Alesi: Trulli wird ein Star werden
Ex-Grand-Prix-Fahrer Jean Alesi über die Entwicklung der Formel 1, Renault-Fahrer Jarno Trulli und die neue Saison
(Motorsport-Total.com) - Jean Alesi nahm in der Zeit von 1989 bis 2001 an insgesamt 201 Formel-1-Rennen teil ? nur der Brasilianer Nelson Piquet (204), der Italiener Andrea de Cesaris (208), der Österreicher Gerhard Berger (210) und der Italiener Riccardo Patrese (256) haben mehr Rennen als der Franzose bestritten. Da der inzwischen 37-jährige Mann aus Avignon für 2002 nicht im Jordan-Honda-Team bleiben konnte, erklärte er Ende des vergangenen Jahres seinen Rücktritt aus der Königsklasse des Motorsports.

© Jordan
Jean Alesi fährt nach seiner Formel-1-Karriere 2002 in der DTM
Durch seine 13 Jahre lange Karriere in der Formel 1 hat Jean Alesi zahlreiche Entwicklungen miterlebt. Abgesehen von den Sicherheitsverbesserungen, die nach den tödlichen Unfällen 1994 getroffen wurden, war die Einführung der elektronischen Fahrerhilfen 2001 wohl die letzte große Änderung, die der WM-Vierte von 1996 und 1997 hautnah miterlebt hat. Da gerade der Franzose für seine "Rallyefahrweise" bekannt ist, war er über die Freigabe der Fahrhilfen wie Startautomatik und Traktionskontrolle nicht sehr erfreut. "Die Autos haben einen großen Einfluss und das Technologieniveau ist sehr hoch", erklärte der Familienvater auf der 'Autosport International Show' in Birmingham.
Durch die zahlreichen elektronischen Hilfen, die wir heute in fast jedem neuen Serienwagen finden, verlor der Formel-1-Fahrer an Einflussmöglichkeiten, was einen Mann wie Jean Alesi schmerzen muss. "Wenn die Strecke nass ist oder halb trocken und halb nass ist, hat man viele elektronische Kontrollsysteme im Auto", erklärte der 1,70 Meter große Vater von drei Kindern (Helena, Charlotte und Giuliano). "Als Fahrer hast du kaum eine Chance, Einfluss auf die Rundenzeiten einzunehmen. Das ist ? wie ich sage ? die schwarze Seite der Formel 1."
Neben der komplizierten Aerodynamik der modernen Formel-1-Autos werden auch die zahlreichen Hilfsmittel für die Fahrer dafür verantwortlich gemacht, dass wir in den letzten Jahren nur wenig Überholmanöver in der Formel 1 gesehen haben ? da die Fahrer dank der Computertechnik weniger Fehler machen können. Wenn es nach Jean Alesi geht, so muss sich daran schnell wieder etwas ändern. "Die FIA hat sehr gute technische Leute", so der Sieger des Kanada-Grand-Prixs 1995. "Sie schauen die ganze Zeit, wie man die Formel 1 verbessern kann. Sie haben die Sicherheit an den Strecken und den Autos bedeutend verbessert, aber sie müssen sicher auch eine Lösung finden, damit man die Autos einfacher überholen kann."
Alesi: die Geschwindigkeiten sind zu hoch
Darüber hinaus meint der Wahlschweizer, dass die Geschwindigkeiten in der Formel 1 viel zu hoch sind. Regelmäßig wird bei den Hochgeschwindigkeitsrennen in Hockenheim und Monza inzwischen die 350-Stundenkilometer-Marke durchbrochen, "was zu schnell für die Formel 1 ist", so der Franzose. "Ich denke, die Geschwindigkeit ist zu hoch. Am Fernseher oder an der Strecke kannst du den Unterschied zwischen 350 und 310 nicht feststellen."
In seiner Zeit als Rennfahrer ist Jean Alesi von 1993 bis 1997 (Ferrari, Benetton) fünf Jahre lang an der Seite von Gerhard Berger gefahren. "Wir haben unsere gemeinsame Zeit genossen", berichtet Jean Alesi und fügt hinzu: "Ich würde sagen, dass er der beste Teamkollege ist, den ich je hatte." Beeindruckt ist er aber auch von seinem letzten Teamkollegen, Jarno Trulli. "Ich war von meiner Zeit neben Jarno Trulli sehr beeindruckt", gibt er zu. Nach seinem Streit mit Alain Prost im vergangenen Sommer bestritt Jean Alesi seine letzten fünf Saisonrennen im Team von Eddie Jordan an der Seite von Jarno Trulli: "Er ist sehr schnell und hat eine sehr gute Fitness." Jean Alesi glaubt, dass sein ehemaliger Teamkollege, der in diesem Jahr für Renault antritt, noch eine große Zukunft vor sich hat. "Ich bin sicher, dass er einer der neuen Stars im Grand-Prix-Sport werden wird", so der zweifache Pole-Setter. "Zweifellos kommt er an die Spitze."
Während Jean Alesi in diesem Jahr in der DTM antreten wird, hofft er in der Formel 1 auf eine interessantere Saison als im letzten Jahr, als sich Michael Schumacher und Ferrari schon im 13. von 17 Rennen vorzeitig die Weltmeistertitel sichern konnten. "Ich hoffe, McLaren kann Ferrari schlagen, weil es für die Fans schöner ist, wenn es unterschiedliche Sieger gibt", sagte der ehemalige Ferrari-Fahrer. "David Coulthard ist in seiner besten Form."

