• 24.06.2011 22:06

100 Jahre: Der Mythos Fangio lebt weiter

Juan Manuel Fangio wäre heute 100 Jahre alt geworden: Der legendäre Argentinier war der erste Superstar der Formel 1 - Erinnerungen an einen Champion

(Motorsport-Total.com/SID) - Fünfmal Weltmeister, 24 Siege in 51 Rennen, 48 Mal in der ersten Startreihe: Die Bestmarken des Juan Manuel Fangio schienen gemacht für die Ewigkeit. Und obwohl Michael Schumacher ihn 2003 als Rekord-Champion der Formel 1 abgelöst hat, der Mythos Fangio lebt noch heute, 16 Jahre nach seinem Tod. Am heutigen Freitag wäre der erste Superstar der Königsklasse 100 Jahre alt geworden.

Titel-Bild zur News: Juan Manuel Fangio

Bis Schumacher der unbestrittene Formel-1-Held: Juan Manuel Fangio

Zu stoppen war "El Chueco" (Der Krummbeinige) auf der Rennstrecke kaum. Um ihn am Siegen zu hindern, bedurfte es außergewöhnlicher Maßnahmen. Wie im Februar 1958, im letzten Jahr seiner aktiven Karriere. Vor einem Sportwagen-Rennen auf Kuba wurde der Weltmeister von der "Bewegung des 26. Juli" um Revolutionsführer Fidel Castro aus seinem Hotel entführt. Der "Maximo Lider" katapultierte seine Rebellen damit ins internationale Rampenlicht.

Von Fidel Castro entführt

Fangio durfte sich in seinem Versteck den Sieg von Stirling Moss nur im Fernsehen anschauen und wurde danach unversehrt der argentinischen Botschaft übergeben. Er sei ritterlich behandelt und komfortabel untergebracht worden, erzählte er seinerzeit dem Nachrichtenmagazin 'Spiegel'. Unter seinen Bewachern seien auch hübsche junge Frauen gewesen. "Sie haben mir das Programm der Rebellenbewegung erläutert. Aber ich habe ihnen gesagt, ich sei an Politik nicht interessiert", sagte Fangio.

Der Maestro hatte sich schon seit frühester Jugend eher für Rennwagen begeistert. Nachdem er als Kind eigentlich Arzt hatte werden wollen, machte er eine Lehre in einer Automobilwerkstatt und wurde mit dem Rennbazillus infiziert. Schnell fuhr er auch selbst Rennen. Nach einem Unfall bei einer Rallye, bei dem sein Beifahrer ums Leben kam, wechselte Fangio auf die Rundstrecke und 1949 mit Hilfe der argentinischen Regierung nach Europa.

Juan Manuel Fangio

Fangio beim Grand Prix von Monaco 1957, den er gewinnen sollte Zoom

Dort feierte der damals 37-Jährige sofort Erfolge. Gleich sein erstes Rennen beim Grand Prix von San Remo gewann er, für 1950 bekam er ein Formel-1-Cockpit bei Alfa Romeo und wurde - nur knapp geschlagen - Vizeweltmeister hinter Giuseppe Farina. Ein Jahr später holte er dann mit Alfa seinen ersten Titel. Es folgten ein Jahr Pause wegen eines Unfalls und eine Saison bei Maserati mit nur einem Sieg, bevor er bei Mercedes anheuerte.

Dort ging Fangios Stern endgültig auf. Nachdem er in den ersten beiden Rennen noch in einem Maserati angetreten war, weil der neue Silberpfeil nicht rechtzeitig fertig wurde, holte er im Mercedes-Boliden seinen zweiten WM-Titel, dem er 1955 Nummer drei folgen ließ. Nach dem Mercedes-Rückzug wegen des Unfalldramas in Le Mans wechselte er 1956 zu Lancia, wo er ebenso Weltmeister wurde wie ein Jahr später nach seiner Rückkehr zu Maserati.

Mit Boxenstopp zum Sieg

Diesen fünften Titel - mit der vierten verschiedenen Marke - sicherte sich Fangio in seinem wohl größten Rennen, am 4. August 1957 auf dem Nürburgring, als der Taktikfuchs den geplanten Boxenstopp erfand. Im Duell mit Mike Hawthorn und Peter Collins war Fangio nur mit einem halbvollen Tank ins Rennen gegangen, weil er wusste, dass seine Reifen nicht bis zum Ende durchhalten würden.

Ayrton Senna und Juan Manuel Fangio

Zwei Giganten ihres Sports: Fangio und Senna in Brasilien 1993 Zoom

Er fuhr mit dem leichteren Auto schnell eine Führung heraus, bis er an die Box kam und sich neue Reifen und Benzin holte, was aber länger dauerte als geplant. Danach jagte er mit einem Rundenrekord nach dem anderen über die legendäre Nordschleife und holte sich noch den Sieg. Er habe bei diesem Rennen mehr riskiert, als er jemals wollte, gab Fangio, der sonst immer nur "ein bisschen schneller fuhr als der Zweite", später zu. Noch heute erinnern am Ring ein Fangio-Denkmal mit seinem Silberpfeil von 1955 und ein Restaurant, das seinen Spitznamen trägt, an den Argentinier.

Mercedes blieb Fangio auch nach seiner Karriere verbunden. Er besaß Autohäuser, baute für die Stuttgarter in Argentinien ein Motorenwerk und wurde 1974 Präsident von Mercedes Argentinien. 1995 erlag er im Alter von 84 Jahren einem Nierenleiden und erhielt ein Staatsbegräbnis. Den ersten Titel von Michael Schumacher hatte er noch erlebt, dass der Kerpener alle seine Rekorde brach, aber nicht mehr.