• 20.08.2001 13:29

  • von Marcus Kollmann

Alesi und Frentzen: Feuertaufe bestanden

Beide Rennfahrer meisterten ihr ersten Rennwochenende im neuen Team bravourös, wenngleich auch nicht fehlerfrei

(Motorsport-Total.com) - Obwohl der 37-Jährige Jean Alesi genauso wie der 34-Jährige Heinz-Harald Frentzen einen 50 Kilometer langen Test mit seinem neuen Team vor dem Großen Preis von Ungarn bestritt, wurden beide Rennfahrer während des Rennwochenendes auf dem Hungaroring auf eine harte Probe gestellt. Alesi wollten allen beweisen, dass man ihn noch lange nicht zum alten Eisen zählen darf, Frentzen wollte zeigen, dass man ihn zu Unrecht bei Jordan entlassen hat. Nach wie vor sind die genauen Gründe die zur Kündigung des Mönchengladbachers seitens Eddie Jordan führten nicht bekannt.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen (Prost)

Frentzen sah das Rennwochenende als großen Test an

Abgesehen von einem Dreher, welcher Jean Alesi im Freien Training wichtiger Trainingszeit beraubte, verlief das Wochenende für den Franco-Sizilianer erfolgreich. Er qualifizierte sich zwar deutlich schlechter als ein Teamkollege Jarno Trulli, jedoch schlug er sich im Rennen, welches er als Zehnter beendete, beachtlich. Den Vorwurf, dass er nicht bereit sei sich an neue Situationen anzupassen, trat der Formel-1-Routinier ebenfalls entgegen, denn im Rennen benutzte er die Kupplung nicht per Pedal wie er es bei Prost gewohnt war, sondern zog die Schaltwippe am Lenkrad des EJ11. Bei Prost benutzte nur Luciano Burti die Kupplung am Lenkrad, da Alesi sich daran nicht gewöhnen wollte, genauso wie er im AP04 auf den Luxus der Servolenkung verzichtete, welche er selbst nicht für sonderlich wichtig erachtet, nun aber bei Jordan auf diese zurückgreifen kann.

Während Alesi von einem schlechten in ein besseres Auto wechselte, war es bei Heinz-Harald Frentzen genau andersherum, denn der "Cockpittausch" zwischen ihm und dem Franzosen hat zur Folge, dass der Deutsche die letzten Rennen in einem leistungsschwächeren Auto absolvieren wird als es sein EJ11 war. Auch Frentzen bestand die Generalprobe am vergangenen Wochenende und leistete sich nur einen groben Patzer, als er in der Qualifikation David Coulthard eine schnelle Runde vermasselte.

"Ich habe ihn einfach nicht gesehen, denn in meinen Spiegeln konnte ich nichts erkennen", sagte Frentzen nach der Qualifikation, angesprochen auf den Zwischenfall. Der in Monaco mit Frau und Tochter lebende Mönchengladbacher hatte seinen neuen Teamkollegen in der Qualifikation deutlich besiegen können, kam er doch mit dem total unruhig liegenden AP04 besser zurecht. Im Rennen schied Frentzen zwar in Runde 63 aus, jedoch hatte er bis dahin eine solide Leistung gezeigt.

Der 34-Jährige beeindruckte das Team von Alain Prost sogar so sehr, dass dieses den Deutschen für 2002 gerne verpflichten würde. In der Formel 1 gilt Frentzen ohnehin als jemand der ein Auto und dessen Probleme gut analysieren kann, wie er es auch bei Prost sofort tat. "Die Basis des Autos ist grundsätzlich gut. Was ich vom Motor und dem Elektronikpaket bisher mitbekommen habe, ist, dass Prost ein wirklich leistungsstarkes und auch standfestes Paket hat. Es gibt lediglich ein fundamentales Problem im Auto, welches wir gemeinsam finden und lösen müssen, dann können wir erfolgreich sein", so Frentzens Fazit nach den "Testkilometern" am letzten Wochenende.

Während Alesi sich für die noch ausstehenden Rennen einen Platz auf dem Podium zum Ziel gesetzt hat, will Frentzen dem Team helfen die Basis für das nächste Jahr zu verbessern. Dass es für ihn schwierig werden würde im Prost sich so in Szene zu setzen wie bei Jordan, hatte Frentzen vor seiner Vertragsunterzeichnung gewusst. Unterschrieben hat Frentzen bei Prost für die letzten Rennen eigenen Worten aber nicht nur weil er so noch ein paar Rennen fahren und sich dadurch anderen Teams empfehlen kann, sondern weil die Basis bei Prost stimmt, wovon er sich bei einem Besuch in Guyancourt selbst überzeugt hatte.

Mit den gesammelten Erkenntnissen des vergangenen Rennwochenendes dürften Alesi und Frentzen nun das nächste Rennen, welches am 2. September in Spa-Francorchamps ausgetragen wird, wesentlich gelassener und zuversichtlicher angehen. Wie sich die beiden dort anstellen werden dürfte ebenfalls interessant anzuschauen sein.