmlich vor den Fernsehschirmen, wenn ein Grand Prix läuft. Unglaublich", meint Alonso, der wie einst Schumacher vom Italiener Flavio Briatore zum Star aufgebaut wurde. Nächstes Jahr geht das Dream Team allerdings getrennte Wege: Briatore bleibt zwar Renault-Teamchef, doch Alonso sucht bei McLaren-Mercedes eine neue Herausforderung.

Seine Karriere hatte bereits im Alter von drei Jahren begonnen, als ihm sein rennverrückter Vater Jose Luis ein Kart baute - und dem Filius Holzklötze unter die Füße schnallte, damit er an die Pedale kam. Über die Formel Nissan und die Formel 3000 kam er 2001 bei Minardi in die Königsklasse, in der er nach nur einem Jahr als Testfahrer bei Renault richtig durchstartete.