Alexander Albon: Keinen Vertrag über ein Jahr zu haben, ist seltsam

Alexander Albon spricht im Exklusivinterview über seine Vertragsverlängerung bei Williams, Unterstützung für Logan Sargeant und seine neue Modelinie

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn Alexander Albon durchaus umworben war und sogar über eine Rückkehr zu Red Bull gesprochen wurde, hat sich der Thailänder jüngst zu einer Vertragsverlängerung mit dem Williams-Team entschieden. Bis 2025 lief sein bisheriger Kontrakt, der "für mehrere Jahre" verlängert wurde - heißt: vermutlich bis mindestens 2027.

Titel-Bild zur News: Alexander Albon (Williams) beim Formel-1-Rennen in Monaco 2024

Alexander Albon hat seine langfristige Zukunft in der Formel 1 gesichert Zoom

Der 28-Jährige hat sich damit langfristig zu dem Projekt bekannt, das er seit 2023 mit aufbaut. Trotz Gesprächen mit vielen anderen Teams hält er Teamchef James Vowles die Treue und glaubt daran, dass der Traditionsrennstall in den kommenden Jahren wieder nach vorne kommt.

Zwar weiß Albon, dass es 2025 wohl nicht viel zu gewinnen gibt, doch die Hoffnung ist da, dass es danach mit einer besseren Struktur aufwärts geht.

In Monaco haben wir uns mit dem Williams-Piloten zu einem Interview zusammengesetzt und über die Zukunft gesprochen - aber auch über aktuelle Dinge und ein paar Themen abseits der Formel 1.

Frage: "Alex, Sie haben ihren Vertrag erst neulich langfristig verlängert. Wo sehen sie Williams im kommenden Jahr?"
Alexander Albon: "Ich sehe uns nicht um Podestplätze kämpfen. Leider. Aber ich würde sagen, dass ich hoffe, dass wir zu einem Zeitpunkt konstant um die Punkte kämpfen. Ein wenig so, wo RB gerade ist."

Frage: "Hilft Ihnen der neue Vertrag, sich stabiler zu fühlen, oder spüren sie den zusätzlichen Druck?"
Albon: "Nein, ich denke, dass ich das Selbstvertrauen habe, diese Stabilität nicht mehr zu benötigen. Was den Druck angeht: überhaupt nicht. Ich habe den Vertrag verlängert, weil ich an das Projekt glaube. Ich weiß, dass es etwas mehr Zeit brauchen wird, als ich in gewisser Weise möchte, und ich werde dieses und das nächste Jahr noch damit verbringen, das Team aufzubauen und zu sehen, wie sich die Grundlagen ändern."

"Aber persönlich bin ich da voll dabei. Ich bin sehr interessiert daran und habe das Gefühl, dass ich dabei eine Rolle spielen muss."

Keinen Einjahresvertrag zu haben, ist seltsam

Frage: "Sie hatten in der Vergangenheit keine langfristigen Verträge. Was bedeutet es, jetzt einen zu haben?"
Albon: "Um ehrlich zu sein, das ist ein bisschen seltsam. Als Rennfahrer leben wir unser ganzes Leben praktisch mit Einjahresverträgen. Seit ich zehn Jahre alt war, habe ich von Jahr zu Jahr gelebt und wusste nicht, ob ich im nächsten Jahr noch fahren würde. Das ist die Realität für die meisten Fahrer in den Nachwuchsserien. So kenne ich es schon immer und habe es nie anders gekannt."

"Es stimmt, dass meine Zeit bei Red Bull in der Hinsicht ähnlich war, aber das war nicht so seltsam. Die Verlängerung bei Williams ist für mich auch nicht so: 'Okay, das habe ich jetzt und jetzt habe ich ein bisschen Sicherheit.' Für mich ist es eher: 'Okay, die Reise beginnt jetzt', auch wenn sie bereits vor zwei Jahren begonnen hat. Was muss ich tun? Wo muss ich hin? Ich möchte sicherstellen, dass es funktioniert."

"Ich investiere viele Jahre da hinein, und es ist in meiner Verantwortung, einen erfolgreichen Ausgang zu haben."


Fotostrecke: Die Vertragslaufzeiten der aktuellen Formel-1-Fahrer

Frage: "Was bedeutet es für Sie persönlich, dass ein Team so viel Vertrauen in Sie hat?"
Albon: "Großartig! Das Team glaubt seit Tag eins an mich. Das ist der Grund, warum sie mich nach einem schwierigen Jahr bei Red Bull geholt haben. Ich muss vielen Leuten danken, Jost [Capito] damals, und James [Vowles] spricht sehr offen und ehrlich mit mir darüber, wo wir derzeit stehen und wo wir hin wollen."

"Ich spüre, dass ich in diesen Prozess ziemlich stark eingebunden werde. Auch mit dem Vorstand habe ich eine gute Verbindung, zu allen, und das hat mir bei der Entscheidung, hier zu bleiben, definitiv geholfen."

Sargeant "hat eine Menge Talent"

Jemand, der wohl kaum eine langfristige Zukunft bei Williams haben wird, ist Albons Teamkollege Logan Sargeant. Der Amerikaner konnte die Erwartungen bislang nicht erfüllen und steht Gerüchten zufolge vor der Ablösung - ob noch in dieser Saison oder erst danach, das wird sich zeigen.

Teamchef James Vowles hatte Albon zuletzt gelobt, dass er Sargeant bei vielen Dingen hilft und selbstlos zur Seite steht. Und diesen Eindruck bestätigt auch der Amerikaner selbst.

Frage: "Logan hat in der Vergangenheit gesagt, dass Sie eine große Unterstützung waren. Er hat derzeit einige Probleme. Wie sehen Sie seine Leistung?"
Albon: "Das ist schwierig zu sagen. Natürlich sehe ich eine Menge von mir in ihm, vor allem meine Schwierigkeiten bei Red Bull. Ich weiß zu allererst, dass er eine Menge Talent hat. Das sehe ich in den Daten. Man muss nur auf seine Vergangenheit als Fahrer schauen und auf seine Teamkollegen, gegen die er gefahren ist."

"Es geht einfach darum, diese kleinen Dinge zu finden, wo ich bis zu meinem Formel-1-Comeback auch nie gespürt habe, dass ich sie gefunden habe. Aber 2023 hatte ich das Selbstvertrauen und diese Erfahrung, die mir meiner Meinung nach geholfen haben, mich von dem Fahrer abzuheben, der ich vor zwei oder drei Jahren war."

"Ich versuche Logan in diesem Bereich zu helfen, aber das ist sehr schwierig. Man muss einfach drin sein, um das zu erreichen, aber das war der Fokus zwischen uns beiden."


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Frage: "Sie sind Nummer-1-Fahrer bei Williams. Wie sind Sie seit dem Beginn als Fahrer gewachsen?"
Albon: "Leute denken oft, dass man vor allem als Fahrer eine Menge Erfahrung hat, aber man gewinnt auch an Lebenserfahrung und Wissen. Zum Beispiel Kommunikationsfähigkeiten, wie man mit dem Team spricht, aber auch wie man in der Öffentlichkeit spricht und was man rund um das Team sagt und was nicht. In diesem Bereich musste ich dazulernen. Ich würde nicht sagen, dass ich natürlich gut darin bin. Das ist etwas, dass ich immer zu verbessern versuche."

"Ich spüre, dass das der Bereich ist, wo ich mich am meisten entwickelt habe. Und ich glaube, dass bei jedem Fahrer der reine Speed ungefähr gleich bleibt. Es geht einfach darum, wie man den Speed umsetzt. Wie kann man sich selbst das Umfeld geben, um auf dem höchsten Niveau zu performen?"

"Und genau da befindet sich meine Reise. Ich spüre, dass ich immer noch Fortschritte mache und noch eine Menge zu lernen habe."

Von Pandas, T-Shirts und Golferinnen

Neben dem Sportlichen ist Albon aber auch ein kleiner Star auf Social Media. Der 28-Jährige zeigt auf Instagram gerne seine vielen Haustiere, die auch in Comicform schon auf seinem Helm zu finden waren - darunter zahlreiche Katzen, ein Hund und sogar ein Pferd.

Und wenn er nicht gerade diese Tiere auf seinem Helm spazieren fährt, dann darf es auch schonmal ein Panda sein, wie zuletzt in China.

Frage: "Ihr Pandahelm war ein großer Erfolg. Können wir noch mehr so lustige Dinge erwarten?"
Albon: "Ja, in Silverstone. Ich werde das so lassen."

Frage: "Mit AA23 haben Sie auch eine eigene Modelinie bis hin zu anderen Merchandising-Produkten. Was ist Ihr Traumprodukt?"
Albon: "Mein Traumprodukt ist das, was ich schon jetzt mit meinem Merch versuche. Ich möchte Merchandising einfach generell besser machen. Ich habe das Gefühl, dass es billig, schlecht und nicht immer richtig hergestellt wird. Ich möchte einfach Dinge, die von guter Qualität und nützlich sind."

"Ich möchte nicht, dass es laut ist. Ich möchte, dass es in gewisser Weise unauffällig ist. Du kannst zwar ein Fan sein, ohne es aber jedem auf die Nase zu binden. Unauffällig, so wie ich, und diesen Bereich verfolge ich. Und mein Traumprodukt ist alles, was das abdeckt."

Ebenfalls ein Star ist übrigens seine Freundin Lily Muni He. Die 24-Jährige Chinesin ist Profi-Golferin und natürlich auch auf Instagram zu finden, wo sie mit 840.000 Followern aber deutlich weniger als ihr Freund hat (2,7 Millionen).

Frage: "Gibt Lily Ihnen Tipps im Bereich Social Media?"
Albon: "Tut sie, ja. Ich habe mich mit meinen Fotos beschäftigt, ich glaube, das habe ich öfter gemacht. Ich bin nicht jemand, der viel mit seinem Handy fotografiert, also ist sie eine große Hilfe für diese Art von Dingen. Sie hat mich definitiv dazu gebracht, offener zu sein und mein Handy regelmäßig für Fotos zu benutzen. Vieles von dem, was ihr seht, hat sie sich ausgedacht."

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