powered by Motorsport.com

Adventskalender 2010: "Formel Langeweile"

Formel-1-Adventskalender mit 'Motorsport-Total.com': Gemeinsam mit Experte Marc Surer analysieren wir die Saison 2010 - Auftakt mit der "Formel Langeweile" in Bahrain

(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2010 geht als eine der spannendsten in die Formel-1-Geschichte ein. Vier Fahrer kämpften beim letzten Rennen in Abu Dhabi noch um den Gewinn der Weltmeisterschaft; den Sieg sicherte sich letztendlich einer, der die Fahrerwertung zuvor noch nie angeführt hatte. Auf dem Weg nach Abu Dhabi kam es zu zahlreichen Sternstunden und Dramen. Grund genug für 'Motorsport-Total.com', das Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen. Thema heute: "Formel Langeweile" in Bahrain.

Titel-Bild zur News: Start in Manama 2010

Die erste Kurve der Saison 2010: Es sollte ein langweiliger Grand Prix werden...

In Form eines "Adventskalenders" nehmen wir im Dezember bis Heiligabend jeden Tag ein Thema unter die Lupe. Den Anfang macht dieser Ankünder inklusive eines kurzen Blicks auf den wenig repräsentativen Saisonauftakt, anschließend folgen die Teams, die deutschsprachigen Fahrer und die Top 3 der Fahrer-WM inklusive des neuen Champions. Gewürzt wird der Rückblick in Form des 'Motorsport-Total.com'-Adventskalenders wie jedes Jahr mit fachlich kompetenten Analysen des ehemaligen Grand-Prix-Piloten Marc Surer.

Langsamer Start in eine tolle Saison

Am 14. März deutete beim Grand Prix von Bahrain in Manama noch nicht viel darauf hin, dass 2010 zu einer der spannendsten Saisons der Formel-1-Geschichte werden sollte. Sebastian Vettel (Red Bull) dominierte das Rennen von der Pole-Position aus, bis er in Runde 34 Fernando Alonso (Ferrari) kampflos passieren lassen musste. Ursache für den Leistungsverlust, durch den der Deutsche gerade noch einen vierten Platz ins Ziel retten konnte, war eine defekte Zündkerze.

Doch hinter dem Ferrari-Doppelsieg, Lewis Hamilton (McLaren) und Vettel spielte sich in der Sakhir-Wüste ein eher ödes Schauspiel ab, das dem Status eines Formel-1-Saisonauftakts nicht gerecht wurde. Denn weder an der Spitze noch weiter hinten wurde groß überholt; zudem verlief auch noch das alles überschattende Comeback von Michael Schumacher (Siebter im Qualifying, Sechster im Rennen) auf Mercedes unspektakulär. Prompt wurde die "neue" Formel 1 als "Formel Langeweile" oder "Formel Überholverbot" in die Pfanne gehauen.

Zu unrecht, wie wir heute wissen. Surer wusste es schon damals besser: "Es war das Rennen des Abwartens - Bremsen, Reifen und so weiter -, ein Herantasten an das neue Reglement. Deswegen habe ich mir damals keine Sorgen gemacht", erinnert sich der 'Motorsport-Total.com'-Experte. "Ich habe in einer Kolumne geschrieben: 'Die werden schon noch merken, dass man jetzt überholen muss, wenn man nach vorne kommen will und es nicht mehr auf dem taktischen Weg geht.' Die Saison hat mir recht gegeben."

Fernando Alonso vor Felipe Massa und Sebastian Vettel

Erstmals Pech: Sebastian Vettel wurde eine defekte Zündkerze zum Verhängnis Zoom

Die meisten anderen Beobachter waren nach Bahrain besorgt, dass sich die Regeländerungen als Fehlschlag entpuppen könnten. So wurde zum Beispiel ein schmalerer Vorderreifen eingeführt, um der durch KERS veränderten Gewichtsverteilung Rechnung zu tragen - Pech nur, dass sich die Teamvereinigung FOTA aus Kostengründen freiwillig dazu entschlossen hat, das an und für sich weiterhin erlaubte Hybridsystem nicht einzusetzen. Zudem kam ein neues Punktesystem (25-20-15-10-8-6-5-3-2-1 statt 10-8-6-5-4-3-2-1).

Tankverbot sorgt für neue Strategien

Die aus technischer Sicht wichtigste Änderung war aber sicher die Einführung eines Tankverbots während des Rennens. Die Autos mussten zum Rennstart rund 230 Liter Benzin an Bord haben, um über die volle Distanz gehen zu können. Die Tanks fielen somit mehr als doppelt so groß aus als 2009. Dies hatte Konsequenzen: Um das größere Volumen hinter dem Fahrersitz platzieren zu können, musste bei den Fahrzeugen der Radstand verlängert werden, die Balance veränderte sich.

"Das Wichtigste wird sein, in den ersten zehn bis 15 Runden schonend mit den Reifen umzugehen, um sie im ersten Stint nicht zu schnell zu zerstören", meinte Ferrari-Neuzugang Alonso nach den Wintertests. "Die Fahrer werden ihren Fahrstil im ersten Teil des Rennens leicht umstellen müssen." Alles halb so wild, wie sich im Nachhinein herausstellte - aber das konnte in Bahrain noch niemand aufgrund von Erfahrungswerten wissen. Daher wurde es ein Rennen des Abwartens.

Eine weitere Lektion, die bereits am ersten Rennwochenende unter neuen Regeln gelernt werden musste: Wegen des Tankverbots gewinnt plötzlich nicht mehr derjenige strategisch an Boden, der möglichst spät an die Box kommen kann, sondern es profitiert meistens derjenige, der früher zum Service fährt. Denn der Gewichtsnachteil durch das Betanken beim Boxenstopp fällt seit 2010 weg, dafür profitiert man aber umso mehr vom erhöhten Grip der frischen Slicks.


Fotos: Großer Preis von Bahrain, Sonntag


Zumindest meistens: "In der Regel ist es so, aber nicht immer", erläutert Experte Surer. "Je nachdem, wie schnell die harten Reifen Grip aufbauen, ist es nicht auf jeder Strecke gleich, aber es stimmt, dass der frühere Boxenstopp meistens ein Vorteil ist. Natürlich funktioniert das nicht, wenn die harten Reifen zu lange brauchen, bis sie auf Temperatur kommen. Es hängt daher von der härteren Mischung ab." Das gilt allerdings nur für wenige Runden Unterschied in der Länge eines Stints.

Überholkönner wieder gefragt

Denn wenn ein Fahrer auf eine komplett konträre Strategie setzt, abwartet, wie seine Konkurrenten der Reihe nach an die Box kommen, sich deren frische Reifen abnutzen und erst gegen Rennende an die Box fährt, um auch selbst zu wechseln, profitiert er in den letzten Runden von einem massiven Gripvorteil - gesehen etwa bei Kamui Kobayashi in Valencia, als der Japaner ein "Finale Furioso" ablieferte, damit die Krise des Sauber-Teams nach dem BMW-Ausstieg beendete und sich erstmals als bester Rookie des Jahres ins Spiel brachte.

Aber die Strategie, länger als alle anderen mit dem Reifenwechsel (in der Regel von weichen Slicks für das Qualifying auf harte für den ersten Stint) zu wechseln, ist kein Selbstläufer, sondern muss richtig umgesetzt werden: "Das braucht dann auch einen Fahrer, der überholen kann und nicht sagt, dass das Überholen in der Formel 1 nicht möglich ist. Es gibt eigentlich nur zwei, die das können, und das sind Hamilton und Kobayashi", analysiert Surer.

Doch die Kritik an der "Formel Langeweile" verhallte schnell, als den Millionen von TV-Zuschauern auf der ganzen Welt in Australien, Malaysia und China richtig spannende Rennen geboten wurden. Auch die Saison hatte es mit sechs WM-Führenden (Alonso, Massa, Button, Webber, Hamilton und Vettel), von denen fünf Grands Prix gewannen und vier noch bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi am 14. November Titelchancen hatten, in sich. "Formel Langeweile" war dementsprechend wohl die größte Fehl-Schlagzeile des Jahres...

Marc Surer

Marc Surer analysiert auch dieses Jahr die Leistungen von Fahrern und Teams Zoom

Alle 24 Adventskalender-Türen:

01. Heute: "Formel Langeweile"
02. Virgin
03. HRT
04. Lotus
05. Toro Rosso
06. Sauber
07. Force India
08. Williams
09. Renault
10. Mercedes
11. Ferrari
12. McLaren
13. Red Bull
14. Christian Klien
15. Timo Glock
16. Nick Heidfeld
17. Sébastien Buemi
18. Nico Hülkenberg
19. Adrian Sutil
20. Michael Schumacher
21. Nico Rosberg
22. Mark Webber
23. Fernando Alonso
24. Sebastian Vettel

Folgen Sie uns!

Formel-1-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen täglichen und/oder wöchentlichen Formel-1-Newsletter von Motorsport-Total.com!