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  • 16.11.2002 18:27

  • von Fabian Hust

Alesi: "De la Rosa? Wir reden doch über Rennfahrer?"

Ex-F1-Pilot Jean Alesi über seine Kritik an McLaren-Mercedes, Ex-Kollege Pedro de la Rosa und seine Sehnsucht nach der F1

(Motorsport-Total.com) - Vom 4. bis 6. März dieses Jahres durfte Ex-Formel-1-Pilot Jean Alesi im südfranzösischen Paul Ricard den MP4-16B von McLaren-Mercedes testen. Der MP4-16B war ein Chassis basierend auf den 2001er-McLaren mit Komponenten des diesjährigen MP4-17. Damals war alles eigentlich nur als ein PR-Gag gedacht gewesen, nicht umsonst fuhr der Franzose nur das Vorjahresauto.

Titel-Bild zur News: Jean Alesi

Hat es Jean Alesi mit seiner Kritik an McLaren-Mercedes übertrieben?

Ende April kam der ehemalige Jordan-Fahrer dann aber im neuen MP4-17 noch einmal zum Einsatz, als er zusammen mit Alexander Wurz in Mugello einen Tag testete und 0,7 Sekunden langsamer als der Österreicher war. Öffentlich äußerte sich der 37-Jährige nie genau über die Qualitäten des MP4-17. Dass diese aber speziell zu Saisonbeginn nicht berauschend waren, ist kein Geheimnis.

Innerhalb des Teams jedoch muss der 201-fache Grand-Prix-Teilnehmer das damals brandneue Auto ziemlich kritisiert haben, nachdem er den MP4-16B noch gelobt hatte, mit dem zu Beginn sogar schnellere Rundenzeiten möglich waren: "Ich habe den Ingenieuren die Wahrheit gesagt", wird Alesi von der 'auto, motor und sport' zitiert. Es sei sein Job gewesen, Aussagen über das Auto zu machen: "Meine Kritik war konstruktiv und ehrlich." Testen durfte Alesi seitdem jedoch nicht mehr, obwohl dies sein ausdrücklicher Wunsch gewesen war.

Schon in der Formel 1 war Alesi berüchtigt dafür gewesen, seinen Teams unmissverständlich mitzuteilen, wenn etwas mit dem Auto nicht stimmt, nicht jeder konnte mit den sehr emotionalen Äußerungen des Franco-Sizilianers umgehen und das McLaren-Mercedes-Team ist bekannt für seine Apathie gegenüber südländischen Fahrern. Zwar haben die fahrerischen Qualitäten Vorrang, aber wenn man es sich aussuchen kann, verpflichtet man lieber ruhigere und geradlinigere Typen wie Häkkinen oder Räikkönen.

Der heutige DTM-Pilot ? immerhin mit einem ersten Sieg im dritten Rennen und dem fünften Rang im Gesamtklassement ? muss sich seitdem die Formel-1-Autos von außen anschauen, und das fiel ihm besonders bei seinem Besuch des Monaco-Grand-Prixs in diesem Jahr schwer: "Als ich von meiner VIP-Tribüne aus die Einführungsrunde beobachtete, hätte ich fast geheult", gibt der Franzose zu.

Keine Frage, Alesi hat die DTM in diesem Jahr bereichert, und vielleicht kommt in Zukunft noch der eine oder andere Formel-1-Pilot in die Tourenwagenserie. Ein möglicher Kandidat wäre Pedro de la Rosa, der von Jaguar vor die Türe gesetzt wurde ? trotz gültigem Vertrages. Teamchef Niki Lauda machte keinen Hehl daraus, dass ihn die fahrerischen Qualitäten des Spaniers nicht überzeugt hatten. Alesi kann sich da nur anschließen: "Ich bin mir nicht sicher, ob sich de la Rosa in der DTM zurechtfinden würde. Wir reden doch über Rennfahrer, oder?"