• 11.05.2003 19:41

Alessandro Zanardis Abschied wie im Märchen

Alessandro Zanardi hat heute in einem Spezial-CART seine Karriere beendet ? beste Rundenzeit wäre Startplatz fünf gewesen

(Motorsport-Total.com/sid) - Mühsam, aber mit einem strahlenden Lächeln stieg "Mister Courage" Alex Zanardi nach den letzten 13 Runden seiner großen Rennfahrer-Karriere aus dem Champ Car und winkte sich selbst mit der schwarz-weiß karierten Flagge ab. Ausgerechnet auf dem EuroSpeedway Lausitz, wo er nach einem schrecklichen Unfall am 15. September 2001 dem Tod ins Auge sah, begann der Italiener sein zweites Leben. 50.000 Fans feierten den ehemaligen Formel-1-Fahrer, der bei dem Unglück in der Lausitz damals beide Beine verloren hatte.

Titel-Bild zur News: Alessandro Zanardi

Alessandro Zanardi hat seine Karriere heute wie in einem Märchen beendet

"Dankeschön an meine Fans", sagte der mit Beinprothesen mühsam an Krücken laufende Zanardi auf deutsch. "Diesen Abschluss war ich mir und den Anhängern schuldig. Schließlich bin ich fast Deutscher, weil ich nur noch deutsches Blut in meinen Adern habe."

Mit schwarzem Humor hat der 36-Jährige das Trauma des Unfalls verarbeitet. Als er damals beim ersten Gastspiel der US-CART-Serie in Deutschland die Kontrolle über seinen Wagen verlor, raste sein Kollege Alex Tagliani mit Tempo 320 in seinen Boliden. Zanardi verlor vier Liter Blut, die Ärzte mussten einige Tage um sein Leben kämpfen und beide Beine amputieren. 15 Operationen und fast zwei Jahre später ist Zanardi kein depressiver Rollstuhlfahrer, sondern nach eigener Aussage ein "glücklicher Behinderter".

Über die an der Unfallstelle aufgehängten Plakate "Don't stop here, Alex" konnte Zanardi lachen, denn "die Angst habe ich längst überwunden". Deshalb wollte der zweimalige CART-Champion noch einmal "dieses unglaubliche Gefühl empfinden, einen Rennwagen in hohem Tempo zu fahren."

Extra für den spektakulären Auftritt in der Lausitz wurde einer der 400 Stundenkilometer schnellen Boliden mit der Startnummer 66 wie damals und der gleichen Lackierung wie am Unfalltag versehen. Mit einem speziellen Handjoystick wie beim Jetski gab Zanardi zum letzten Mal Gas.

Unter dem tosenden Jubel der Fans raste der Italiener mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 313 km/h zu einer Rundenzeit von 37,487 Sekunden. Damit hätte er in der Qualifikation einen sensationellen fünften Platz belegt. Nach dem Bremsmanöver mit der Beinprothese schickte er seine Kollegen mit der abgewandelten Startformel "Fans, start your engines" ins German 500.

"Ich habe die Fahrt genossen, aber das war der Abschluss für mich als professioneller Rennfahrer. Ich habe eine tolle Frau, Superkinder ? und die will ich nicht verlieren", erklärte der einstige Formel-1-Teamkollege von Ralf Schumacher. Die von US-CART-Serie überwiesene Prämie für seinen letzten Rennfahrer-Auftritt geht komplett an seine Stiftung für bedürftige Kinder, denn finanzielle Sorgen hat der in Monte Carlo lebende Millionär nicht.

Zanardi fühlt sich nicht als hilfsbedürftig und will anderen Behinderten mit seinem Beispiel Mut machen: "Eigentlich müsste ich tot sein, aber ich lebe sehr gut. Ich kann Auto fahren, ich kann mein Boot steuern, ich habe eine Zukunft. Ich bin ein glücklicher Mann."