Coulthard: "Langeweile" in Indien Rückkehr zur Normalität

Der wenig spektakuläre Grand Prix von Indien war für David Coulthard aufgrund seiner Einfachheit besonders - Die Einstoppstrategie sorgte für ein ruhiges Rennen

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Indien unterschied sich deutlich von den turbulenten Rennen der ersten Saisonhälfte. Es ging im Feld deutlich ruhiger zu und Erinnerungen wurden an die Bridgestone-Ära wach. Viel hatte mit den Pirelli-Reifen zu tun, denn durchwegs wurde eine Einstoppstrategie gefahren. Für die Action auf der Strecke war das nicht förderlich. Für Ex-Rennfahrer David Coulthard war die "Langeweile" dagegen erfrischend. "Das Beste beim Grand Prix von Indien war seine Einfachheit. Das Kontingent der Pirelli-Reifen sorgte für eine lockere Einstoppstrategie. Die Rundenzeiten waren im Durchschnitt auch näher am Qualifying dran als bei jedem anderen Rennen in diesem Jahr."

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Die meisten Fahrer kamen in Indien nur einmal an die Box zum Reifenwechsel Zoom

Für den Schotten, der erst vor Kurzem seine aktive Karriere in der DTM beendet hat, war das ein Schritt in die richtige Richtung. "Für mich ist es sehr unangenehm, wenn Rennautos um neun Sekunden langsamer als im Qualifying fahren", begründet Coulthard gegenüber 'Autosport'. "In der aktuellen Formel ist das beim Start des Rennens aber normal, denn die Fahrer müssen auf das Benzin, die Reifen, die Bremsen und alles achten." Den Charakter der Sprintrennen hat die Formel 1 spätestens seit dem Verbot der Tankstopps und dem Wechsel von Bridgestone zu Pirelli verloren.

Noch Anfang des Jahrzehnts ging es in der großen Ära des Michael Schumacher prinzipiell einzig und alleine darum, so schnell wie möglich vom Start ins Ziel zu kommen. Mittlerweile muss sich der Fahrer nicht nur um die reine Performance, sondern um diverse Parameter kümmern. "Sich um das Auto zu kümmern ist aber nicht neu. Selbst in meiner Zeit, als die Tankstopps wieder eingeführt wurden, musste man auf sein Auto aufpassen, aber nie in diesem Ausmaß", erinnert sich "DC" an die Formel 1 Mitte der 1990er zurück. "Heute muss man das meiner Meinung nach viel zu sehr machen."


Fotos: Großer Preis von Indien, Sonntag


Indien war für Coulthard ein Schritt zurück in die "Normalität" und nennt ein Beispiel: "Williams konnte teilweise die besten Rundenzeiten fahren. Anschließend sahen sie jedoch an den Daten, dass Pastor Maldonado das Material zu sehr geschont hat. Er hätte ein Tempo fahren können, mit dem er deutlich weiter vorne gelandet wäre. Es ist kein gutes Zeichen, wenn Fahrer alles nur noch kontrollieren und nicht pushen können."

Coulthard erlebt die Formel 1 nicht mehr aus der Cockpitperspektive. Weltmeister Sebastian Vettel sieht das Thema differenziert. "Für uns ist es einfach, ständig Gas zu geben, als auf die Reifen zu schauen. Das ist eine andere Qualität. Am Ende sitzt man im Auto, spürt das Auto, spürt, was vor sich geht und versucht zuzuhören. Dann passt man seinen Fahrstil daran an. Ich denke, dass wir immer noch auf die Reifen schauen mussten."

"Wir wussten beim Start nicht, dass der Soft-Reifen überhaupt keine Probleme machen würde und wir 30 Runden damit fahren konnten", spricht der Red-Bull-Pilot einen Unsicherheitsfaktor an. "Das weiß man am Anfang nicht - jetzt wissen wir es. Zu diesem Zeitpunkt versucht man einfach, das Maximum herauszuholen. Wenn man das Gefühl hat, dass mit dem Reifen alles passt - und das wussten wir nach zehn bis 15 Runden -, dann fährt man einfach drauf los."

Bei vielen Fans war nach dem Rennen zu hören, dass es ein langweiliger Grand Prix war. Aus dem Cockpit hat es Sieger Vettel anders erlebt. "Für die Fans geht es glaube ich hauptsächlich darum, ob es viele Überholmanöver und viel Action gibt. Für uns geht es darum, ob wir ein Auto haben, mit dem wir pushen und ständig attackieren können. Ob das bedeutet, dass man eine Lücke von 20 Sekunden schließt oder zehn Autos überholt, ist am Ende das gleiche. Ich bin sicher, dass es mehr Spaß macht, zehn Autos zu überholen, aber ihr wisst schon, was ich meine."