• 21.02.2010 09:10

  • von Roman Wittemeier

Sauber: "Bestenfalls eine Momentaufnahme"

Teamchef Peter Sauber gibt nicht allzu viel auf die guten Eindrücke von seinem neuen Auto: "Wir wissen es selbst nicht so genau"

(Motorsport-Total.com) - Es mutet schon etwas kurios an. Im vergangenen Jahr übernahm Ross Brawn den bis dorthin wenig erfolgreichen Werksrennstall von Honda und wurde sofort Weltmeister. In diesem Jahr führt Peter Sauber das frühere Werksteam von BMW weiter. Und was passiert? Vom WM-Titel mag im Augenblick natürlich niemand träumen, aber die zuletzt gezeigten Leistungen der Schweizer waren sehr gut. Eine echte Standortbestimmung ist dennoch kaum möglich.

Titel-Bild zur News: Kamui Kobayashi

Kamui Kobayashi brannte am Samstag beeindruckende Zeiten in den Asphalt

"Wir wissen es selbst nicht so genau", sagt Teamchef Peter Sauber, der die schnellen Runden seines Schützlings Kobayashi am Samstag mit Freude verfolgt hat. "Zu unserem eigenen Auto kann ich sagen, dass es auf der Strecke jene Daten liefert, die wir aufgrund der Simulationen und Messungen im Windkanal erwartet hatten. Das ist positiv. Positiv ist auch, dass die Fahrer Vertrauen in den C29 haben und mit dem Fahrverhalten sehr zufrieden sind", so Sauber in der Zeitung 'Blick'.#w1#

Die Voraussetzungen sind gut, doch eine präzise Prognose für die zukünftige Hackordnung in der Formel 1 fällt schwer. "Das ist alles nichts wert, wenn der Wagen nicht schnell genug ist. Und genau hier wird es schwierig, präzise Aussagen zu machen. Denn noch nie waren Prognosen so ungenau wie in diesem Jahr", sagt Sauber mit Blick auf höchst unterschiedliche Benzinmengen und verschiedene Reifenmischungen, die in Jerez zum Einsatz kamen.

Sauber hat auch Force India und Toro Rosso auf der Rechnung

"Statt 100 fassen die Tanks neu rund 160 Kilogramm", erklärt der Schweizer, der das Team nach dem Rückzug von Hersteller BMW wieder übernommen hat. "Wer in vergangenen Jahren 'schwer' fuhr, hatte 60 bis 70 Kilogramm Sprit an Bord, wer leicht fuhr, deren 10. Die Differenz lag da also bei 50 bis 60 Kilogramm. Schwerer war kaum jemand unterwegs, weil das einfach nicht nötig war." Im aktuellen Jahr könne die Differenz allerdings bis zu 150 Kilogramm betragen.

"Die Teams müssen diesen neuen Gewichtsbereich ausloten, um sicher zu sein, dass das Fahrverhalten mit voller Benzinladung passt, die Bremsen das Mehrgewicht verkraften und die Reifen nicht allzu schnell abbauen", beschreibt Sauber. Auf einer Strecke wie Jerez machen zehn Kilogramm Unterschied rund drei Zehntelsekunden aus. "Dann ergibt sich eine Differenz von rund fünf Sekunden, wenn ein Pilot mit minimaler oder maximaler Benzinladung unterwegs ist."

Peter Sauber (Teamchef)

Teamchef Peter Sauber freut sich über die gute Frühform seines Rennstalls Zoom

"Natürlich ist man geneigt, die 'großen Vier' ganz vorne zu sehen: Ferrari, Red Bull, Mercedes und McLaren, möglicherweise mit Vorteilen für die zwei Erstgenannten", wagt Sauber eine Einschätzung der Situation. Er fügt hinzu: "Auf keinen Fall unterschätzen würde ich jedoch Force India, und auch der Schweizer Sébastien Buemi im Toro Rosso hat auf mich einen starken Eindruck gemacht. Aber auch das kann bestenfalls eine Momentaufnahme sein."

Bei der aktuellen Momentaufnahme spielt auch der Sauber-Ferrari C29 eine gute Rolle. Kobayashi hat dies nicht mit einzelnen schnellen Runden, sondern mit beeindruckenden Longruns über fast 20 Runden eindrucksvoll gezeigt. Aber die kommenden Updatepakete der Teams könnten das Kräfteverhältnis noch einmal ganz neu mischen, sagt der Teamchef: "Naturgemäß ist es so, dass da die großen Teams, die über entsprechende Ressourcen verfügen, mehr nachlegen können als die kleineren."