• 01.11.2012 22:16

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Alltag raus, Spannung rein: McLaren macht mobil

Paddy Lowe glaubt daran, dass DRS auf bestimmten Strecken nicht richtig funktioniert - Ausdauernde Pirelli-Reifen schaden der Action, meint Jenson Button

(Motorsport-Total.com) - Es gab an Sonntagsvormittagen schon aufregendere Beschäftigungen, als sich den Indien-Grand-Prix 2012 im Fernsehen anzuschauen. Dass das Rennen auf dem Buddh International Circuit, das nur 26 Überholmanöver erlebte, ein echter Langeweiler war, ist auch dem McLaren-Kommandostand aufgefallen - und das lag nicht nur an der erdrückenden Dominanz der Red Bull: "Das DRS schien dort ziemlich ineffizient zu sein", stellt Paddy Lowe fest. Sein Team war besonders betroffen.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Perlenschnur: Indien lieferte wenig Gründe, den Kaffeebecher fallen zu lassen Zoom

Der Technikchef musste mit ansehen, wie Jenson Button lange keinen Weg vorbei an Romain Grosjean fand und Lewis Hamilton sich an Mark Webber die Zähne ausbiss. "Einige Fahrer hingen lange hinter langsameren Fahrzeugen fest. Kimi (Räikkönen, Anm. d. Red.) war da das extremste Beispiel", rekapituliert Lowe und fordert Konsequenzen: "Es gibt etwas Streckenspezifisches mit dem DRS, das wir untersuchen müssen. Denn wir haben viele Pisten erlebt, auf denen es gut funktioniert hat."

Ist die Bahn in Noida DRS-feindlich?

Der McLaren-Verantwortliche unterstreicht: "Es muss an diesem Kurs liegen." Er geht auf das Duell zwischen Hamilton und Webber ein. Ein Zweikampf, der eigentlich keiner war und für Lowe damit ein Präzedenzfall ist: "Wenn man gesehen hat, wie Lewis gegen Rennende versucht hat, Mark zu überholen, schien es, als würde er aufschließen, um in dem kurvigen Abschnitt gleich wieder zu verlieren. So war er nie nahe genug dran", erinnert sich Lowe.

Für das kommende Wochenende will er den Fans nicht mehr Hoffnung auf Rennaction machen, schließlich fiel auch der Yas-Marina-Circuit in der Vergangenheit nicht durch Herzschlag-Gefahr auf: "Abwarten, wie sich dieses Rennen entwickelt. Abu Dhabi war einer der schwierigeren Kurse, wenn es um das Überholen mit DRS geht", warnt Lowe und will an der Idee streckenspezifischer Probleme festhalten: "Sollte es wieder so sein, läuft das nicht meiner Theorie zuwider."

Fahrers Freud ist Zuschauers Leid

Für Button liegt der Schlüssel zu Spannung in der Strategie. Ausgerechnet der "Reifenflüsterer" glaubt an die Formel, dass mehr Pneuwechsel mehr Action generieren: "Ich denke, es macht mehr Spaß, wenn es mehr Stopps gibt", so der Brite, der das Feld durcheinander gewirbelt sehen will. "Es wird öfters überholt, die Leute kämpfen mehr, weil sie auf unterschiedlichen Strategien unterwegs sind. Auch für die Zuschauer ist es unterhaltsamer, denke ich, wenn die Reifen stärker abbauen."

Pirelli will er als Fahrer keinen Vorwurf machen: "Ich muss aber sagen, dass es am Ende auf den härteren Reifen viel Spaß gemacht hat. Man konnte sehr aggressiv fahren", lobt Button, der anderes gewohnt war. "Normalerweise zerstört man die Reifen, wenn man zu aggressiv ist. Aus dieser Sicht war es schön. Doch für die Rennen ist es besser, wenn die Reifen stärker abbauen." Für 2013 rechnet er damit, wieder stark abbauendes, aber leichter zu verstehendes Material vorzufinden.