• 28.09.2009 11:26

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

2010: Umweltschutz auch ohne KERS

Auch Williams hat nun eingelenkt, 2010 auf KERS zu verzichten, dafür wird die FOTA aber andere Umweltschutzmaßnahmen vorantreiben

(Motorsport-Total.com) - Die Hybridtechnologie KERS, mit der Lewis Hamilton gestern in Singapur schon seinen zweiten Saisonsieg gefeiert hat (dazu kommt noch ein weiterer KERS-Triumph von Kimi Räikkönen in Spa-Francorchamps), erlebt derzeit in der Formel 1 fast so etwas wie einen Boom. Trotzdem wird sie nächstes Jahr nicht zum Einsatz kommen.

Titel-Bild zur News: KERS

Das KER-System wird 2010 in der Formel 1 nicht mehr zum Einsatz kommen

Die Teamvereinigung FOTA hatte sich schon im Vorfeld des vergangenen Wochenendes darauf verständigt, 2010 aus Kostengründen freiwillig auf KERS zu verzichten. Das FIA-Reglement erlaubt einen Einsatz von KERS jedoch - und Williams hatte vor, dies auch zu nutzen. Gestern lenkte aber auch das Team aus Grove ein: "Wir haben uns darauf geeinigt, KERS nächstes Jahr nicht zu fahren", so Williams-Betriebsdirektor Alex Burns nach dem zweiten FOTA-Meeting in Singapur.#w1#

Zusammenhalt in der Wirtschaftskrise

"Bei dem finanziellen Druck, unter dem manche Teams stehen, ist es wichtig, dass alle Teams am gleichen Strang ziehen." Alex Burns

Burns kann damit leben, dass nun alle verzichten werden, obwohl Williams eine eigene Hybridfirma besitzt und für das Thema KERS bestens gerüstet wäre. Aber: "Bei dem finanziellen Druck, unter dem manche Teams stehen, ist es wichtig, dass alle Teams am gleichen Strang ziehen. Die Formel 1 ist teuer. Wir müssen Verantwortung für die Umwelt übernehmen, aber diese Verantwortung müssen wir uns auch leisten können", sagt Burns.

KERS wird damit nächstes Jahr sicher nicht zum Einsatz kommen, denn auch die neuen Teams sollen komplett in die FOTA eingegliedert werden. Stattdessen plant die FOTA ein anderes Umweltschutzprogramm, das gestern beschlossen wurde. Details dazu sind noch nicht bekannt, aber diskutiert werden verschiedenste Ansätze - von neuen Technologien in den Autos bis hin zu Emissionsreduktionen in den Fabriken.

Der freiwillige KERS-Verzicht sei "wichtig, um in diesen wirtschaftlich schweren Zeiten nicht wegen solcher 'Zusatzfunktionen' ein weiteres Team zu verlieren", sagt BMW Motorsport Direktor Mario Theissen und fügt an: "Es ist auf der anderen Seite auch klar, dass sich die Formel 1 Zukunftsthemen stellen muss. Das wird auch innerhalb der FOTA so gesehen. Es geht jetzt darum, wie man das formuliert."

Einigung auf grundsätzliche Linie

"Im nächsten Jahr keine unnötigen Belastungen, aber mittelfristig sehr wohl eine Ausrichtung der Formel 1 auf zukunftsträchtige Technologien." Mario Theissen

"Ist das KERS oder ist das etwas anderes, was die Formel 1 in die Rolle bringt, wesentliche Zukunftsthemen zu treiben? Ist das 2011 oder ist das bei einer anderen Gelegenheit? Darüber wird noch gesprochen, aber das Grundsatzverständnis ist da: im nächsten Jahr keine unnötigen Belastungen, aber mittelfristig sehr wohl eine Ausrichtung der Formel 1 auf zukunftsträchtige Technologien", so der Deutsche.

Entscheidend ist seiner Meinung nach, die Projekte, die man nun anpackt, richtig zu machen: "Man kann sich da verschiedene Themen vorstellen. Aus meiner Sicht sollte man aber nicht den Fehler machen, alles gleichzeitig zu probieren", findet Theissen. "Dann wird uns etwas Ähnliches passieren wie jetzt im ersten Anlauf mit KERS, dass es nicht umsetzbar ist. Aber natürlich sind auf vielen Gebieten Ansätze möglich."

KERS sei grundsätzlich eine gute Idee gewesen, man habe die Hybridtechnologie aber wegen der Wirtschaftskrise zum falschen Zeitpunkt in der Formel 1 eingeführt. Aber Theissen stellt klar: "Die Formel 1 hat ein riesiges Technologie-Know-how und eine unvergleichliche Entwicklungsgeschwindigkeit. Von daher bietet es sich geradezu an, einzelne Themen zu packen und zu sagen: Hier wollen wir Vorreiter für die Serienentwicklung sein."